Ligue 1
Erpressung mal anders: Wie PSG im Zoff mit Kylian Mbappe nur verlieren kann
- Aktualisiert: 23.07.2023
- 15:16 Uhr
- ran.de
Dass sich abwanderungswillige Spieler von ihrem Klub wegstreiken, ist zwar eine fragwürdige aber doch gelebte Praxis im Profifußball. Im Zoff zwischen PSG und Kylian Mbappe setzt jetzt aber der Klub auf Erpressung.
von Carolin Blüchel
Die finanzkräftigen Investoren aus Nahost haben so manche Fußballweisheit ad absurdum geführt. Etwa, dass Geld keine Tore schieße und Erfolg nicht käuflich sei. Der Aufstieg von Manchester City von einem unbedeutenden Klub zum besten der Welt steht sinnbildlich dafür.
Gerade aber erlebt der Emir von Katar, dessen Qatar Sports Investment Paris St. Germain gehört, dass es selbst bei unendlicher Kaufkraft ungeahnte Grenzen gibt. Nämlich dann, wenn Emotionen ins Spiel kommen.
Kylian Mbappe, Superstar und Identifikationsfigur bei PSG, will seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, um sich seinen lang gehegten Kindheitstraum von Real Madrid zu verwirklichen.
PSG wie ein verschmähter Liebhaber
PSG, respektive der Emir, reagierte darauf wie ein verschmähter Liebhaber: mit gekränktem Stolz, beleidigt und - wie das bei schmerzlicher Ablehnung leider häufiger vorkommt - wütend und rachsüchtig. Im konkreten Fall sogar mit Erpressung. Ein Rosenkrieg.
Wie konnte das passieren? Nun ja. Mbappe will zwar unbedingt zu Real. Weil die Kassen in Madrid eher klamm statt königlich gefüllt sind, soll er sich auf einen ablösefreien Wechsel nach Ablauf seines Vertrags im Sommer 2024 geeinigt haben.
Französischen Medien zufolge soll es bereits einen Vorvertrag geben, was Real allerdings umgehend dementierte. Feiner Nebeneffekt. Indem Mbappe sein Arbeitspapier in Paris vorbildlich erfüllen würde, winkt offenbar ein vertraglich vereinbarter Treuebonus in unbekannter Höhe.
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Mbappe lässt PSG-Ultimatum verstreichen
Die PSG-Bosse schäumen vor Wut. Nicht genug, dass Mbappe dem Scheich-Klub den Rücken kehren will. Jetzt soll man den Stürmer auch noch ablösefrei verlieren?
Zuviel der Schmach, sodass der Klub seinem abtrünnigen Superstar die Pistole auf die Brust setzte. Tenor: Entweder verlängerst du oder du machst dich sofort vom Acker. Um Mbappe die Entscheidung zu erleichtern soll ihm PSG laut dem spanischen Portal "Defensa Central" einen Zehnjahresvertrag inklusive eine Milliarde Euro geboten haben. Ganz nach dem Motto: Jeder ist käuflich.
Weil Mbappe aber ein Ultimatum des Klubs kommentarlos verstreichen ließ, warf der Klub ihn im Gegenzug beleidigt aus dem Kader. Suspendierung als Liebesbeweis sozusagen. Toxisch.
Mbappe zum Straftraining verdonnert
Zur Asienreise nach Japan und Südkorea durfte Mbappe nicht mit, trainiert stattdessen zuhause in Paris mit dem Nachwuchs. "Das beste Gefühl aller Zeiten", postete der Franzose provokant und zieht seinen (Noch-)Arbeitgeber am Nasenring durch die Manege. Trotz erzeugt eben Gegen-Trotz. Wieso sollte es im Fußball anders sein.
Doch damit nicht genug der Eskalation. Dass Mbappe nicht zu halten ist, hat man auch in Katar offenbar langsam geschluckt. Der Stachel der Zurückweisung sitzt aber so tief, dass der französische Meister sogar bereit sein soll, Mbappe eine ganze Saison lang auf die Bank bzw. die Tribüne zu verbannen. Das berichtete "ESPN".
Mbappe könnte Vertrag aussitzen
Erpressung mal anders. Erstreikten sich in der Vergangenheit häufig Spieler ihren Traum vom Wechsel, versucht hier der Verein seinen Star zum sofortigen Abschied zu zwingen. Bislang zeigte sich Mbappe unbeeindruckt. Der Nachrichtenagentur "AFP" zufolge könne sich der 2018er-Weltmeister für seinen Traum von Real sogar vorstellen, seinen Vertrag auszusitzen.
Was jetzt passiert, hängt einzig und allein davon ab, wie groß Mbappes Liebe für Real Madrid wirklich ist. Riskiert er tatsächlich eine verlorene Saison, um seinen Kindheitstraum zu verwirklichen? Flüchtet er vielleicht für ein Jahr nach Saudi-Arabien, um anschließend ablösefrei nach Spanien zu gehen? Mit Al-Hilal steht ein Interessent schon bereit.
Oder kommt PSG am Ende sogar mit der Erpressung durch und Mbappe unterschreibt gezwungenermaßen beim FC Chelsea? Die Londoner sollen ein Angebot prüfen, berichtete zuletzt "RMC Sport".
Fest steht nur: Paris St. Germain hat sich längst zum Gespött gemacht. Und der Emir von Katar wird lernen müssen, dass man Kindheitsträume und die Sehnsucht nach Tradition eben doch nicht mit Geld aufwiegen kann.