EM-Qualifikation
Deutsche U21: Rocco Reitz – der Hoffnungsträger aus der Kurve
- Aktualisiert: 17.11.2023
- 20:25 Uhr
- Martin Volkmar
Eigengewächs Rocco Reitz ist Gladbachs Shootingstar und feierte nun auch in der U21 ein überragendes Debüt als Joker gegen Estland (4:1) - mit zwei Toren!
Von Martin Volkmar und Oliver Jensen
Auf den ersten Blick ist die Karriere von Rocco Reitz im heutigen Fußball-Business fast unglaublich: Der 21-Jährige ist seit der Geburt Mitglied von Borussia Mönchengladbach, stand als Fan früher im Borussia-Park in der Kurve und gehört in dieser Saison zu den Shootingstars bei den "Fohlen".
In allen elf Bundesligaspielen kam Reitz bisher zum Einsatz, davon achtmal in der Startelf – womit er die Ex-Nationalspieler Christoph Kramer und Florian Neuhaus zuletzt auf die Ersatzbank verdrängt hat.
Nun wurde Reitz für die deutsche U21 nominiert und feierte in der EM-Qualifikation gegen Estland (4:1) sein Debüt - und was für eines! In der 63. Minute eingewechselt, erzielte der Gladbacher bei seinem U21-Debüt auf Anhieb einen Doppelpack.
"Damit wäre der nächste Punkt auf der Liste meiner Träume abgehakt. Den Adler auf der Brust tragen zu können - das ist das Schönste, was es gibt", sagt der Mittelfeldspieler, der 2017 einmal für die deutsche U16 zum Einsatz kam, nach seiner Nominierung für die U21 von Bundestrainer Antonio di Salvo.
Das Wichtigste in Kürze
"Rocco spielt natürlich in meinen Planungen eine Rolle, weil er auch aktuell sehr gut drauf ist", erklärte Trainer Antonio di Salvo bereits vor dem Estland-Spiel im Interview mit ran.
Reitz auf Wolke sieben: Erstes Bundesligator für Gladbach
Ohnehin schwebte Reitz schon vor seinem überragenden U21-Debüt auf Wolke sieben, nachdem ihm am vergangenen Wochenende beim 4:0 gegen den VfL Wolfsburg auch sein erstes Bundesligator gelungen war.
Logisch, dass er als Eigengewächs, der seit den F-Junioren im Verein kickt, bei den Anhängern besonders gut ankommt
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"Ich hätte mir nie im Leben vorstellen können, wie es aktuell läuft", berichtete der gebürtige Duisburger, dessen Patenonkel ihn als Säugling beim Traditionsverein anmeldete. "Vor meinem Publikum mein erstes Tor zu schießen, das ist schon ein Traum und ich bin sehr, sehr dankbar dafür, dass ich so was erleben kann."
Seit dem siebten Lebensjahr in Gladbach
Seit dem siebten Lebensjahr spielt Reitz in Gladbach und durchlief alle Nachwuchsteams bis zur A-Junioren-Bundesliga. Doch danach kam er bei den Profis nur zu zwei Kurzeinsätzen, weshalb er sich 2021 an den belgischen Erstligisten VV St. Truiden ausliehen ließ.
Dort wurde er unter dem deutschen Trainer Bernd Hollerbach zur Stammkraft, doch nach der Rückkehr in der vergangenen Saison war er unter Daniel Farke erneut nur zweite Wahl und ging nach der Winterpause noch einmal nach St. Truiden – die zweite Rückkehr verläuft nun ungleich erfolgreicher.
"Ich habe mir einfach gesagt, hau dich in der Vorbereitung rein, gib Vollgas und dann sehen wir, wo wir stehen und werden da auch ehrlich drüber reden mit dem Verein, der Familie und meinem Berater. Ob wir noch mal eine Leihe anstreben oder wie auch immer", erzählte Reitz.
"Wenn du weiter Gas gibst, dich immer reinhaust, egal, wie es aussieht, dann wird das vielleicht irgendwann belohnt und der Trainer gibt dir eine Chance. Aber dass es dann so kommt, hätten wir alle nicht gedacht. Und darüber bin ich sehr, sehr, sehr glücklich."
Di Salvo lobt Reitz‘ Durchsetzungsvermögen
Nach Ansicht von di Salvo liegt der erfolgreiche Saisonstart seines Akteurs allerdings nicht nur an dessen spielerischer Qualität, sondern auch an seinem Durchsetzungsvermögen. "Er ist so einen harten Weg gegangen, über Belgien zurück nach Gladbach und auch da muss er sich wieder zeigen und beweisen. Das zeugt von Mentalität", sagte der DFB-Coach zu ran.
"Und spielerisch ist es einfach so, dass er immer den Ball haben will, unter Drucksituationen keine Angst hat und sich immer wieder anbietet, auch da Lösungen hat", so di Salvo.
Hält Reitz‘ phänomenale Entwicklung an, könnte er bald zu einem Hoffnungsträger werden, dass der deutsche Fußball auch nach der 95er-Generation um Joshua Kimmich – den Reitz als eines seiner Vorbilder nennt – weiterhin über genug hochklassige Talente verfügt.