Supercup live in SAT.1 und auf ran.de
VfB Stuttgart beim Supercup: Wird der "neue Wirtz" zum X-Faktor?
- Aktualisiert: 18.08.2024
- 11:59 Uhr
- Julian Huter
Der VfB Stuttgart war eine der Überraschungsmannschaften der Saison 2023/24. Die Erwartungen vor dem Supercup gegen Bayer Leverkusen sind entsprechend hoch. Allerdings muss Trainer Sebastian Hoeneß einige Leistungsträger ersetzen. Wie gut wird der VfB 2.0?
Von Julian Huter
Mit dieser Aussage sorgte Deniz Undav im Februar 2024 für Skepsis, wenn nicht sogar Gelächter. "Heute haben die beiden besten Mannschaften der Liga gegeneinander gespielt", sagte der VfB-Stürmer bei "Sky" nach dem Aus der Schwaben im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen (2:3). Sogar sein Trainer Sebastian Hoeneß widersprach ihm und verwies auf die damalige Tabelle.
Doch Undav sollte Recht behalten: Der VfB beendete die Saison sensationell als Vizemeister hinter den unbesiegten Leverkusenern und vor den Serienmeistern aus München. Deshalb kommt es nun zum Wiedersehen im Supercup zwischen VfB und Bayer (Sa., ab 19:30 Uhr live in SAT.1, in der ran App und auf Joyn).
Leverkusen konnte alle seine Leistungsträger halten - entsprechend dürfte die Werkself erneut zu den Titelfavoriten zählen.
Etwas komplizierter gestaltet sich die Lage in Stuttgart, denn der überraschende Erfolg bringt auch Schattenseiten mit sich. Mehrere Leistungsträger nutzten die Gunst der Stunde für einen lukrativen Transfer, plötzlich spielt Stuttgart in der Champions League und entsprechend steigen die Erwartungen. Kann der VfB wirklich an seine Erfolgssaison anknüpfen?
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In Stuttgart müssen sie einen schwierigen Spagat bewältigen. Durch das Erreichen der Champions League sind die sportlichen Erwartungen und - vermutlich auch die Gehaltsforderungen der Spieler - in die Höhe geschossen. Gleichzeitig spielte der Verein vor etwas mehr als einem Jahr noch gegen den Abstieg.
Wirtschaftlich und strukturell mit dem rasanten Aufstieg Schritt zu halten, ist kaum möglich. Ein warnendes Beispiel ist der Absturz von Union Berlin in der vergangenen Saison.
Personell am schwersten dürften in Stuttgart sicherlich die Abgänge von Kapitän Waldemar Anton und Toptorjäger Serhou Guirassy wiegen. Damit verliert der Klub seinen Abwehrchef und 30 Tore von Guirassy an die direkte Konkurrenz aus Dortmund.
VfB Stuttgart: Ito und Anton weg - wer wird neuer Abwehrchef?
In der Abwehr mussten die Stuttgarter Innenverteidiger Hiroki Ito zum FC Bayern ziehen lassen. Eine der vakanten zentralen Positionen wird wohl Jeff Chabot übernehmen. Der 26-Jährige kam für vier Millionen Euro vom Absteiger aus Köln und empfahl sich dort mit starken Leistungen in einer oftmals überforderten Mannschaft.
Dennoch dürfte die Innenverteidiger-Position aktuell noch die größte Baustelle im VfB-Kader sein. Selbst wenn Hoeneß als Stammkraft auf einen der etatmäßigen Spieler setzt - zum Beispiel Dan-Axel Zagadou -, braucht es für die Dreifachbelastung mehr Tiefe. Ein heißer Kandidat soll Gerüchten zufolge Loic Bade sein - 24 Jahre alt und Stammkraft beim FC Sevilla.
"Da ist die Suche noch im vollen Gange, dort einen absoluten Qualitätsspieler hinzuzubekommen. Dass wir da was suchen und brauchen, steht außer Frage", sagte Hoeneß über die Innenverteidiger-Suche. Laut "kicker" kann der VfB im August noch mit einer Finanzspritze in Höhe von 20 Millionen Euro von Sponsor Porsche rechnen. Das dürfte die Suche vereinfachen.
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Frans Krätzig vs. Maxi Mittelstädt?
Auf der linken Außenverteidiger-Position könnte ein Neuzugang, der schon da ist, für Furore sorgen. Frans Krätzig wurde vom FC Bayern ausgeliehen und überzeugte in der Vorbereitung. Erinnerungen an Philipp Lahm werden wach, der sich in Stuttgart vor Jahren zum Star entwickelte. Läuft Krätzig am Ende sogar DFB-Shootingstar Maxi Mittelstädt den Rang ab? Nicht auszuschließen.
Auf Kontinuität können die Stuttgarter dagegen im defensiven Mittelfeld setzen. Angelo Stiller entwickelte sich in der vergangenen Saison zu einem der besten Sechser der Bundesliga. Im Verbund mit Atakan Karazor wird er als Rückgrat und Regisseur des dynamischen Stuttgarter Spiels fungieren.
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Eine Breakout-Saison erlebte auch Chris Führich. Der Flügelspieler kam in 34 Spielen auf 15 Scorerpunkte und mauserte sich sogar zum Nationalspieler und EM-Teilnehmer. Trotz mehrerer hochkarätiger Interessenten konnte der 26-Jährige gehalten werden. In der Breite bieten sich dem VfB einige Optionen für die Flügel, darunter Silas, Enzo Millot oder auch Jamie Leweling. Hier sind die Stuttgarter bestens aufgestellt.
Wird Justin Diehl zum X-Faktor in Stuttgart?
Ein möglicher X-Faktor könnte zudem Justin Diehl werden: Der vielseitig einsetzbare Offensivspieler gilt schon seit Jahren als eines der größten Talente im deutschen Nachwuchs. In Köln wurden schon Vergleiche mit Florian Wirtz gezogen. Weil es sich der 19-Jährige beim Effzeh mit Trainern und Verantwortlichen verscherzte, schloss er sich in diesem Sommer dem VfB an.
In der Vorbereitung überzeugte Diehl unter anderem mit einem sehenswerten Treffer beim 5:3-Testspielsieg gegen Kyoto und brachte viel Spielwitz mit. Hoeneß hat in der Vergangenheit schon bewiesen, dass er junge Talente in die Spur und auf das nächste Level bringen kann. Mit Diehl hat er einen neuen Rohdiamanten.
Das meiste Geld investierten die Schwaben in diesem Sommer in ihren Sturm. Undav entwickelte sich mit seiner nahbaren Art und 28 Scorerpunkten zum Fan-Liebling und konnte nach langem Transfer-Hick-Hack mit Brighton & Hove Albion für rund 27 Millionen Euro verpflichtet werden.
Ermedin Demirovic soll der neue Star werden
Immerhin 21 Millionen Euro ließen sich die Schwaben die Dienste von Ermedin Demirovic kosten. Der Mittelstürmer schoss den FC Augsburg in der vergangenen Saison mit 15 Toren und zehn Vorlagen fast in den Europapokal. Das Sturmduo der Stuttgarter dürfte gesetzt sein.
Der VfB muss sich in dieser Saison also nicht komplett neu erfinden, aber einige neue Kaderelemente in sein Spiel integrieren. Der Verein hat trotz Stadionumbau und gestiegener Gehaltsforderungen am Transfermarkt nicht gegeizt. Die Marschroute ist klar: Stuttgart will sich wieder langfristig als Europapokalanwärter etablieren.
"Wir wollen auf das Gleis, dass uns dauerhaft in das erste Drittel der Liga zurückbringt. Dafür ist aber noch nicht die letzte Weiche gestellt. Das muss uns allen klar sein“, sagte VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth bei "Sport 1".
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Ob es am Ende dieser Spielzeit wieder für die Champions League reicht, darf dennoch angezweifelt werden. Vor allem auch, weil die Konkurrenz aus München, Dortmund und Leipzig nicht wieder so kollektiv schwächeln wird.
Ein Absturz wie von Union Berlin ist dagegen aber unwahrscheinlich. Dafür ist der Kader zu stark besetzt, die Spielphilosophie zu klar. Die Transfers sind zwar kostspielig, aber anstatt nur auf große Namen zu setzen, hat man es in Spieler investiert, die sich in der Bundesliga bereits bewiesen haben oder noch viel Potenzial nach oben mitbringen.
Der Supercup in Leverkusen wird der erste echte Gradmesser für den VfB 2.0 - vielleicht überrascht er uns ja zum zweiten Mal hintereinander.