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Borusse stürmt für Deutschland

DFB-Team - Tim Kleindienst setzt zu Höhenflügen an: "Major Tim" gefragt wie nie

  • Aktualisiert: 22.11.2024
  • 11:08 Uhr
  • Tobias Hlusiak

Tim Kleindienst spielte noch vor eineinhalb Jahren in der zweiten Bundesliga. Dann begann für den Stürmer ein steiler Aufstieg - bis in die Startelf der Nationalmannschaft. Wo soll das enden?

Von Tobias Hlusiak

Seit vergangenem Frühjahr hat der DFB eine neue Tor-Hymne. Wenn die Nationalelf in den gegnerischen Kasten trifft, ertönt der Neue-Deutsche-Welle-Klassiker "Major Tom" und alle sind plötzlich "völlig losgelöst".

Am vergangenen Samstag sorgte Tim Kleindienst gleich zwei Mal dafür. "Major Tim" sozusagen.

Beim 7:0-Schützenfest in Freiburg gegen Bosnien und Herzegowina. erzielte der Stürmer seine ersten beiden Treffer im deutschen Trikot - im dritten Länderspiel.

Es war der Höhepunkt einer Entwicklung, die so wohl nur die wenigsten hatten kommen sehen.

Beim Aufeinandertreffen mit Ungarn am Dienstag wurde Kleindienst dann wie fast alle anderen Startelf-Akteure aus dem Bosnien-Herzegowina-Spiel geschont. Im Zuge des 1:1-Remis wurde deutlich: Deutschland ist mit einem echten Goalgetter wie Kleindienst besser beraten als mit Julian Brand als "Falsche Neun".

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Kleindienst gibt zu: "Denke 'Halleluja'"

Eigentlich war Niclas Füllkrug ganz vorne drin gesetzt. "Lücke" hatte sich den Stammplatz beim DFB mit jeder Menge Toren verdient.

Erst kurz vor der Europameisterschaft stellte  Julian Nagelsmann um, setzte fortan auf Kai Havertz. Weil dieser aber besser ist, wenn er etwas zurückgezogen spielt, entstand wieder Startelf-Bedarf auf der Neun.

Um die Geschichte abzukürzen: Füllkrugs nunmehr zwei Monate andauernde Verletzungspause spülte Kleindienst ins Rampenlicht.

Drei Mal in Folge bekleidete der 1,94-Meter-Hüne nun die Position in der Angriffszentrale. Drei Mal spielte er gut. Auch wenn er sich selbst manchmal nicht ganz sicher ist, ob all das gerade wirklich passiert.

"Wenn ich zu den Lehrgängen fahre und an mir herunterschaue und sehe den Bundesadler, dann denke ich: 'Halleluja'", beschrieb Kleindienst seine Gefühlslage nach dem Bosnien-Spiel. Er sei tatsächlich etwas "geflasht", meinte er noch.

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Von Kleindienst zu "Smallservice"

Denn eigentlich schien der Nationalmannschaftszug für Kleindienst längst abgefahren zu sein.

Nirgendwo wollte die Karriere des einstigen Junioren-Nationalspielers so richtig starten. Weder in Freiburg, noch in Gent machte er nachhaltig auf sich aufmerksam. Das Label "gescheitert" schwebte über der Karriere von Kleindienst.

Dann aber klappte es in Heidenheim. Und das sogar so gut, dass der gebürtige Jüterboger die Schwaben in aufeinanderfolgenden Jahren zunächst in die Bundesliga und dann in die Conference League schoss.

Das reichte, um den nächsten Schritt zu vollziehen.

In Mönchengladbach läuft es ähnlich gut. In Zwölf Pflichtspielen hat der Stürmer sechs Tore und fünf Vorlagen angehäuft. Längst ist er Publikumsliebling, wird von den Fans liebevoll "Smallservice" gerufen.

Kürzlich rang sich die Borussia sogar durch, diesen Namenszug im Online-Fanshop anzubieten.

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Kleindiensts Stärken sind leicht zu lieben

Kleindienst ist ein Spieler, zu dem man sich als Fan schnell hingezogen fühlen kann.

Technisch ist er zwar nicht über jeden Zweifel erhaben, aber auch kein Sicherheitsrisiko für die Kollegen. Man kann ihn durchaus einbinden.

Seine größte Stärke ist seine Hingabe, sein Wille.

Der Stürmer läuft und läuft. Er wirft sich in Zweikämpfe und ackert im Gegenpressing. Und wenn eine Flanke in den Strafraum fliegt, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass er ein Körperteil hineinhält.

Kurzum bietet das Paket Kleindienst all das, was der Bundestrainer ganz vorne erwartet, damit die Künstler dahinter (Musiala, Wirtz, Havertz) ungestört aufspielen können. Deshalb berief er ihn kurz nach dessen 29. Geburtstag zum ersten Mal.

Nagelsmann muss den Tatendrang des Gladbachers sogar etwas einbremsen, legte ihm jüngst sogar nahe, "einen Tick fauler zu sein", um im Fall der Fälle besser für den eigenen Abschluss positioniert zu sein.

Kleindienst nickte den Vorschlag ab. "Es ist einfacher, weniger zu machen als wenn man auf einmal mehr machen müsste", sagte er trocken.

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Kleindienst möchte mit zur WM 2026

Er ist gekommen, um zu lernen. Und er will gern bleiben.

Das Fernziel Weltmeisterschaft 2026 hat er sich dick im Kalender angestrichen, da möchte Kleindienst dabei sein. Auch wenn er weiß, dass das kein Selbstläufer wird.

"Wenn die Leistungen im Klub stimmen, habe ich gute Argumente. Aber es sind noch anderthalb Jahre bis zur WM, deshalb möchte ich da noch keine Prognosen wagen", meinte er: "Ich bin dann auch anderthalb Jahre älter. Natürlich ist es ein Traum von mir, bei der WM dabei zu sein. Aber der Weg dorthin ist noch sehr weit für mich."

Im Moment hat er das Momentum auf seiner Seite und möchte es auch in Ungarn weiter nutzen.

Wenn Füllkrug dann zurückkommt, ist "Major Tim" bereit für das Duell - und womöglich für das Happy End eines DFB-Märchens - vom angeblich gescheiterten Zweitligaspieler zum WM-Teilnehmer.

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