EM 2024 in Deutschland
EM 2024 - Trotz frühem Aus: Schottland-Fans sind schon jetzt ein großer Gewinner der EM
- Veröffentlicht: 24.06.2024
- 12:49 Uhr
- Timo Nicklaus
Sportlich hat die schottische Mannschaft bei der EM nicht die Sterne vom Himmel gespielt. In Erinnerung bleiben sie trotzdem - und das mehr als gut. Zu verdanken ist das den Fans, die Schottland so zu einem großen Gewinner gemacht haben. Ein Kommentar.
Aus Stuttgart berichtet: Timo Nicklaus
In Köln regnet es. Ach was, es schüttet. Mitten im Juni. Na toll. Und dann taucht da plötzlich dieses Video auf. Ein Video von einer älteren Dame, die samt Rollator über den durchnässten Alten Markt schlendert. Links und rechts von ihr stehen zwei Männer im Kilt und Trikot der eigenen Nationalmannschaft. Ganz traditionell. Der eine nippt am Bier, der andere hält den Regenschirm. Im Gleichschritt gehen sie mit. So, dass die Frau bloß nicht nass wird.
Dass die beiden Jungs der "Tartan Army", wie die schottische Anhängerschaft genannt wird, dabei selbst klatschnass werden – geschenkt. Völlig egal. Das bisschen Regen tut einer guten Party doch keinen Abbruch.
Es war nur eines von vielen Bildern und Videos, die während der EM-Gruppenphase um die Welt gingen. Millionenfach geklickt.
"No Scotland, no Party"
Ebenso wie die feuchtfröhliche Auftaktparty am Münchner Marienplatz, der Bieraustausch mit einem Anwohner in Köln oder die absurde Story rund um ein auf dem Klo verlorenes Handy, das dank deutscher Fans und einem Selfie wieder in den Besitz des schottischen Fans Kieran gelang.
Ob in München, Köln oder zuletzt in Stuttgart – egal wo die besagte "Tartan Army" auch aufschlug, verbreiteten die zehntausenden Anhänger Partystimmung. Ihre gute Laune schwappte über, sie war ansteckend. Warum? Weil die Schotten genau das auch wollten. So sind sie. So ist ihre Natur. Gemeinsam feiern. Friedlich, bierselig und völlig unabhängig davon, ob man sich jetzt groß dafür interessierte, was sich am Abend auf dem grünen Rasen so abspielte - "No Scotland, no Party".
Das Wichtigste zur EM
Sie versetzten sich, die Menschen um sich herum, und das ganze Land irgendwie in eine Art "Erholungsmodus" von den letzten Jahren, die meist überfüllt waren von negativen und traurigen Nachrichten.
Das gelang ihnen auch beim vorerst letzten Auftritt der Tartan Army auf der großen Turnierbühne. An die 100.000 (!) Schotten sollen sich zum letzten Gruppenspiel gegen Ungarn in Stuttgart befunden haben. Der Stadtgarten wurde ebenso gekapert wie die Public-Viewing-Möglichkeiten in der Innenstadt.
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Schotten-Fans bleiben in guter Erinnerung
Stimmgewaltig ging es auch auf der Bahn-Strecke Richtung Neckarpark zu. 20 Minuten Dauergesang und das Bemerkenswerte: Kaum ein Lied wurde doppelt angestimmt. Warum auch, wenn man einfach während des Turniers neue erfinden kann?
"Murder down in Munich, one point in Cologne. Three Points in Stuttgart – and we’re never going home!” Leider hat es mit diesem Plan nicht so ganz geklappt. Dafür war die schottische Mannschaft unter dem Strich einfach zu schlecht. Auch das gehört zur Wahrheit. Aber daran wird sich in Deutschland kaum einer stören.
Stattdessen bleiben die Fans in Erinnerung. Ihre Geselligkeit, ihre Hilfsbereitschaft, ihre Party-Stimmung und vor allem: Ihre gute Laune, die stets ansteckend war und dem einen oder anderen sonst so biederen Deutschen ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Hut ab, liebe Schotten! Ihr seid schon jetzt ein großer Gewinner dieser EM.