WM 2022
WM 2022 - Flitzer mit Regenbogen-Fahne wieder auf freiem Fuß
- Aktualisiert: 29.11.2022
- 15:17 Uhr
- ran.de
Flitzer mit Botschaft: Während des Gruppenspiels zwischen Portugal und Uruguay lief ein Mann auf den Platz, um eine politische Message zu übermitteln. Die Weltregie bot dem sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß befindende Aktivisten allerdings keine Bühne.
München – Der Flitzer aus dem Spiel zwischen Portugal gegen Uruguay ist wieder auf freiem Fuß.
"Ich bin frei, und es gibt keine rechtlichen Folgen für mich", schrieb der Italiener Mario Ferri am Dienstagmittag bei Instagram, nachdem er zuvor kurzzeitig in Gewahrsam genommen worden war.
Zuvor hatte bereits das italienische Außenministerium die Freilassung bestätigt. "Nach einem kurzen Arrest wurde der Mann von den Behörden ohne weitere Konsequenzen freigelassen", teilte das Ministerium auf "AFP"-Anfrage mit.
Ferri macht auf mehrere Ding aufmerksam
Ferri trug bei seiner Aktion ein Superman T-Shirt mit der Aufschrift "Save Ukraine" sowie auf der Rückseite "Respect for Iranian Woman" und hatte dazu eine Regenbogen-Fahne in der Hand. Viel zu sehen war von ihm im Fernsehen aber nicht.
Der iranische Schiedsrichter Alireza Faghani legte die Fahne vor einer Werbebande ab, dann schnappte sie sich ein Ordner und brachte sie durch denselben Ausgang aus dem Innenraum, durch den auch der Fan geführt wurde.
WM 2022: Kritik von ARD-Kommentator Bartels
"Jeder weiß doch, dass etwas passiert ist. Es wirkt geradezu grotesk, wenn es von der Regie nicht gezeigt wird", sagte ARD-Kommentator Tom Bartels während der Übertragung, nachdem der Flitzer in der 51. Minute nur kurz durch das Bild gelaufen war und dann von der Regie mit Nichtachtung gestraft wurde. "Wir waren uns bewusst, dass so etwas passieren kann. Das ist dann aber Zensur und das hat die FIFA nicht nötig."
Man muss aber dazu sagen, dass diese Zensur die übliche Praxis bei diesen Übertragungen ist. Flitzer werden grundsätzlich nicht im Bild gezeigt, nicht erst bei dieser WM in Katar.
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Mario Ferri: Flitzer bei WM 2022: "Der Falke"
Doch so unbekannt wie er auf dem ersten Blick schien, ist Ferri gar nicht. Er fiel in der Vergangenheit bereits öfter durch ähnliche aktivistische Aktionen auf - darunter auch bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.
Auf Ferris Instagram-Kanal - wo er sich selbst "Il Falco", also den Falken nennt - war zu sehen, dass er sich beim Spiel zwischen Portugal und Uruguay im Stadion befunden hat und relativ nah am Spielfeldrand einen Platz hatte.
Der 35-Jährige ist selbst Fußballer lief unter anderem für SP Tre Fiori aus San Marino in der Conference League auf.
Mario Ferri wurde 2010 in Abu Dhabi verhaftet
Ferri ist in seiner Heimat kein Unbekannter: Ende 2010 war er in Abu Dhabi verhaftet worden, als er beim Finale der Klub-WM den Rasen stürmte - mit der Botschaft "Free Sakineh" auf dem Shirt, in Anlehnung an eine iranische Frau, der die Todesstrafe durch Steinigung drohte.
Bei der WM 2014 in Brasilien rannte er während des Spiels zwischen Belgien und den USA auf den Rasen, auf seinem Superman-Shirt stand "Rettet die Kinder der Favelas".
Zuletzt half er Frauen und Kindern aus der Ukraine bei der Flucht nach Polen.
Auf seinem Instagram-Account nahm Ferri auch noch einmal Stellung zu seiner Aktion. "Die Welt muss sich verändern. Wir können es gemeinsam mit starken Gesten tun, die von Herzen kommen, mit Mut", schrieb er und fügte an: "Die Regeln zu brechen, wenn du es für einen guten Zweck tust, ist nie ein Verbrechen."
WM 2022: Neves sorgte sich um Flitzer
Nach dem Spiel, das Portugal 2:0 gewann, betonte Portugals Ruben Neves (25), dass er sich um den WM-Flitzer sorge. "Ich hoffe, dem Jungen passiert nichts. Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt hat sie verstanden", sagte Neves nach dem 2:0 (0:0) gegen Uruguay.
Das Turnier in Katar ist vor allem wegen der Lage der Menschenrechte in dem Golfemirat das umstrittenste in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften. Unter anderem ist Homosexualität in Katar unter Strafe gestellt.
WM 2022: Regenbogen-Symbole auf den Zuschauerrängen erlaubt
Die Kapitäne von sieben europäischen Mannschaften um DFB-Spielführer Manuel Neuer hatten beabsichtigt, bunte "One Love"-Armbinden gegen Diskriminierung während des Turniers zu tragen. Nach der Androhung von Sanktionen durch die FIFA sahen die nationalen Verbände jedoch davon ab.