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Ex-Bayern-Star nimmt abschied von der Fussball-bühne

Statistiken belegen: Thiago-Abschied der Anfang des Bayern-Absturzes

  • Aktualisiert: 09.07.2024
  • 11:11 Uhr
  • Dominik Hager
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Thiago Alcantara verabschiedet sich nach vier schwierigen Spielzeiten beim FC Liverpool von der Fußball-Bühne. Seine Prime durchlebte der Mittelfeld-Zauberer eindeutig in München, wo er sieben erfolgreiche Jahre mit dem Champions-League-Titel krönen konnte. Wie wichtig Thiago für die Bayern aber wirklich war, hat sich erst in den Jahren danach in Gänze herausgestellt. 

Mit den Worten “Thiago oder nix“ sorgte Pep Guardiola im Jahr 2013 dafür, dass sich Thiago dem FC Bayern anschließen konnte. Schon bald wurde offensichtlich, warum das katalanische Trainer-Genie den zentralen Mittelfeldspieler unbedingt in seinen Reihen haben wollte.

Der beim FC Barcelona ausgebildete Edeltechniker sorgte für einen spielerischen Glanz, den man in München so fast noch nie gesehen hatte. Unumstritten war Thiago bei vielen Fans und Experten trotzdem nicht. Neben einer gewissen Anfälligkeit für Verletzungen, verfolgte den Spanier das Image eines Schönwetterspielers. Ablegen konnte er dieses erst in Gänze mit dem Triple-Gewinn 2023.

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So wertvoll war Thiago für den FC Bayern

Die Bilanz von Thiago Alcantara beim FC Bayern liest sich herausragend. In allen sieben Spielzeiten reichte es zum Gewinn der Meisterschaft, hinzu kamen vier Pokal-Gewinne und ein Champions-League-Triumph. Der FC Bayern legte mit Thiago eine Bilanz hin, die seinesgleichen sucht. Insbesondere auf nationaler Ebene agierten die Münchner zwischen 2013 und 2020 mit einer beeindruckenden Dominanz. Keine Meisterschaft wurde mit weniger als 78 Punkten eingefahren. In der Saison 2013/14 reichte es sogar zu 91 Punkten. 

Die klare Überlegenheit der Bayern stand unmittelbar mit dem Namen Thiago in Verbindung. Zwar verzeichnete der Spanier mit 31 Toren und 37 Assists in 235-Bayern-Pflichtspielen nicht die ganz großen Scorer-Werte, jedoch sind es andere Statistiken (Quelle: “Sofascore“), die zeigen wie stark Thiago war. Der langjährige Mittelfeld-Star brachte von 2016 bis 2020 in jeder Spielzeit mindestens 90 Prozent seiner Bälle an den Mann. Eine beeindruckende Quote, wenn man bedenkt, dass Thiago gerne schnell und direkt spielt und auch mal zu längeren Pässen greift. Doch auch von diesen brachte er regelmäßig um die 80 Prozent zum Mitspieler. Immer wieder war es Thiago, der die Flügelflitzer Franck Ribery, Arjen Robben und später Kingsley Coman und Serge Gnabry in Szene setzte. 

Doch Thiago konnte nicht nur passen, sondern hatte auch seine Stärken im Dribbling und konnte mit einer bemerkenswerten Eleganz gegnerische Mittelfeld-Reihen austanzen. In den Spielzeiten 2018/19 und 2019/20 hatte Thiago bei 85 bzw. 86 Prozent seiner Dribblings Erfolg. Durch seine Pass- und Dribbel-Stärke sprühte das Mittelfeld nur so vor Spielwitz. 

Obwohl Thiago immer wieder mit den Vorwürfen konfrontiert wurde, dass er zwar technisch beschlagen, aber dennoch ein "Schönwetterkicker" sei, belegen die Statistiken etwas ganz anderes. Seit der Saison 2016/17 hat der Spanier in jeder Spielzeit mindestens 55 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen und kam meist sogar an die 60 Prozent heran. Zwar sah man Thiago seine Zweikampfstärke nicht immer an, jedoch konnte er in typisch spanischer Manier in Sekundenschnelle Druck auf den Gegenspieler ausüben und Bälle gewinnen. Zudem war er auch kein Spieler, der Zweikämpfe scheute und gewann in seinen Bundesliga-Spielzeiten rund sieben Duelle pro Partie.

Statistiken wie diese beweisen, dass Thiago keine "Fußballballerina" war, sondern vielmehr einer der ganz wenigen Mittelfeldspieler, die mit dem Ball zaubern können und gegen den Ball Zweikämpfe gewannen und auch mal die Grätsche auspackten. Mit dieser Gabe erinnert Thiago ein wenig an Luka Modric, dem es 2018 tatsächlich gelungen war, die Messi- und Ronaldo-Serie mit dem Ballon d‘Or-Gewinn zu brechen. Einen Pfad, den auch Thiago womöglich hätte bestreiten können, hätten ihn nicht Verletzungen immer wieder zurückgeworfen. 

Nach dem Thiago-Abschied ging es bergab: Goretzka & Kimmich scheitern

Nachdem Thiago seine Bayern-Zeit mit dem Champions-League-Titel krönen konnte, entschied er sich ein neues Kapitel in Liverpool aufzuschlagen. Zu diesem Zeitpunkt war Thiago an seinem Zenit angelangt und trug den FC Bayern und seine Fans längst im Herzen. Wie Karl-Heinz Rummenigge erläuterte, bedankte er sich mit Tränen in den Augen, dass die Münchner seinem Wechselwunsch ein Jahr vor Vertragsende zugestimmt hatten.

Ein Schritt, der für die Bayern-Verantwortlichen praktisch unumgänglich war, selbst wenn sie zu dieser Zeit wohl noch nicht geahnt haben, welch großes Loch der Spanier im Herzen der Bayern-Mannschaft hinterlassen sollte.

Nach dem Thiago-Abschied konnten die Bayern keinen Champions-League- und keinen DFB-Pokal-Sieg mehr einfahren und auch in der Liga bröckelte die Dominanz zunehmend. Waren es mit Thiago immer minimal 78 Punkte in der Meisterschaft, erreichte das Team die 78-Punkte-Marke im Anschluss nur noch einmal. Das Ende der Meisterserie und Rang drei in der Endabrechnung 2023/24 sind die logische Konsequenz einer Tendenz, die sich in der Ära nach Thiago schnell angedeutet hatte.  

Sinnbildlich für die schwindende Vormachtstellung ist die Ballbesitz-Statistik. Lag diese zur Thiago-Zeiten bei etwa 66 bis 70 Prozent, blieben die Münchner im Anschluss stets unter der 66-Prozent-Marke und hatten 2023/24 nur noch eine Quote von 60,5 Prozent vorzuweisen.

Interessanterweise blieb zwar die Anzahl der erzielten Treffer ähnlich hoch, jedoch stieg die Gegentor-Anzahl enorm. Während die Münchner mit Thiago zwischen 18 und 32 Gegentreffer kassierten, waren es in den Jahren nach Thiago 37 bis 45. Zwar hat dies natürlich auch mit der Abwehrarbeit zu tun, jedoch sollte der Anteil des Spaniers nicht unterschätzt werden.

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Thiago sorgte für Struktur im Spiel und für die passende Balance. Beides Dinge, die das Mittelfeld-Duo Joshua Kimmich & Leon Goretzka im Verlaufe der Jahre immer seltener bewerkstelligen konnte.
Sieht man sich die Statistiken von Goretzka in den letzten Jahren an, fällt auf, dass dem 29-Jährigen zu Thiago deutlich mehr fehlt als der ein oder andere feine Übersteiger.

In der vergangenen Saison brachte Goretzka zwar immerhin 89 Prozent seiner Pässe an den Mann, spielte aber nur zwei lange Bälle pro Spiel, während es bei Thiago sechs an der Zahl waren. Zudem kamen bei Goretzka davon nur 60 Prozent zum Mann, wohingegen es bei seinem Ex-Kollegen in der “schwächsten Saison“ 78 Prozent waren. Eine ähnliche Diskrepanz ist auch in Sachen “Steilpässe“ festzuhalten. Hinzu kommt, dass Goretzka 2023/24 nur in 0,4 Dribblings pro Spiel ging, während es bei Thiago in seiner letzten Saison 3,0 waren. Mit 86 Prozent zu 62 Prozent sprach auch die Erfolgsquote für den Spanier.

Wer jetzt aber denkt, dass Goretzka zumindest in Sachen Zweikämpfen die Nase vorne hat, dürfte enttäuscht werden. Mit einer Quote zwischen 50 und 58 Prozent blieb er (knapp) hinter Thiago zurück und gewann in Zahlen pro Spiel in etwa zwei bis drei Duelle weniger.

Joshua Kimmich konnte in Sachen Passspiel (rund 88 Prozent) und Zweikampfstärke (50 bis 56 Prozent) ansatzweise mit Thiago mithalten. Im Gegensatz zu Goretzka gilt das auch für die Werte bei langen Bällen und Steilpässen. Allerdings fällt auch bei ihm auf, dass er in den letzten Jahren rund zwei Duelle pro Spiel weniger pro Spiel als Thiago gewinnen konnte und praktisch nie ins Dribbling geht. Kein Wunder also, dass das Mittelfeld seine Leichtfüßigkeit und Unberechenbarkeit verloren hat. 

Benötigen die Bayern einen Thiago 2.0?

In Summe gilt natürlich, dass man nie mit Gewissheit sagen können wird, dass die vergangenen Jahre mit Thiago deutlich besser verlaufen wären. Wie die letzten Jahre bei Liverpool zeigten, konnte sich der Mittelfeld-Star im höheren Fußballer-Alter auch nicht mehr so gut von seinen vielen Verletzungen erholen und daher nur phasenweise seine Klasse aufzeigen.

Deutlich wird aber, dass das Bayern mit Prime-Thiago ein ganz anderes Bayern war, als das Bayern von heute. Oft hieß es in den vergangenen Jahren, dass den Münchnern ein jüngerer Martinez fehle. Vielleicht ist es aber vielmehr ein jüngerer Thiago. 1:1 ist aber eben kaum mal ein Weltklasse-Spieler zu ersetzen. Die Hoffnungen ruhen nun auf den jungen Aleksandar Pavlovic und wohl bald auch auf Joao Palhinha

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