U21-Nationalmannschaft
Levin Öztunali: Der ewige Seeler-Enkel
- Aktualisiert: 22.06.2019
- 20:29 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Levin Öztunali ist seit jeher "der Enkel von Uwe Seeler". Doch warum zeigt er das in der Regel nur in der U21-Nationalmannschaft?
München – Es ist eigentlich ein gutes Zeichen, wenn ein Nachwuchsspieler 71 Junioren-Länderspiele gemacht hat, davon 27 für die U21.
Bedeutet in der Regel: Feste Größe, Leistungsträger, und das seit Jahren, durch alle U-Teams hinweg. Ist er dann auch noch U19- und U21-Europameister, dürfte die Sache ja klar sein: Da hat Bundestrainer Joachim Löw bereits die Hand drauf.
Nie ein Kandidat
Blöd ist es dann aber nur, wenn derjenige nie auch nur ansatzweise ein Kandidat für die A-Nationalmannschaft ist. Damit ist man beim DFB-Unterbau nicht unbedingt ein Exot, ein bisschen seltsam ist es dann aber doch. Es zeigt aber nur, dass der Sprung von der U21 zum A-Team kein selbstverständlicher ist.
Und es zeigt dann wohl auch, dass Levin Öztunali ein großes Talent ist, er gehört fraglos zu den erfolgreichsten im deutschen Fußball.
Wohl aber ist er auch so etwas wie ein ewiges Talent, womit man hoch veranlagte Kicker oft ein wenig abstempelt: Talent ja, ein großes Versprechen, aber die ganz große Klasse? Dazu fehlt dann doch etwas.
Was durch ein anderes Kuriosum unterstrichen wird: Denn fast trotzig wird in seinem Zusammenhang immer wieder aufgegriffen, dass er doch der Enkel von Uwe Seeler ist.
"In" war das tatsächlich mal, nämlich als Öztunali mit 17 Jahren auf der Bundesliga-Bühne auftauchte, und das nicht beim Hamburger SV, den er damals in Richtung Leverkusen verließ. Das ist sechs Jahre her. Und als ob das den Fußballer Öztunali in einem Satz erklären könnte.
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Es ist kompliziert
Denn es ist komplizierter, immerhin blickt der 23-Jährige auf 126 Bundesligaspiele für Bayer Leverkusen, Werder Bremen und Mainz 05 zurück.
Wobei die vergangene Saison ernüchternd war: 15 Einsätze absolvierte er, nur ganze vier über 90 Minuten. Oft hatte Trainer Sandro Schwarz keine Verwendung für ihn.
Anders beim DFB, bei der U21, wo Öztunali regelrecht und regelmäßig aufblüht. Zahlreiche Szenen aus den ersten beiden Spielen belegen das. Wer Öztunalis Geschichte nicht kennt, wird sich über ein neues Juwel freuen. Doch neu ist er ja nicht mehr, die Sache mit dem Feinschliff hat in den vergangenen Jahren nicht ganz funktioniert, zumindest nicht im Verein.
Warum ist das so?
"In Mainz spielen wir natürlich auch ein anderes System, aber ich denke, ich habe in Mainz auch schon gute Spiele gemacht", sagte Öztunali.
Kein Achter, sondern Flügelstürmer
ARD-Experte Thomas Broich vermutet: "Vielleicht ist es die andere Art, wie bei der U21 Fußball gespielt wird." Auf "Dominanz und Ästhetik" lege die U21 wert, auf ein Spiel mit einem oder zwei Ballkontakten. Hinzu kommt: Unter DFB-Trainer Stefan Kuntz agiert er als Flügelstürmer, in Mainz eher auf der Acht. Also von Natur aus schon unauffälliger.
"Auf der Acht macht es mir auch Spaß zu spielen. Es ist ein anderes Aufgabenfeld, in dem man sich nicht nur über Tore definiert und andere Ansprüche gestellt werden", sagt er: "Dass man mehr über die Zweikämpfe kommt, mehr den Ball schleppt."
Kuntz lobte Öztunali für dessen "Einstellung, Laufbereitschaft und Torgefahr". Der Trainer sagte: "Levins Rolle in der U21 ist sehr wichtig. Schade, dass er die Rolle noch nicht so in der Bundesliga einnehmen kann".
Kuntz ist einer der Faktoren, warum es für Öztunali beim Nachwuchs so läuft. "Man hat ein gutes Gefühl bei ihm, und das ist natürlich sehr wichtig als Spieler. Wenn man dann noch die Erfolgserlebnisse hat, dann kommt eins zum anderen."
Wechsel im Sommer
Erfolgserlebnisse will er mit der U21 bei dieser EM weiter feiern, angefangen beim letzten Gruppenspiel gegen Österreich am Sonntag (21.00 Uhr) in Udine.
Und in der kommenden Saison dann ein Tapetenwechsel nach drei Jahren in Mainz? Darüber hat er sich "noch nicht so die Gedanken gemacht", die Bühne EM nutzt er aber effektiv. Und vielleicht würde genau das helfen. Denn nach der EM ist er für die U21 zu alt.
Dann muss er in der Bundesliga endlich zeigen, dass da doch mehr ist als nur ein Versprechen.
Andreas Reiners
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