Julian Nagelsmann: Bundestrainer-Deal auf der Zielgeraden - Co-Trainer fix?
Julian Nagelsmann soll neuer Bundestrainer werden. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung besteht eine grundsätzliche Einigung über eine Zusammenarbeit bis zur Heim-EM 2024. Noch sind aber letzte Details zu klären.
Der Deal zwischen Julian Nagelsmann und dem DFB ist nach ran-Informationen auf der Zielgeraden, die offizielle Verkündung kann schon in Kürze erfolgen.
Der Verband dementierte auf Nachfrage aber, dass eine Übereinkunft mit dem Wunschkandidaten bereits fix sei.
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke erklärte am Dienstag vor dem Champions-League-Spiel bei Paris Saint-Germain bei "Prime Video": "Die Gremien haben noch gar nicht getagt, also kann auch keine Entscheidung gefallen sein." Es werde aber ene "zeitnahe Entscheidung" angestrebt.
Zuvor hatte der DFB mitgeteilt, dass es am Dienstag "ein erstes Treffen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Rudi Völler mit Julian Nagelsmann gegeben" habe. Neuendorf berichtete: "Wir sind in guten Gesprächen."
Offenbar sind noch nicht alle offenen Punkte zwischen beiden Seiten ausverhandelt, auch wenn es laut "kicker" eine mündliche Übereinkunft gibt.
Unklar ist unter anderem noch die Co-Trainer-Frage. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge wird Nagelsmann von seinem langjährigen Vertrauten Benjamin Glück und Sandro Wagner unterstützt. Wagner stand zuletzt gegen Frankreich als Assistent an der Seitenlinie.
Laut "Bild" soll das Monatsgehalt des neuen Bundestrainers bei etwa 400.000 Euro liegen, also knapp fünf Millionen Euro pro Jahr.
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Nagelsmann nicht der Jüngste: So alt waren die Nationaltrainer beim DFB-Debüt
Nagelsmann nicht der Jüngste: So alt waren die DFB-Trainer beim Debüt Dass Julian Nagelsmann die Nachfolge von Hansi Flick als Bundestrainer antritt, gilt als gesichert. Der ehemalige Bayern-Trainer übernimmt das DFB-Team bis zur EM. Er wird aber nicht der jüngste Bundestrainer der Geschichte sein. ran zeigt, wie alt die Bundestrainer bei ihrem jeweiligen Debüt waren. (Stand: 19. September 2023)
Otto Nerz Alter beim Debüt: 34 Jahre Debüt als Bundestrainer: Niederlande - Deutschland 2:3 (31. Oktober 1926)
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Julian Nagelsmann: Weniger Gehalt als bei Bayern
Damit würde der 36-Jährige weniger verdienen als beim FC Bayern, wo er noch einen Vertrag bis 2026 hatte und geschätzt rund sieben Millionen Euro erhielt.
Der vor rund einer Woche entlassene Vorgänger Hansi Flick soll rund 6.5 Millionen bekommen haben.
Vermutlich erst nach einer Einigung mit dem DFB wird Nagelsmann seinen Kontrakt bei Bayern auflösen, die damit viele Millionen einsparen würden. Immerhin muss der DFB keine Ablöse an den Rekordmeister zahlen.
Der DFB hatte sich nach dem blamablen 1:4 gegen Japan von Hansi Flick getrennt. Beim Länderspiel gegen Frankreich am Dienstag vergangener Woche (2:1) saß einmalig DFB-Sportdirektor Rudi Völler auf der Bank.
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Nagelsmann: Debüt gegen USA
Nachfolger Nagelsmann würde die Nationalmannschaft erstmals auf der USA-Reise (9. bis 18. Oktober) mit Länderspielen gegen die USA (14.10.) und Mexiko (17.10.) betreuen.
Dann folgt im November ein Duell bei den von Ralf Rangnick trainierten Österreichern sowie gegen einen weiteren Gegner, der noch nicht feststeht.
Danach bliebe Nagelsmann noch ein gutes halbes Jahr, um das zuletzt schwächelnde DFB-Team auf die Heim-Europameisterschaft vorzubereiten. Je nach Abschneiden würde sich dann wohl entscheiden, ob er bis zur WM 2026 weitermacht oder in den Vereinsfußball zurückkehrt.
DFB: Die Chronologie des Niedergangs der Nationalmannschaft
DFB-Elf in der Krise Neun Monate vor der Heim-EM 2024 steckt die DFB-Elf tief in der Krise. Das 1:4-Debakel gegen Japan ist der vorläufige Höhepunkt des Niedergangs eines Teams, das die Negativ-Entwicklung selbst offenbar nicht wahrhaben will. Ein Blick ins Geschichtsbuch verdeutlich allerdings, dass der Abstieg schon vor vielen Jahren begonnen hat.
EM 2016: Löw hofft auf Double Als amtierender Weltmeister rechnete sich das DFB-Team mit Jogi Löw auch bei der EM 2016 Titelchancen aus. Auch ohne Philipp Lahm oder Miroslav Klose, die längst ihre Karriere beendet hatten. Bastian Schweinsteiger war zwar noch dabei, hatte seinen Zenit aber auch schon überschritten.
Deutschland bei EM 2016 Mitfavorit Im Vorfeld der EM lief es nicht rund Das 0:2 gegen Frankreich in Paris, während dem Terroristen 130 Menschen töteten, hinterließ mental Spuren. Zudem gab es Niederlagen gegen England und die Slowakei. Der erste Sieg gegen Italien (4:1) seit 1995 verklärte das Bild. Deutschland galt bei der EM als Mitfavorit auf den Titel, Bundestrainer Löw als unantastbar.
Kimmichs Stern geht auf Das Turnier verlief glanzlos. Arbeitssiege gegen die Ukraine (2:0) und Nordirland (1:0) , ein torloses Remis gegen Polen und dann ein 3:0-Pflichtsieg im Achtelfinale gegen die Slowakei. Einziges Highlight: Bei der EM ging der Stern des 21-jährigen Joshua Kimmich auf – als Rechtsverteidiger.
2016: Schweinsteiger Pechvogel beim EM-Aus Als die DFB-Elf im Viertelfinale dann erstmals Italien bei einem großen Turnier bezwang (6:5 i. E. ), war die Euphorie groß. Die Ernüchterung kurz darauf noch größer. Mit 0:2 schied der Weltmeister sang- und klanglos im Halbfinale gegen Frankreich aus. Ausgerechnet WM-Held Schweinsteiger leitete die Pleite mit einem verursachten Elfer ein.
Löw bleibt nach EM 2016 im Amt Trotzdem: Halbfinale ist ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. Zwar gab es langsam erste Stimmen, die über eine Ablösung Löws spekulierten. Der Bundestrainer aber wollte die Scharte wieder auswetzen und versprach Wiedergutmachung bei der WM 2018. Fußball-Deutschland vertraute. Zunächst zu Recht.
Mega-Serie bei WM-Quali und Sieg im Confed Cup 2017 gewann eine deutsche B-Elf den Confed Cup, die U21 wurde Europameister. Die erste Garde überzeugte bei der Qualifikation für die WM 2018 mit einer weißen Weste. Zehn Spiele, zehn Siege, 43:4 Tore. Insgesamt blieb die Nationalmannschaft 22 Spiele in Serie ungeschlagen. Doch die Zahlen blendeten.
Wake-Up-Call gegen Österreich vor WM 2018 Ende 2017 kippte das Momentum. Die Leistungen wurden Stück für Stück schlechter. Gegen Topteams wie England (0:0), Frankreich (2:2) und Spanien (1:1) ging nicht mehr als ein Unentschieden. Anfang 2018 beendete Brasilien den deutschen Siegeszug (0:1). Den ersten Wake-up-Call gab’s aber erst kurz vor dem Turnier, als Österreich die deutsche Elf erstmals seit 32 Jahren besiegte (1:2).
Erste Risse Abseits des Platzes gab es erste Risse zwischen der Mannschaft und den Fans. Der Vorwurf: Der DFB würde sich immer mehr von den Fans entfremden, Marketing-Aktionen waren wichtiger als tatsächliche Fan-Nähe. Hinzu kam Erdogan-Gate.
Erdogan-Gate vor WM 2018 Kurz vor der WM posierten Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Fans forderten den Rauswurf beider Spieler, Löw entschied sich dagegen. Während sich Gündogan später von der Aktion distanzierte, führte Özils Verhalten letztlich zu seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft.
WM: Quartier-Ärger beim DFB Zudem gab es intern Querelen um das WM-Quartier. Während Löw lieber in der Sonne von Sotschi trainieren wollte, wählte Teammanager Oliver Bierhoff mit Watutinki eine Unterkunft mit "Sportschulen-Charme" eine Fahrstunde von Moskau entfernt. Weil sich einige Spieler die Nächte mit Playstation-Zocken um die Ohren schlugen, musste der DFB nachts sogar das W-LAN abstellen.
Erstes Vorrunden-Aus bei einer WM Prompt ging auch erstmals seit 1982 ein Auftaktspiel einer WM oder EM verloren. 0:1 gegen Mexiko. Toni Kroos‘ Last-Minute-Freistoßtor zum 2:1 gegen Schweden in der Nachspielzeit schürte zwar wieder Hoffnung, doch mit einer kampflosen 0:2-Niederlage gegen Südkorea im dritten Gruppenspiel schied Deutschland erstmals überhaupt bei einer WM in der Vorunde aus.
2018: Negative Bilanz für DFB-Team "Löw raus"-Rufe machten die Runde. Doch entgegen der Stimmung im Land hielt der DFB am Bundestrainer fest. So wollte sich Löw nicht verabschieden. Doch es wurde nicht besser. Mit schwachen Leistungen in der neu eingeführten Nations League beendete die Nationalmannschaft erstmals seit 1985 ein Jahr mit einer negativen Bilanz.
2020: 0:6-Blamage gegen Spanien Löw plante den Umbruch, musterte Mats Hummels, Thomas Müller und Jerome Boateng aus, um jüngeren Spielern im Hinblick auf die EM 2020 eine Chance zu geben. Nachdem die EM wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben wurde, blieb nur die Nations League als Gradmesser. Am 17. November 2020 setzte es ein historisches 0:6 gegen Spanien. Der vorübergehende Tiefpunkt.
Gescheiterter Umbruch Im Frühjahr holte Löw reumütig Müller und Hummels zurück. Es war notwendig aber auch ein Eingeständnis, dass der Umbruch zunächst gescheitert war. Sowohl die EM-Vorbereitung als auch die WM-Quali verliefen durchwachsen, so dass das Team angeschlagen ins Turnier ging. Vielleicht würde ja doch alles gutgehen? Ging es bekanntlich nicht.
2021: Aus für Bundestrainer Löw Ausgerechnet Rückkehrer Hummels fabrizierte beim 0:1 gegen Frankreich ein Eigentor. Das 4:2 gegen Portugal war nur zwei portugiesischen Eigentoren zu verdanken, das 2:2 gegen Ungarn eine Zitterpartie. Das Aus im Achtelfinale beim 0:2 gegen England folgerichtig. Löw hatte nun ein Einsehen. Das 198. Spiel als Bundestrainer sollte sein letztes sein. Auch Kroos trat zurück.
2021: Flick übernimmt Hansi Flick, bis 2014 Jogis Co-Trainer, übernahm im September 2021 mit breiter Brust. Schließlich hatte er mit dem FC Bayern München gerade das Sextuple gewonnen. Fußball-Deutschland war wieder zuversichtlich. Es blieb ein gutes Jahr bis zur WM 2022 in Katar, um den Karren wieder flott zu bekommen.
2022: Prestige-Erfolg gegen Italien Flick startete mit einer Acht-Spiele-Siegesserie gegen schwächere Gegner, schlug sich auch mit Unentschieden gegen die Niederlande, Italien und England (jeweils 1:1) tapfer. Das 5:2 gegen Italien in der Nations League im Sommer 2022 blieb jedoch der Höhepunkt seiner Amtszeit.
Vorrunden-Aus in Katar Danach ging es steil bergab. Schon die unmittelbare WM-Vorbereitung verlief durchwachsen mit der ersten Niederlage für Flick als Bundestrainer gegen Ungarn (0:1). Es folgte das desolate Vorrunden-Aus in Katar, bei dem sich die Nationalmannschaft mit der Menschenrechtslage im Gastgeberland eher für Politik als für den rollenden Ball und den nächsten Zweikampf zu interessieren schien.
Flick entlassen Seitdem befand sich das Flick-Team im freien Fall. Verunsichert, uninspiriert, erfolglos. Mit zuletzt drei Pleiten in Folge gegen Polen (0:1), Kolumbien (0:2) und Japan. Am Sonntag zog der DFB daher Konsequenzen und entließ den glücklosen Bundestrainer. Flick verabschiedet sich damit mit zwölf Siegen aus 25 Spielen.
Bei der Euro 2021 war Deutschland bereits im Achtelfinale ausgeschieden, bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 sogar in der Vorrunde. Nach dem Debakel von Katar stand Flick massiv in der Kritik gestanden und musste schließlich nach nur einem Sieg aus sechs Länderspielen 2021 seinen Hut nehmen.
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Nagelsmann: Jüngster DFB-Chefcoach seit 1926
Nun wird Nagelsmann der jüngste Cheftrainer seit dem Amtsantritt von Otto Nerz 1926 (34 Jahre und neun Tage).
"Natürlich kann er das", sagte Bayern-Coach Thomas Tuchel kürzlich: "Er ist ein herausragender Trainer", an "fachlicher Qualität oder Skills" werde es nicht scheitern.
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Babbel skeptisch: "Käme zu früh"
Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. "Wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, dass er ein ausgewiesener Fußball-Fachmann ist", sagte Ex-Nationalspieler Markus Babbel am Montag in der ran Bundesliga Webshow:
"Für mich käme das zu früh. Ich glaube nicht, dass er für so ein großes Turnier schon die nötige Erfahrung gesammelt hat."
Ähnlich hatten sich zuletzt auch frühere Spieler wie Stefan Effenberg, Michael Ballack und Dietmar Hamann geäußert, die einen erfahrenen Coach wie Louis van Gaal oder Felix Magath bevorzugt hätten.
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Nagelsmann Nationaltrainer? Babbel glaubt an falschen Zeitpunkt
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Nagelsmann: Probleme bei Bayern
Babbel verwies auch auf die Differenzen beim FC Bayern, die einen Anteil an der Trennung Ende März hatten. Einige Profis sollen, ebenso wie Teile der FCB-Führung, Nagelsmann Auftreten skeptisch gesehen haben.
Vor allem mit Manuel Neuer war das Tischtuch nach dessen schwerer Beinverletzung offenbar zerschnitten, spätestens als dessen Vertrauter Toni Tapalovic gefeuert wurde.
Spannend wird in diesem Zusammenhang auch zu beobachten sein, ob Neuer nach seinem Comeback bei Bayern auch wieder in die Nationalmannschaft zurückkehren wird. Aktuell ist Marc-Andre ter Stegen vom FC Barcelona die Nummer eins.