Europameisterschaft 2024
Ungarn fühlt sich gegen DFB-Team vom Schiedsrichter benachteiligt: "Hat mit zweierlei Maß gemessen"
- Aktualisiert: 20.06.2024
- 13:44 Uhr
- Martin Volkmar
Ungarns Coach Marco Rossi attackiert nach dem 0:2 gegen Deutschland den Unparteiischen und wirft ihm "Doppelmoral" vor. Beim DFB-Team sieht man das anders.
Vom DFB-Team berichten Martin Volkmar, Tobias Hlusiak und Bent Mildner
Ungarn steht nach der zweiten Niederlage im zweiten EM-Spiel vor dem vorzeitigen Aus. Entsprechend groß war der Frust beim deutschen Gegner, aber auch der Ärger – denn nicht nur Medien und Fans sahen sich beim Führungstreffer der DFB-Elf durch Jamal Musiala (22.) benachteiligt.
Vorausgegangen war ein Rempler von Ilkay Gündogan gegen Willy Orban, nach dem der Leipziger auf dem Boden landete und der deutsche Kapitän den Ball zum Torschützen spielen konnte.
"Für mich ist es ein Foul", sagte der 31 Jahre alte Profi von RB Leipzig nach dem Spiel: "Er gibt mir einen Check in die Hüfte, meine Hüfte fliegt zur Seite und ich falle fast auf mein Gesicht. Es gibt ja keinen Grund, sich im Sechzehner so hinzulegen."
Ähnlich äußerten sich auch Orbans Teamkollegen, etwa Dominik Szoboszlai.
Das Wichtigste in Kürze
Noch deutlicher wurde aber Ungarns Trainer Marco Rossi, der den Unparteiischen Danny Makkelie aus den Niederlanden massiv anging.
"Ich habe mich in meiner Karriere nie beschwert oder nach Ausreden gesucht, aber was der Schiedsrichter heute Abend gemacht hat… Sogar die Deutschen hier können sehen, dass der Schiedsrichter mit zweierlei Maß gemessen hat", erklärte der Italiener auf der Pressekonferenz.
"Schiedsrichter war der schlechteste Mann auf dem Platz"
"Er hat einen Schubser gegen Orban zugelassen und in einer ähnlichen Situation gegen Andrich ein Foul gepfiffen. Wir brauchen einheitliche Standards, keine Doppelmoral", ergänzte Rossi:
"Deutschland hätte trotzdem gewonnen, aber der Schiedsrichter war meiner Meinung nach der schlechteste Mann auf dem Platz."
Ungarns Chefcoach glaubt offenbar, dass der Referee gegen einen größeren Gegner anders gepfiffen hätte: "Deutschland ist vielleicht der Favorit auf den EM-Titel, aber sie benötigen keine Hilfe vom Schiedsrichter, um die EM zu gewinnen. Mal sehen, wenn Deutschland beispielsweise gegen Frankreich spielt, ob es dafür ein Foul gibt."
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Gündogan: "In der Premier League hätten sie sich kaputtgelacht"
Wenig überraschend, dass die deutsche Mannschaft die Szene ganz anders einschätzte, allen voran der "Übeltäter" selbst.
"Ich war ein bisschen überrascht, dass Orban oder die ungarischen Spieler sich beschwert haben", sagte Gündogan. "Ich habe sieben Jahre in der Premier League gespielt. Da hätten sie sich kaputtgelacht, wenn das Tor nicht gegeben worden wäre."
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Für den größten Lacher sorgte aber Niclas Füllkrug, der auf eine entsprechende Frage einer ungarischen Journalistin den "Video-Beweis" zückte.
"Ich kann dir ein Bild zeigen - nur, damit du es gesehen hast", sagte der Stürmer und holte sein Mobiltelefon heraus.
Dort hatte ihm ein Freund ein Bild geschickt von einem Luftzweikampf zwischen ihm und Orban. Darauf streckt der Verteidiger seine Hände in Richtung des deutlich höher gesprungenen Füllkrug, dessen Körper dadurch zurückgestoßen wird.
"Was hältst du davon, ist das dann auch ein Foul?", fragte Füllkrug die Reporterin, die verneinte. "Also, bitte. Da schubst er auch nur, das ist aber kein Foul."
Deutsche Experten: Kein Foul von Gündogan
So sahen es auch Experten wie die Ex-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb („Zu wenig für ein Foul“) oder Toni Kroos‘ Bruder Felix bei "Magenta TV":
"Es war relativ schnell klar, dass es kein Foul ist. Normalerweise muss Gündogan fallen, wenn Orban richtig verteidigt. Das er sich da so abkochen lässt, das ist einfach schlecht verteidigt."