Schürrle: Links vorbei an Podolski und Draxler?
- Aktualisiert: 16.10.2013
- 13:23 Uhr
- SID
An dem Torfestival in Schweden hatte Andre Schürrle mit drei Toren und einer Torvorlage erheblichen Anteil. Nach der Länderspielwoche ist der Chelsea-Spieler einer der Gewinner. Lahm und Löw attesttieren dem 22-Jährigen eine gute Entwicklung. Und auch der Gelobte sieht sich unter Jose Mourinho auf dem richtigen Weg.
Stockholm - Gut, dass Andre Schürrle auf seine Mutter Luise und seine Schwester Sabrina gehört hat. "Sie haben gesagt, dass ich den Bart wegrasieren soll, damit ich wieder normal aussehe. Das hat anscheinend Glück gebracht", antwortete der Held des Abends mit gestutztem Bart, verschmitztem Babyface und einem Spielball als Souvenir unter dem Arm, als er nach dem Grund für seine Leistungs-Explosion beim 5:3 (1:2) der deutschen Nationalmannschaft in Stockholm gegen Schweden gefragt wurde.
Dann wurde der ehemalige Leverkusener, der mit dem ersten Dreierpack seiner Profi-Karriere (57., 66., 76.) vortreffliche Eigenwerbung für einen Stammplatz auf der hart umkämpften linken Offensivseite in der DFB-Auswahl betrieben hatte, aber ernst. "Seitdem ich bei Chelsea spiele, ist mein Selbstvertrauen noch mal ungemein gestiegen. Jose Mourinho schenkt mir sein Vertrauen und fordert von mir, dass ich mein Spiel durchziehe. Und das mache ich", lobte der 22 Jahre alte England-Legionär fast überschwänglich in einem Atemzug seinen neuen Arbeitgeber FC Chelsea und dessen exzentrischen Star-Trainer.
"Im letzten Jahr war ich mit seiner Entwicklung nicht zufrieden"
Schürrle, der bis zum 3:0 gegen Irland am vergangenen Freitag, als er sich ebenfalls in die Torschützenliste eintrug, in der WM-Qualifikation gerade mal 67 Minuten gespielt hatte, darf sich nach seinem goldenen Oktober zu Recht als Gewinner des Quali-Showdowns fühlen. Ob er im Rennen mit Marco Reus, Lukas Podolski und Jungstar Julian Draxler mit Blick auf die WM-Endrunde in Brasilien Boden gut gemacht hat, wollte er nicht beurteilen: "Da müssen sie andere fragen!"
Am besten den Bundestrainer. "Wenn wir ihn so sehen wie heute, sind wir absolut zufrieden. Er war in meinen Überlegungen immer ein Thema. Er ist in England aber noch einmal robuster geworden. Er hat das gegen die Schweden sehr gut gemacht. Ich habe aber schon in England gesehen, dass er einen weiteren Schritt nach vorne gemacht hat", sagte der Bundestrainer, der dem früheren Mainzer zuletzt ins Gewissen geredet hatte.
"Wir hatten das ein oder andere Gespräch in den letzten Wochen und Monaten. Ich habe ihm gesagt, dass ich im letzten Jahr mit seiner Entwicklung nicht so zufrieden war. Seit zwei, drei Spielen bei uns und in Liga zeigt er aber wieder, was er kann. Er ist dynamisch, er arbeitet gut nach hinten und sucht den Abschluss", berichtete Löw.
Externer Inhalt
Große Konkurrenz auch im Verein
Und auch Kapitän Philipp Lahm attestierte Schürrle große Fortschritte: "Andre ist noch ein junger Spieler. Er spielt jetzt in England bei einem großen Klub und wird auch in der Champions League gefordert. Das fordert ihn und bringt ihn nach vorne, wie man ja gesehen hat."
Das bestätigte auch Schürrle selbst, der im Sommer für 22 Millionen Euro vom Rhein an die Themse gewechselt ist. "Der Konkurrenzkampf bei Chelsea ist viel härter als in der Bundesliga. Man muss sich jeden Tag im Training beweisen, um am Wochenende zu spielen. Der Kader ist bei uns unglaublich dicht." An der Stamford Bridge hat er auf seiner Position ebenso wie im DFB-Team in Willian, Juan Mata, Eden Hazard und Kevin de Bruyne starke Konkurrenz.
Schürrle legt Extraschichten ein
Entscheidend sei aber, dass "The Special One" Mourinho ihn Schritt für Schritt besser macht. "Jose Mourinho verlangt viel, gibt aber auch viel. Jedes Training muss ich Vollgas geben, muss mich beweisen. Ich muss mich körperlich weiterentwickeln. Ich bin viel im Kraftraum, mache viele Extra-Übungen. Mit der Zeit merkt man das dann auch im Spiel", schwärmt er von dem ehemaligen Real-Coach.
Dass es am Ende aber auch und nicht unwesentlich an seiner Einstellung liegt, welchen Weg er in der Nationalmannschaft nimmt, weiß er aber auch. Deshalb blieb der Pfälzer aus Ludwigshafen nach seiner Supershow auch sehr bescheiden: "Wichtig ist, dass wir mit der Mannschaft in der Qualifikation so erfolgreich waren. Dass ich dazu beitragen konnte, ist schön, aber nicht das Wichtigste."