Absage an Sami Khedira
DFB: Hannes Wolf als Technischer Direktor wäre eine verpasste Chance! Ein Kommentar
- Aktualisiert: 17.08.2023
- 15:34 Uhr
- Kai Esser
Der Deutsche Fußball-Bund wird die Suche nach einem Nachfolger für Oliver Bierhoff offenbar intern lösen. U20-Nationaltrainer Hannes Wolf soll neuer Technischer Direktor werden. Dafür sagte man wohl Sami Khedira ab. Ein fatales Zeichen vor der Heim-Europameisterschaft 2024. Ein Kommentar.
Von Kai Esser
Beim DFB läuft derzeit deutlich mehr schlecht als recht.
Die anhaltenden sportlichen Misserfolge der drei Aushängeschilder des DFB sind aktuell aber noch nicht einmal das bestimmende Thema. Und das, obwohl die Männer, die Frauen sowie die U21-Junioren in ihren Turnieren jeweils in der Vorrunde ausschieden.
Eigentlich ein unüberhörbares Alarmsignal. Ein Signal, das die handelnden Personen dazu verleiten sollte, dass grundlegende Dinge anders gemacht werden müssen beim größten Fußballverband dieser Erde.
Rudi Völler, der neue Sportdirektor des DFB, war bisher überdurchschnittlich gut darin, eher konservative Dinge einzufordern. Keine Regenbogen-Binde mehr und alle singen brav die Nationalhymne mit, dann klappt das mit dem Erfolg schon von alleine.
Das Wichtigste zum DFB
DFB braucht inhaltlich neue - auch kritische - Impulse
Allerdings hat man das Gefühl, dass der Verband sich nach der Entlassung von Oliver Bierhoff eher noch weiter zurückentwickelt. In dieses Schema würde auch die Beförderung von Hannes Wolf vom U20-Trainer zum technischen Direktor passen.
Die Kritik richtet sich dabei weniger an Wolf selbst, viel mehr an die Entscheider um Völler. Es fühlt sich an, als bräuchte man jemanden, den man bei Interviews vorschicken kann, der genau das sagt, was vorgegeben ist.
Für Wolf hat man wohl zuvor Sami Khedira abgesagt. Der Weltmeister von 2014 soll unter anderem zu viel Gehalt verlangt haben, wenn man verschiedenen Medienberichten glauben schenken darf.
Allerdings nicht nur das, sondern wohl auch zu viel Mitspracherecht. So wollte Khedira offenbar auch die Zusage, nach der Heim-EM das Amt von Völler zu übernehmen. Kompetenzen und ersprechungen, die man ihm offenbar nicht geben wollte.
Ob man im Verband wohl die Sorge hatte, dass der ehemalige Weltklasse-Sechser zu kritisch sein würde und zu viel Staub aufwirbelt? Den Eindruck erweckt es jedenfalls.
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DFB: Khedira wäre der nötige frische Wind gewesen
Damit verpasst der DFB die Chance, frischen Wind an die Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt zu bringen.
Zwar hat Khedira noch keine Erfahrung als Funktionär, aber bereits als Experte bei Übertragungen scheute er sich nicht, Dinge klar als sehr gut oder - wenn nötig - sehr schlecht zu benennen.
Dass er dies auch beim DFB kann, zeigte er bereits in einem Interview. Er kritisierte zuletzt, dass die A-Nationalmannschaft zu einer besseren U21 verkomme und die langjährigen Säulen der Mannschaft für den Nachwuchs vom Hofe gejagt werden würden. Nur die Besten der Besten sollten den Adler aber auf der Brust tragen dürfen. Dass diese Generalkritik beim DFB gut ankam, ist höchst zweifelhaft.
Außerdem weiß Khedira wie Erfolg geht. Von 2009 bis 2018 war er nicht wegzudenken aus der deutschen Nationalmannschaft und eine wichtige Säule der erfolgreichsten Zeit in der Historie des DFB-Teams. Zudem wäre er nah an den Spielern gewesen, mit denen er teilweise noch Seite an Seite gespielt hat. Nicht zuletzt ist der 36-Jährige eine Identifikationsfigur für Viele, auch wegen seines Migrationshintergrundes.
Khedira hatte in seiner Beratertätigkeit für den VfB Stuttgart, die in diesem Sommer endete, bereits Einblicke ins operative Geschäft bekommen. Wolf dagegen war bisher nur Trainer. Ihn als Technischen Direktor zu installieren, würde also höchstens einen Fachmann aus seinem gewohnten Metier reißen.
Kritischer Diskurs beim DFB bleibt wohl Wunschdenken
Bis zur Heim-Europameisterschaft 2024 sind es nur noch rund elf Monate.
Dennoch übt sich Bundestrainer Hansi Flick weiter in Durchhalteparolen und Versprechungen, dass irgendwann schon wieder alles besser wird.
Kopfnicken gibt es von Rudi Völler. Scharfe Kritik, ein Auf-den-Tisch-Hauen oder gar ein erhobener Zeigefinger? Fehlanzeige.
Aussicht auf Veränderung? Aktuell ebenfalls: Fehlanzeige.
Das beweist auch die Suche nach dem Bierhoff-Nachfolger einmal mehr deutlich.