Emotionaler Abschied
FC Liverpool: "Last Dance" von Jürgen Klopp endet mit emotionalem Sieg
Mit ganz großen Emotionen hat sich Teammanager Jürgen Klopp nach neun Jahren und etlichen Erfolgen vom FC Liverpool verabschiedet.
Als der "Last Dance" vorüber war, lachte Jürgen Klopp einfach nur noch. Der Teammanager des FC Liverpool umarmte mit seinem breitesten Grinsen jeden, der ihm in die Quere kam, er warf Kusshände ins Publikum - ehe er übermannt von der Wucht des Augenblicks in die Kabine eilte. Nach neun Jahren und etlichen Erfolgen verabschiedete sich der auf der Insel vielleicht beliebteste Deutsche mit ganz großen Emotionen von der Anfield Road.
"Ich bin komplett überrascht, ich dachte, ich wäre schon mit den Nerven am Ende", sagte Klopp mit einem Lächeln, nachdem er durch ein Spalier seiner Spieler und vieler Mitarbeiter in einem roten "I'll Never Walk Alone Again"-Hoodie zurück auf den Rasen gekommen war: "Aber ich bin so glücklich - wegen euch, dieser Atmosphäre, wegen des Spiels und der Art, wie wir diesen Tag gefeiert haben."
Auf "The Kop", der legendären Tribüne mit dem berüchtigten Liverpooler Anhang, besangen die Fans ihren Helden mit dem umgedichteten Beatles-Hit "I feel fine" - "I'm so glad that Jürgen is a Red", hallte es minutenlang durch das Stadion, als die Ära Klopp am Mersey River am Sonntag endgültig vorüber war. Seine Spieler schenkten ihm zum Abschluss einen 2:0 (2:0)-Erfolg gegen die Wolverhampton Wanderers.
Sein Engagement in Liverpool bezeichnete Klopp als "größte Win-Win-Situation, die ich je in meinem Leben gesehen und erlebt habe. Es passte vom ersten Tag bis heute wie angegossen. Deshalb ist es so schwierig und emotional, sich zu verabschieden."
Schon vor dem Anpfiff wurde es emotional. Nachdem sich Liverpools Teambus auf dem Weg zum Stadion durch Menschenmassen und rote Rauchschwaden gekämpft hatte, blickte Klopp kurz vor Spielbeginn zu den Fans, legte die Hand auf die Brust und lauschte ein letztes Mal dem legendären "You'll Never Walk Alone". Auf der Tribüne sang seine Frau Ulla mit Liverpool-Schal in den Händen mit.
Das Wichtigste in Kürze
"Die Leute nennen es den 'Last Dance' - also lasst uns tanzen", hatte Klopp gesagt. Die Anhänger huldigten ihrer Ikone mit einer gigantischen Choreografie, "JURGEN" war über die gesamte Gegengerade zu lesen. Nach 491 Spielen hinterlässt Klopp tiefe Spuren an der Anfield Road. Er gewann mit dem Klub unter anderem 2019 die Champions League, 2020 die Premier League und erreichte zwei weitere Finals in der Königsklasse (2018, 2022).
Klopp verabschiedet sich mit Sieg
Klopp reanimierte den über die Jahre und Jahrzehnte etwas eingeschlafenen Traditionsklub, er machte - wie bei seiner offiziellen Vorstellung versprochen - aus "doubters" (Zweiflern) bald "believers" (Glaubende) und verzückte die britischen Fans weit über die Stadtgrenzen hinaus. Gleich zu Beginn hatte er sich in Anlehnung an "The Special One" Jose Mourinho als "The Normal One" bezeichnet. Der Niederländer Arne Slot wird Nachfolger des früheren Dortmunder Trainers.
Sportlich ging es für den Tabellendritten am Sonntag um nichts mehr, es bleibt in Klopps Abschiedssaison nach dem frühen Ende aller Premier-League-Titelträume und dem Aus in der Europa League beim Gewinn des Ligapokals. Alexis Mac Allister (34.) und Jarell Quansah (40.) bescherten dem 56-Jährigen in Überzahl nach Rot gegen Nelson Semedo (28.) einen verdienten Sieg.
Wie es für Klopp weitergeht, ist bislang unklar. "Ich kann das Leben kaum erwarten, das Leben nach der Karriere. Jetzt wollen wir mal sehen, was das für mich heißt", sagte Klopp. In einer Woche ist zunächst eine Zeremonie geplant, danach geht es zum Champions-League-Finale seines Ex-Klubs Borussia Dortmund und dann in einen ausgedehnten Urlaub. Dazu will er sich "hier und da" auch Spiele der EM anschauen.
Beinahe in den Hintergrund geriet, dass das Starensemble von Manchester City mit dem vierten Meistertitel in Folge englische Fußballgeschichte schrieb. Das Team von Trainer Pep Guardiola machte die historisch einmalige Serie durch ein abschließendes 3:1 (2:1) gegen West Ham United perfekt. Der Tabellenzweite FC Arsenal um Nationalstürmer Kai Havertz hatte das Nachsehen.