Ärger nach Viertelfinal-Einzug
EM 2024: Merih Demiral mit Wolfsgruß-Eklat - Deutscher Botschafter einbestellt
- Aktualisiert: 05.10.2024
- 10:22 Uhr
- Kai Esser
Merih Demiral war mit zwei Treffern der Matchwinner für die Türkei. Mit seinem Torjubel sorgte er jedoch für Ärger, er zeigte nämlich den in einigen Ländern verbotenen Wolfsgruß.
Die Freude der türkischen Nationalmannschaft kannte keine Grenzen, als das Achtelfinale der Türkei endlich abgepfiffen war. Mit 2:1 schlugen die Türken die favorisierten Österreicher nach einem aufopferungsvollen Kampf.
Matchwinner war Merih Demiral. Der Innenverteidiger schlug zweimal nach einer Ecke zu und bescherte seinem Land damit den ersten Viertelfinal-Einzug bei einem großen Turnier seit 2008.
Mit seinem Jubel sorgte er jedoch für Aufregung. Er hielt beide Arme nach oben, posierte seinen Ring- und Mittelfinger gegen seinen Daumen.
Diese Geste ist als "Wolfsgruß" bekannt und ist ein Symbol der rechtsextremistischen Ülkücü-Bewegung in Deutschland, auch bekannt unter dem Namen "Graue Wölfe". Diese wird vom Verfassungsschutz beobachtet und als ultranationalistisch, rassistisch und gewalttätig eingestuft.
Wie die UEFA am Mittwoch-Vormittag bekanntgab, wird nun gegen Demiral ermittelt. Nach Artikel 31 (4) der UEFA-Richtlinien wird die Disziplinarkammer des Verbandes das Fehlverhalten des türkischen Defensiv-Spielers untersuchen.
Die "Grauen Wölfe" gelten als größte rechtsextremistische Bewegung in Deutschland, das Bundesamt für Verfassungsschutz zählt bei der Gruppierung mehr als 12.000 Anhänger.
Demnach bestrebt die Bewegung ein völkisches Reich namens "Turan" an, das sich vom Balkan bis nach China erstrecken soll.
Das Wichtigste zur EM
Wolfsgruß in Deutschland verboten?
Allerdings ist weder die Organisation noch der Gruß in Deutschland verboten. Eine Straftat des türkischen Abwehrspielers liegt demnach nicht vor.
In Österreich sieht es hingegen anders aus - dort ist die Ausführung des Wolfsgrußes verboten. In Frankreich ist sogar die Organisation seit 2020 verboten.
Demiral selbst postete die Geste stolz auf Social Media und spielte die Szene danach runter. "Diese Geste hat mit mir und meiner türkischen Identität zu tun. Es ist keine versteckte Botschaft oder ähnliches. Ich habe Leute im Publikum damit gesehen und ich hoffe, dass ich noch einige Chancen habe, sie noch ein weiteres Mal zu machen."
"Wir sind alle Türken, ich bin sehr stolz darauf, Türke zu sein und das ist der Sinn dieser Geste. Ich wollte einfach nur demonstrieren, wie sehr ich mich freue und wie stolz ich bin", schrieb Demiral weiter.
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UEFA-Ermittlungen laufen - Botschafter einbestellt
Durch seine politisch motivierte Geste könnte dem Doppeltorschützen eine Sperre drohen, denn die UEFA ermittelt bereits. Der Verband verbietet politische Gesten auf dem Platz und sanktioniert immer wieder politische Symboliken, die vom Disziplinarausschuss als "für ein Sportereignis unangemessen" gewertet werden.
Bereits der Albaner Mirlind Daku wurde von der UEFA aus dem Verkehr gezogen. Er stimmte nach der Partie gegen Kroatien mit den Fans nationalistische Gesänge an. Gemäß Berichten soll er gegen Mazedonier und Serben gesungen haben. Daraufhin wurde er für zwei EM-Spiele gesperrt.
Das gleiche Schicksal könnte nun Demiral drohen.
In Folge der anhaltend lauten Kritik am Abwehrstar hat die Türkei sogar den deutschen Botschafter einbestellt. Auch Bundesinnenministerin Faeser hatte Demiral für seine Geste scharf kritisiert: "Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen."
Der türkische Fußballverband regierte bereits und schirmte die Mannschaft so weit möglich ab, ein für Medien teilöffentliches Training wurde kurzfristig abgesagt. Als die Teamkollegen Orkan Kökcü und Okay Yokuslu auf der Pressekonferenz zum Wolfsgruß-Skandal gefragt wurden, griff ein Sprecher des Verbands ein: "Gestern Abend hat sich unser Spieler dazu geäußert. Die UEFA befasst sich mit dem Thema. Wir werden dazu keine weiteren Aussagen machen."
Der Wolfsgruß sieht aus wie der "Schweigefuchs", den man womöglich noch aus der Schulzeit kennt. Allerdings steht dieser in keinem inhaltlichen Zusammenhang mit dem rechtsextremen Symbol.