Regionalliga West
Rot-Weiß Oberhausen versinkt im Chaos: Ultras forcieren Trainerentlassung
- Aktualisiert: 07.02.2024
- 16:38 Uhr
Bei Rot-Weiß Oberhausen rumort es gewaltig. Nachdem die organisierten Fans der Vereinsführung mit Boykott drohten, falls der Trainer nicht entlassen wird, knickten die Verantwortlichen ein. Es herrscht Chaos.
Von Kai Esser
Rot-Weiß Oberhausen schreibt schon seit längerer Zeit keine sportlichen Schlagzeilen mehr, die über die Regionalpresse hinaus gehen.
Für Aufsehen sorgt der Klub vom Niederrhein dieser Tage jedoch bundesweit. Und das hat wenig mit dem sechsten Tabellenplatz zu tun, den die Rot-Weißen in der viertklassigen Regionalliga West aktuell inne haben.
Zwar hatte RWO in den zwei Spielen nach der Winterpause jeweils nur ein Remis erreicht, ist aber seit sechs Spielen unbesiegt. Und Tabellenführer Alemannia Aachen ist wenige Tage vor dem direkten Duell auf dem Tivoli, "nur" sechs Punkte entfernt.
Dennoch musste Trainer Jörn Nowak seine Koffer packen, er wurde am Dienstag beurlaubt. Am Tag des Nachholspiels gegen die SSVg Velbert (Oberhausen siegte mit 3:0). "Die Unruhe der letzten Tage im Verein auf verschiedene Ebenen, auch im sportlichen Bereich, hat diese Reaktion erfordert", heißt es auf der Website.
Doch das Aus des Trainers hat weit mehr als sportliche Gründe.
Fanszene setzen Vereinsführung unter Druck: Boykott, bis der Trainer fliegt
Der Hauptgrund für die Entlassung war vor allem die aktive Fanszene. In einem offenen Brief an die Klub-Verantwortlichen stellten sie klar, dass es keine Unterstützung mehr für die Mannschaft gebe, solange Nowak weiter Trainer ist.
Das Wichtigste zum Fußball
"Wir fordern den sofortigen Rücktritt von Jörn Nowak als Cheftrainer von Rot-Weiß Oberhausen. Sollte dies nicht geschehen, werden wir unseren Protest weiterhin fortsetzen", heißt es in einem Statement, das mit "Fanszene Oberhausen" unterschrieben ist. Bereits beim vergangenen Heimspiel gegen den SV Lippstadt wurde der Rausschmiss des Hauptübungsleiters auch visuell gefordert.
Externer Inhalt
Vor allem eine Auseinandersetzung beim Jahresauftakt in Mönchengladbach stieß den Anhängern übel auf. Nach dem enttäuschenden 0:0 gegen die Zweitvertretung der Borussia wollten die Fans enttäuscht den Block verlassen und so ihre Botschaft an die Mannschaft senden.
Mittlerweile Ex-Trainer Nowak soll die Fans jedoch "verfolgt" haben und zur Rede stellen wollen - erfolglos. "Das ist das Letzte und ihr seid das Letzte", rief er laut dem Statement der RWO-Anhänger.
Das Verhältnis zwischen der Fanszene und dem Trainer war endgültig nicht zu reparieren. Angeknackst war es aber bereits vor der Saison.
Nowaks rot-weißes Vereinehopping
Ein Unbekannter ist der 37-Jährige in Oberhausen nämlich nicht. Vier Jahre trug er als Spieler das Kleeblatt-Trikot, danach wurde er sportlicher Leiter an der Emscher.
Nach zwei Jahren jedoch machte er sich erstmals unbeliebt bei den RWO-Fans, als er zu Lokalrivale Rot-Weiss Essen wechselte.
Dort endete sein Engagement im Jahr 2023. Offenbar, so berichteten es Lokalmedien seinerzeit, "unter unrühmlichen Umständen", wie es die Fanszene Oberhausen in ihrem offenen Brief beschreibt. Es soll in den Büroräumen des Stadions an der Hafenstraße zu sexuellen Handlungen gekommen sein.
Nach seiner Freistellung kehrte Nowak zu RWO zurück - und zwar als Trainer. Ein Posten, den er bisher noch nie ausgefüllt hatte und jetzt auch wieder, nach rund sieben Monaten, beendet ist.
Ein Fehler - so sehen es zumindest die Fans - den die Verantwortlichen unter dem Druck der aktiven Fanszene korrigierte. Ein Fehler, der Rot-Weiß Oberhausen deutlich mehr schadete, als er ihnen half.
Vor dem richtungsweisenden Auswärtsspiel bei Tabellenführer Alemannia Aachen am Samstag wurde - nun zum dritten Mal innerhalb von sieben Jahren - RWO-Legende Mike Terranova zum Trainer befördert.
In dieser Woche wird sich entscheiden, ob das Eingeständnis der Verantwortlichen gegenüber den aktiven Fans mit der Fehlbesetzung von Nowak fatal war und die Saison quasi beendet ist, oder ob die Ambitionen in Oberhausen unter "Terra" noch weiter leben dürfen.
Dabei hilft aber nur ein Sieg.