Europameisterschaft
Spanien vs. Frankreich bei EM 2024: Deutsche Blamage und ein Sieg für den Fußball - Kommentar
- Aktualisiert: 10.07.2024
- 17:04 Uhr
- Martin Volkmar
Spanien steht verdient im EM-Finale, weil es auch gegen Frankreich auf Sieg statt auf Ergebnis spielt. Zweiter Verlierer neben der Equipe Tricolore an diesem Abend sind die deutschen Fans, die sich komplett daneben benehmen. Ein Kommentar.
Aus München berichtet Martin Volkmar.
Vor dem ersten Halbfinale waren sich fast alle Beobachter sicher, dass das Duell zwischen Spanien und Frankreich ungeachtet der hochkarätig besetzten Teams zu einer zähen Angelegenheit werden würde.
Zu sehr hatte die "Equipe Tricolore" die Fans in den bisherigen EM-Spielen mit seinem fast schon zynischen Ergebnis-Fußball gequält, bei dem trotz milliardenschwerer Offensive gerade mal drei Törchen durch Elfmeter und Eigentore zustande gekommen waren,
Gleichwohl war es offensichtlich das Konzept von Weltmeistercoach Didier Deschamps, erstmal hinten sicher zu stehen und vorne auf den lieben Gott zu setzen, da der eigene "Fußballgott" Kylian Mbappé nach seinem Nasenbeinbruch unter Ladehemmungen leidet.
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Nur aber sollten die Spanier leiden, die ausgerechnet gegen den pfeilschnellen Mbappe mangels Alternativen ihren 38 Jahre alten Ersatzmann Jesus Navas stellen mussten – und in Nacho und Laporte zwei weitere Ü30-Legionäre aus Saudi-Arabien in der Innenverteidigung.
Komplettiert wurde die Viererkette links von "Deutschland-Schreck" Marc Cucurella, der aus ganz anderen Gründen an seiner Bestleistung gehindert werden sollte – aber dazu später mehr.
Es passte jedenfalls ins Bild, dass die Franzosen schon nach fünf Minuten ihr erstes "echtes" Turniertor erzielten – durch Kolo Muani nach Mbappe-Flanke und einer Fehlerkette der gesamten spanischen Abwehr.
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Doch da der Vize-Weltmeister danach wieder in den Verwaltungsmodus schaltete, kamen die Iberer zurück. Weil sie quasi als Gegenentwurf zu Frankreich wie schon im ganzen Turnier auch diesmal versuchten, aktiven statt passiven und offensiven statt defensiven Fußball zu zeigen.
Daher profitierten die Spanier im Gegensatz zum Gegner von ihrer spielerischen Klasse. Wunderkind Lamine Yamal und Topscorer Dani Olmo rissen die Partie an sich und drehten selbige durch zwei herrliche Treffer binnen fünf Minuten.
Und hinten räumten die "Oldies" dank ihrer Routine danach alles ab, allen voran der bisherige Real-Kapitän Nacho, und brachten den Erfolg ins Ziel. Am Ende ein Sieg für den "schönen" gegen den zweckmäßigen Fußball.
Deutschland-Fans haben ihren Sündenbock
Doch neben den Franzosen gab es an diesem Abend in München noch einen weiteren Verlierer: Diejenigen deutschen Zuschauer, die so unfair waren, Cucurella bei jedem Ballkontakt auszupfeifen.
Er sollte offenbar als Sündenbock herhalten für das deutsche Ausscheiden gegen die Spanier und vermutlich auch den Frust, nun auf teuren Plätzen nicht der DFB-Auswahl zujubeln zu dürfen.
Doch fürs Protokoll: Cucurella konnte nichts dafür, dass Schiedsrichter Anthony Taylor am Freitag den Elfmeterpfiff verweigerte, als Jamal Musiala Cucurella den Ball aus nächster Nähe an die Hand geschossen hatte.
Es ist ein Armutszeugnis für die Gastgeber-Nation, dass einige Verstörte das Fairplay so mit Füßen treten und am Ende einer bisher friedlichen und fröhlichen Europameisterschaft für ein derart peinliches Bild im Ausland sorgen.
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Wer sich so verhält, darf sich nicht über Pfiffe anderer Fanlager bei Nationalhymnen echauffieren und ist schlicht und ergreifend ein schlechter Verlierer.
Man kann nur hoffen, dass sich das deutsche Finalpublikum am Sonntag in Berlin gegenüber Cucurella angemessener und würdig verhält.