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Niclas Füllkrug beim DFB-Team in misslicher Lage: Der große Nagelsmann-Verlierer
- Aktualisiert: 16.11.2024
- 11:45 Uhr
- Tobias Hlusiak
Vor den Länderspielen gegen Bosnien und Herzegowina und Ungarn musste Bundestrainer Julian Nagelsmann einige Absagen hinnehmen. Auch Niclas Füllkrug ist nicht dabei. Der Stürmer ist aktuell ein Fan-Liebling a.D. - außer Dienst. Seine Lage ist bedenklich.
Seit mehr als zwei Monaten hat Niclas Füllkrug kein Fußballspiel mehr absolviert.
Am siebten September, als die Nationalmannschaft in einem mitreissenden Spiel Ungarn mit 5:0 schlug, stand der Mittelstürmer für 60 Minuten auf dem Platz.
Er erzielte - natürlich - ein Tor. Es war das 14. in seinem 22. Länderspiel. Danach begann eine Leidenszeit, die noch immer andauert.
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Wegen einer empfindlichen Reizung der Achillessehne ist Füllkrug zum Zuschauen verdammt. "Es gab Komplikationen", gab Julien Lopetegui zuletzt zu.
Der Spanier ist seit vergangenem Sommer Vereinstrainer des Deutschen bei West Ham United. Mit dem Wechsel zum Premier-League-Klub wollte Füllkrug einen großen Schritt in seiner Karriere gehen.
Nun wirkt es so, als ginge dieser in die falsche Richtung.
Bislang kommt der Mittelstürmer in vier Spielen auf insgesamt 137 Einsatzminuten für die Londoner. Drei Mal in der Liga, einmal im Pokal.
Ein Tor gelang ihm noch nicht.
Das Wichtigste in Kürze
Dabei waren Erwartungen und Vorfreude gleichermaßen groß gewesen, als der 31-Jährige für 27 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu West Ham wechselte.
Ihm eilte ein exzellenter Ruf voraus. Ehrliche Arbeit, Mentalität, Führungsstärke und ein ausgeprägter Torriecher. Das kommt an im oberen Mittelfeld der englischen Eliteklasse.
Füllkrug hatte das Potential, zum Publikumsliebling zu werden. Er hat es immer noch. Bislang aber ist er eher ein Sorgenkind.
Und auch sein Verein sorgt sich. Nach elf Spieltagen belegt man einen enttäuschenden 14. Platz in der Tabelle. Es wird diskutiert - über Trainer Lopetegui, der erst im Juli übernahm. Aber auch über Füllkrug.
Zuletzt kamen Gerüchte auf, man wolle sich schon im Wintertransferfenster wieder vom Deutschen trennen. Ein Schritt zu dem es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht kommen wird.
Und dennoch bleibt ein negatives Grundgefühl.
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Füllkrug wollte sein DFB-Standing stärken
Dabei schien der Transfer auf die Insel gut durchdacht.
Nachdem der BVB in Serhou Guirassy einen neuen zentralen Angreifer verpflichtet und Füllkrug vor die Nase gesetzt hatte, orientierte sich dieser um.
Bei West Ham fand er eine lohnenswerte Aufgabe, die Erfüllung seines niemals aufgegebenen Traums von der Premier League und obendrein ein deutlich höheres Gehalt.
Auch die WM 2026 - Füllkrugs Fernziel - war mit eingepreist. Eine "zentrale Rolle" sollte es sein, Spielpraxis und Erfolgserlebnisse. Alles, um den Status als Nummer eins im DFB-Sturm zurückzugewinnen.
Den hatte er im Frühjahr eingebüßt.
Bundestrainer Nagelsmann entwickelte einen neuen Plan, setzte - auch bei der EM - auf Kai Havertz in der zentralen Angriffsposition.
"Er bringt eine Komponente rein, die wir sonst wenig haben", begründete der Bundestrainer seine Entscheidung. Konkret: "Tempo in die Tiefe."
Füllkrug blieb aber erster Ansprechpartner, wenn man einen "Brecher" benötigte. So kam er auf seine Einsätze und Tore.
Verliert Füllkrug den Anschluss?
Dass dies auch nach überstandener Verletzungszeit so sein wird, ist nicht mehr in Stein gemeisselt. Die Situation hat sich geändert.
Nagelsmann kann sich mittlerweile sogar erlauben, Havertz etwas zurückzuziehen. Denn Alternativen sind in großem Umfang vorhanden.
Gegen Bosnien dürfte Mönchengladbachs Tim Kleindienst, der im Hinspiel sein Debüt gefeiert hatte, erneut Spielzeit bekommen. Der Borussepräsentierte sich in der Bundesliga zuletzt in Top-Form.
Deniz Undav musste kurzfristig absagen. Aber auch er hat sich entwickelt und darf berechtigte Ansprüche stellen.
Und dann sind da auch noch Serge Gnabry oder Rückkehrer Leroy Sane, die ihre Stammposition zwar auf dem Flügel haben, aber sturmerprobt sind. In der Hinterhand hat Nagelsmann die diesmal nicht nominierten Jonathan Burkardt oder Maximilian Beier.
Kein Wunder, dass niemand über frühere Turnierteilnehmer wie Timo Werner, Kevin Volland oder Youssoufa Moukoko spricht. Und erst recht keiner jammert.
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Füllkrug: Rückkehr auf den Platz steht bevor
Ein Wort des Jammerns wird man auch von Füllkrug nicht hören. Das hat er noch nie gemacht.
Stattdessen dürfte sich "Lücke" voll reinhängen und unter Einsatz aller Kräfte dafür kämpfen, dass das Kapitel West Ham im zweiten Anlauf doch noch eine Erfolgsgeschichte wird.
Seine Rückkehr auf den Trainingsplatz ist für nach der laufenden Länderspielpause angedacht. Ob Lopetegui dann noch Trainer der Hammers ist, scheint mindestens fraglich.
Dieser Tage findet eine große Zwischenanalyse in der Chefetage statt. Ausgang: offen.