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Fußball-EM

EM 2024 - Ilkay Gündogan spielt für DFB-Team groß auf: Endlich Liebe?

  • Aktualisiert: 21.06.2024
  • 08:50 Uhr
  • Tobias Hlusiak
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Richtig glücklich war Ilkay Gündogan lange nicht im Nationaltrikot. Die Beziehung zwischen ihm und den Fans wirkte oft angespannt. Das war auch noch kurz vor der Heim-EM so. Nun aber spielt der Kapitän groß auf. Ist der Knoten geplatzt?

Vom DFB-Team berichtet Tobias Hlusiak

Jack Grealish war es offenbar ein Anliegen, Position zu beziehen. Der Engländer urlaubt dieser Tage in Italien, weil er nach einer durchwachsenen Saison nicht für den Turnier-Kader der Three Lions nominiert wurde.

Trotzdem schaut sich der Star von Manchester City die EM-Spiele an. Ganz sicher sah er zumindest das der deutschen Mannschaft gegen Ungarn am Mittwoch.

Denn kurz danach teilte der 28-Jährige ein vom TV abfotografiertes Bild von Ilkay Gündogan und schrieb eine kurze aber knackige Lobeshymne dazu:

"Ich kann nicht beschreiben, wie gut dieser Mann ist. Er ist ehrlich gesagt einer der Besten, mit denen ich jemals zusammenspielen durfte!"

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Es sind Worte, die in England niemanden überraschen dürften. In Deutschland wahrscheinlich schon. Noch.

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Gündogan erst ausgepfiffen, nun gefeiert

Grealish spielte mit Gündogan bei City zusammen. Zwei Jahre lang Seite an Seite. Trainiert von Pep Guardiola.

Gündogan war in einer Mannschaft, die die nationalen wie internationalen Mannschaften dominierte, ein absoluter Schlüssel- und Führungsspieler. Die Ausführungen Grealishs überraschen deshalb nicht.

Und trotzdem rieben sich nicht wenige im vergangenen Herbst die Augen, als der damalige Bundestrainer den - mittlerweile als Spielmacher des FC Barcelona agierenden - gebürtigen Gelsenkirchener zum neuen Kapitän der Nationalmannschaft machte.

Zu selten hatte Gündogan die gewohnte Verfassung aus dem Klub-Fußball in die DFB-Elf übertragen können. Hinzu kamen Themen abseits des Platzes, wie die Debatte um ein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Jahr 2018.

Sechs Jahre nachdem er kurz nach dem verhängnisvollen Schnappschuss bei einem Testspiel Deutschlands in Leverkusen gnadenlos ausgepfiffen wurde und hinterher fix und fertig in der Kabine saß, hatte sich der Wind gedreht.

Auf den ersten Blick jedenfalls.

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Nagelsmann fordert: "Ilkay mehr Vertrauen"

Auf den zweiten aber blieb die Beziehung zwischen Gündogan und der Nationalmannschaft auch in den Monaten danach eine leicht problematische.

Selbst als das Team im März erstarkte, spielte der Kapitän eher schwach. Noch in den Testspielen kurz vor der EM schien er seine Rolle im neuen Konstrukt von Mittlerweile-Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht so recht gefunden zu haben.

Kurze Zeit später tauchte eine "WDR"-Umfrage auf, die für Schlagzeilen sorgte.

Unbeirrt aber betonte Gündogan wenige Stunden vor dem Eröffnungsspiel gegen Schottland, wie viel es ihm bedeute, die Mannschaft aufs Feld zu führen und Deutschland zu vertreten.

Unbeirrt war auch Nagelsmann unterwegs, der am fünfmaligen Premier-League-Champion festhielt. Und nun belohnt wird.

"Wir müssen Ilkay alle mehr Vertrauen in diesem Land", verkündete der Bundestrainer mit Nachdruck, nach dem zweiten Vorrundenspiel gegen Ungarn.

EM 2024: Deutscher schmeißt schottischen Fans Bier zu

Es war das zweite in Folge, das Gündogan so spielte, als habe er ein Vereinstrikot an. Er scheint endlich angekommen beim DFB.

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Gündogan hat seine Rolle gefunden

Er selbst würde das nie so formulieren. Dennoch bestätigte Gündogan selbst, dass etwas anders ist. "Ich spüre das Vertrauen des Trainerteams, der Mitspielers, des gesamten Staff", strahlte er und führte weiter aus: "Ich fühle mich einfach sehr, sehr wohl."

Eine "gute Grundlage" sei das, um "frei aufzuspielen. Das war nicht immer leicht und fühlt sich deshalb umso besonderer an."

Nach Jahren der Unsicherheit hat der mittlerweile 33-Jährige seinen Platz in der Nationalmannschaft gefunden. Als Zehner zwischen den beiden freien Kreativ-Künstlern Florian Wirtz und Jamal Musiala. Gündogan soll Ordnung in die wild kombinierende und ständig rochierende Offensive bringen und selbst immer wieder in die Tiefe gehen.

Ohne klare Außenstürmer spielt sich beim DFB in Nagelsmanns System eine Menge in der Mitte ab. Gündogans Stärken am Ball, seine Gabe zwei Züge voraus zu denken und Räume zu sehen, sind besonders gefragt.

Gegen Ungarn ging der Plan in Perfektion auf. Ein Tor, eine Vorlage, Spieler des Spiels.

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Gündogan zeigt blindes Verständnis mit Kroos

Die bahnbrechende Umstellung Nagelsmanns scheint es zu sein, seinen Kapitän schlicht weiter nach vorne zu ziehen.

Der hatte in der Nationalmannschaft oft als Acht oder gar noch weiter hinten auf der Sechserposition spielen müssen. Vor einigen Jahren direkt neben Toni Kroos. Das klappte nicht so recht - für beide.

Kroos zog irgendwann - gewiss nicht wegen Gündogan - einen Schlussstrich unter seine DFB-Karriere. 2021 nach der EURO war das. Nun aber ist er für das Heimturnier nochmal zurück und leitet das deutsche Spiel als eine Art Quarterback.

"Vielleicht war es nebeneinander der Fall, dass wir oft das Gleiche dachten oder machen wollten. Jetzt, da wir versetzt spielen, ergänzen wir uns besser", erklärt Gündogan und beschreibt dann, was eigentlich nicht zu beschreiben ist: "Wenn wir uns nur für eine Millisekunde anschauen, wissen wir, was der andere denkt und was er vorhat."

Als der Kapitän im Ungarn-Spiel kurz vor Schluss vom Platz ging, erhobenen sich die Zuschauer. Es sah nach Liebe aus. Endlich.

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