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klare meinung zum handspiel von marc cucurella

EM 2024: Schiedsrichter-Legende kritisiert Anthony Taylor!

  • Aktualisiert: 08.07.2024
  • 18:12 Uhr
  • Tobias Wiltschek
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Schiedsrichter-Ikone Bernd Heynemann spricht bei ran über die umstrittene Entscheidung von Anthony Taylor im Viertelfinale und erklärt, wie man die Handregel vereinfachen könnte.

Von Tobias Wiltschek

Auch drei Tage nach der umstrittenen Hand-Szene im Strafraum beim deutschen Viertelfinal-Aus gegen Spanien reißen die Diskussionen um die Entscheidung des englischen Schiedsrichters Anthony Taylor nicht ab.

War es nun in der Verlängerung ein strafbares Handspiel von Marc Cucurella oder nicht? Bernd Heynemann, einst selbst einer der besten deutschen Schiedsrichter, hat dazu eine eindeutige Meinung.

"Für mich war das ein klares Handspiel", sagt der DFB-Schiedsrichter des Jahres von 1998 bei ran. "Er zieht zwar die Hand zurück, beeinflusst aber die Flugbahn des Balles. Es ist ja auch eine eindeutige Bewegung erkennbar, dass er sich in den Schuss reinschraubt."

Was den 70-Jährigen aber noch mehr stört als die Entscheidung an sich, ist die Tatsache, dass Taylor die Möglichkeit nicht nutzte, um sich die Szene aus der 106. Minute noch einmal am Monitor anzuschauen.

"Wenn ich merke, dass da was brodelt, und ich kriege kein Zeichen aus Leipzig, dann muss ich mir das auf jeden Fall angucken", sagt Heynemann über den kollektiven Aufschrei nach der Szene auf dem Feld und im Stadion.

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"Das ist der größte Vorwurf, den ich ihm mache. Wir haben die teure Technik, und er überprüft das nicht noch mal. Es war ja auch eine spielentscheidende Szene", so der gebürtige Magdeburger weiter.

Kritik übte Heynemann, der bei der EM 1996 und der WM 1998 im Einsatz war, auch an den Regelhütern. Sie seien dafür verantwortlich, dass die Handspielregel kaum noch jemand versteht.

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Heynemann: "Es begreift keiner mehr"

Egal ob angelegter Arm, unnatürliche Körperhaltung oder Vergrößerung der Körperfläche: Für Heynemann sorgen all diese Kriterien dafür, dass "es keiner mehr begreift", wie er es ausdrückt. Es sei mittlerweile so schwer durchschaubar wie das deutsche Steuerrecht, so Heynemann: "Das hat vielleicht 30 Seiten, aber es gibt 50 Ordner mit Durchführungsbestimmungen, Erlassen und Sonderregelungen."

Außerdem führe beispielsweise das Kriterium der Körperflächenvergrößerung zu einer völlig unnatürlichen Körperhaltung der Spieler, wenn sie im Strafraum die Hände hinter dem Rücken verschränken.

"Wer mal Fußball gespielt hat, weiß, dass die Pinguinhaltung bei einer Flanke keine normale Bewegung ist", sagt er.

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Heynemann plädiert für Rückkehr zur alten Regel

Dabei könne das große Rätsel relativ leicht gelöst werden, so Heynemann. Man müsse nur zu dem Kriterium zurückkehren, das gegolten habe, als er noch aktiver Schiedsrichter war: "Früher gab es eine einfache Regelung. Die hieß: Geht die Hand zum Ball, ist es ein Strafstoß."

Würde diese Interpretation immer noch gelten, hätte es aus seiner Sicht auch bei einer anderen Szene bei dieser EM keine zwei Meinungen gegeben.

Im Achtelfinale zwischen den Niederlanden und Rumänien warf sich der Rumäne Bogdan Racovitan in einen Schuss von Tijjani Reijnders und berührte den Ball mit der Hand. Da sein Arm in dieser Szene aber angelegt war, entschied sich Schiedsrichter Felix Zwayer gegen einen Elfmeterpfiff.

"Der wirft sich voll rein, mit dem vollen Risiko, den Ball zu blocken – ob nun mit dem Körper oder mit der Hand", sagt Heynemann, der in dieser Szene auf jeden Fall Elfmeter gegeben hätte – auch weil er dem Rumänen volle Absicht unterstellt.

Heynemann widerspricht Gräfe

Im Zusammenhang mit der Hand-Szene aus dem Deutschland-Spiel gegen Spanien widersprach Heynemann dem deutschen Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe.

Der hatte vermutet, dass der Video-Assistent deshalb nicht eingegriffen habe, weil das DFB-Team schon von seinem Eingreifen beim Handspiel des Dänen Joachim Andersen im Achtelfinale profitiert habe. Dass die UEFA denselben VAR beim folgenden Spiel erneut einsetzte, sei laut Gräfe deshalb eine riskante Entscheidung gewesen, die sich im Nachhinein tatsächlich als problematisch herausgestellt habe.

"Das ist eine Konstruktion von Gräfe, die bloß PR ist. Mehr ist das für mich nicht. Das finde ich überzogen", sagt Heynemann. "Die Leute von der UEFA machen sich da schon Gedanken."

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