Vierter EM-Titel für La Roja
EM 2024: Spanien ist wieder das Vorbild im Weltfußball - Kommentar
- Aktualisiert: 15.07.2024
- 01:48 Uhr
- Martin Volkmar
Nach zwölfjähriger Durststrecke meldet sich die spanische Nationalmannschaft eindrucksvoll zurück und könnte dank des unglaublichen Potenzials an Topspielern wieder länger die Weltspitze dominieren. Ein Kommentar.
Vom EM-Finale berichtet Martin Volkmar
Wenn eine Mannschaft nach diesen 51 Spielen und einem Monat Top-Fußball in Deutschland den EM-Titel verdient hat, dann Spanien.
Alle sieben Turnierspiele gewannen die Iberer verdient, einzig gegen die DFB-Auswahl im Viertelfinale wackelte sie und musste in die Verlängerung.
Ansonsten reichten in der Vorrunde gegen Titelverteidiger Italien und den WM-Dritten Kroatien ebenso die 90 Minuten für vollauf gerechtfertigte Siege wie im Halbfinale gegen Vize-Weltmeister Frankreich und schließlich im Finale gegen England, das Team mit dem mit Abstand höchsten Marktwert aller 24 Teilnehmer.
Doch im Gegensatz zu den engagierten und bemühten, aber im gesamten Turnier zu biederen und meist zu passiven Engländern oder den enttäuschenden Franzosen überzeugte der nunmehr alleinige Rekord-Europameister in allen Begegnungen durch offensiven, tempo- und trickreichen Fußball.
Spaniens Angriff mit den Megatalenten Lamine Yamal (17) und Nico Williams (22) ist ebenso eine Augenweide wie das Mittelfeld mit dem zu Recht zum besten Spieler der EM gewählten Rodri sowie den Edeltechnikern Dani Olmo und Fabian Ruiz.
Und dahinter lauern die diesmal verletzten Pedri (21) und Gavi (19) auf ihre Chance, ebenso weitere Nachrücker aus dem aktuellen EM-Aufgebot wie Deutschland-Schreck Mikel Merino.
Das Wichtigste in Kürze
Einzig die Abwehr mit dem Saudi-Legionär Aymeric Laporte (30), dem ihm im Sommer folgenden Nacho (34), sowie dem 38 Jahre alten Jesus Navas und dem mittlerweile 32-jährigen Dani Carvajal etwas überaltert und gerade im Tempospiel anfällig.
Spanien hat reichlich Nachwuchsspieler
Doch auch hier muss sich Erfolgscoach Luis de la Fuente keine Sorgen machen. Denn die Nachrücker scharen bereits mit den Hufen, allen voran Barcas ebenfalls erst 17-Jähriger Pau Cubarsi und dessen Klubkollege Eric Garcia (23).
Auch der 20-jährige Cristhian Mosquera vom FC Valencia hat schon jetzt einen Marktwert von 30 Millionen Euro, Dean Huijsen (19) von Juventus Turin gilt ebenfalls als hoch veranlagt.
Die Liste ließe sich mit Blick auf den Olympia-Kader und die U21 noch weiter verlängern, was zeigt: Spanien hat weder vorne noch hinten ein Nachwuchsproblem, ganz im Gegenteil.
Den anderen Nationalteams kann das Angst und Bange machen, denn wie bei den beiden EM-Titeln 2008 und 2012 sowie dem WM-Triumph 2010 könnte Spanien den Weltfußball wieder auf Jahre dominieren.
Zumal die "Furia Roja" von der damaligen reinen Lehre des Tiki-Taka-Ballbesitz-Mantras, mit der man nach 2012 mehrfach Schiffbruch erlitten hat, abgewichen ist bzw. diese unter de la Fuente weiterentwickelt hat.
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Spaniens neue Identität macht sie noch stärker
Das spanische Spiel ist weiter sehr dominant, aber bereichert worden durch Vertikalität, Robustheit und besserer Durchschlagskraft, auch ohne Top-Mittelstürmer.
Hinzu kommt eine ähnliche Siegermentalität wie bei Champions-League-Dauersieger Real Madrid, auch wenn die "Königlichen" in Dani Carvajal nur einen Stammspieler stellten.
Diese Mischung dürfte stilbildend werden für die Konkurrenten, wenn man Spanien nicht wie vor 16 Jahren einteilen lassen will.
Man darf gespannt sein, ob und wie sich Julian Nagelsmann am neuen Europameister orientieren wird - um sich vielleicht schon bei der WM 2026 für den bitteren EM-K.o. revanchieren zu können.