Handball-EM - Turnier-Zeugnisse der deutschen Spieler: Juri Knorr zwischen Himmel und Hölle
Turnier-Noten für DHB-Stars: Eine 1 und eine große Überraschung
Die deutschen Handballer haben die Heim-EM auf dem vierten Platz beendet. Von neun Spielen verlor die DHB-Auswahl vier und gewann ebenso viele. Während Juri Knorr durch Himmel und Hölle ging, glänzten zwei DHB-Stars fast das gesamte Turnier über. Ein Reservist ist hingegen der größte Gewinner der EM. Die deutschen Spieler in der Turnier-Einzelkritik.
Tor: Andreas Wolff
Spielte einmal mehr ein starkes Turnier. Seine 92 Paraden sind der Top-Wert unter den Torhütern, seine Fangquote von 33,5 Prozent ist ebenfalls beachtlich. Zwar ist seine Nominierung ins Allstar-Team angesichts der Leistungen von Emil Nielsen und Andreas Palicka zweifelhaft, aber dennoch: Wolff rettete Deutschland allein gegen Island und Österreich ins Halbfinale. ran-Note: 2
Tor: David Späth
Kam in neun Spielen auf 101 Einsatzminuten. Gegen Nordmazedonien stark, als Wolff gar nicht ins Spiel fand. Edeljoker gegen Frankreich bei den Siebenmetern (2/5). Bekam in der Hauptrunde gegen Kroatien die meiste Spielzeit und war mindestens gut (8/25, 32%). Im Spiel um Platz 3 gegen Schweden dann unglücklich (1/6, 16%). Absolut respektables erstes großes Turnier. ran-Note: 3
Linksaußen: Lukas Mertens
War in der Vorrunde richtig gut drin im Turnier, hatte starke Quoten (8/10) und gute Defensiv-Aktionen. Verlor in der Hauptrunde seinen Stammplatz aber dennoch an Dahmke nach einem ganz schwachen Auftritt gegen Österreich. Gegen Schweden nochmal richtig stark (4/6). Steht am Ende des Turniers bei 15/24 (63%), die Ausbeute aber gerade vom Flügel muss besser werden (7/16). ran-Note: 3
Linksaußen: Rune Dahmke
Ging angeschlagen ins Turnier, hatte in der Vorrunde kaum Spielzeit. Das änderte sich schlagartig in der Hauptrunde. Entpuppte sich sogar als echter Emotional Leader. Gegen Ungarn mit der Aktion des Turniers, als er gegen zwei ungarische Brecher einen Ball in der Luft verteidigte. Bärenstark! Aber: Auch Dahmke muss zwingend effizienter werden (12/20, 60%). ran-Note: 3
Rückraum links: Julian Köster
War zeitweise der wertvollste Spieler für Gislason. Bildete mit Golla einen phänomenalen Innenblock, dazu lange im Turnier auch ein großer Offensiv-Faktor, herausragend sein Auftritt gegen Ungarn. Doch ihn verließen immer mehr die Kräfte. Nach Knorr und Golla der beste deutsche Schütze (31/58), außerdem mit den zweitmeisten Assists (31). Keine Frage: Köster hat Weltklasse-Potenzial. ran-Note: 2
Rückraum links: Sebastian Heymann
Ließ seine internationale Klasse und seine gewaltige Wurfkraft immer wieder aufblitzen. Am Ende aber zu ineffizient (21/38, 55%). Defensiv mit einigen bockstarken Aktionen und Balleroberungen, gegen Dänemark im Halbfinale früh mit zwei Zeitstrafen gehandicapt, machte dennoch ein großes Spiel und wurde explizit von Gislason geadelt. ran-Note: 3
Rückraum links: Martin Hanne
Nach Lichtlein mit den wenigsten Spielminuten (40), stand dreimal nicht im 16er-Kader. Wenn er spielte, dann meist mutig. Wollte unbedingt was reißen, das gelang auch ab und zu, aber er neigte auch dazu, zu überdrehen und nahm sich schlechte Abschlüsse. Am Ende 4/10, eine ausbaufähige Quote. ran-Note: 4
Rückraum links / Mitte: Philipp Weber
Seine in der Vorrunde noch sehr kleine Rolle (16 Spielminuten) wurde überraschend groß – besonders im Halbfinale gegen Dänemark und gegen Schweden, weil Knorr mehrere Denkpausen benötigte. Beendet das Turnier mit 8/14 und sechs Assists. Gemessen an seinen Einsatzminuten (49) ist das absolut in Ordnung. ran-Note: 3
Rückraum Mitte: Juri Knorr
Erlebte ein Turnier zwischen Himmel und Hölle. Auf dem Papier Deutschlands produktivster Offensiv-Spieler (50/86, 58% und 33 Assists). Spielte in der Vorrunde gut, besonders gegen Nordmazedonien herausragend. In der Hauptrunde blieb er etwas hinter seinen Möglichkeiten ….
… spielte dann eine Weltklasse-Halbzeit im Halbfinale, ehe er sich auswechseln ließ und danach kaum noch spielte. Nagelte sich anschließend medial selbst ans Kreuz, erwischte einen Albtraum-Start gegen Schweden und ließ eine gute zweite Halbzeit folgen. Es war und ist mehr drin, aber ein schlechtes Turnier spielte er definitiv nicht. ran-Note: 3
Rückraum Mitte: Nils Lichtlein
Spielte nur 23 Minuten, stand dreimal nicht im Kader. Ließ sein zweifelsohne großes Talent aber immer wieder aufblitzen. Am Ende steht die einzige 100-Prozent-Quote im deutschen Kader (3/3) und ein Assist. Der U21-WM-MVP von 2023 wird definitiv in naher Zukunft eine größere Rolle spielen. ran-Note: 3
Rückraum rechts: Kai Häfner
Der Routinier hat die schlechteste Abschlussquote von allen deutschen Spielern (48 Prozent, 15/31), dafür aber die drittmeisten Assists (20). Fehlte in Spielen (Nordmazedonien, Dänemark) aus privaten Gründen. Alles in allem ein sehr wechselhaftes Turnier, mal richtig on fire, mal haarsträubend. In Zukunft wird er wohl tendenziell von einem Youngster verdrängt. ran-Note: 3
Rückraum rechts: Renars Uscins
Der größte Gewinner der EM, und damit war nach einer durchwachsenen Vor- und Hauptrunde, in der er nicht über die Reservistenrolle hinauskam, nicht unbedingt zu rechnen. Aus dem Nichts dann im Halbfinale gegen Dänemark und im Spiel um Platz 3 der beste Deutsche. Steht zum Turnierende bei 17/32. Er wird Häfner wohl in naher Zukunft den Stammplatz streitig machen. ran-Note: 2
Rückraum rechts / Rechtsaußen: Christoph Steinert
Nach Wolff, Köster und Golla mit den meisten Minuten (335). Das zeigt, wie wichtig er gerade defensiv für die DHB-Auswahl war. Elementarer Bestandteil der so guten Verteidigung, außerdem in der Not auch sehr passabel auf Rechtsaußen. Gegen Dänemark bockstark, gegen Schweden in der Crunchtime mit einem fatalen Fehlwurf. Beendet das Turnier mit 10/16 (62%). ran-Note: 2
Rechtsaußen: Timo Kastening
Spielte eine gute Vorrunde, in der Hauptrunde aber öfter mal wegen seiner Abschlussschwäche in der Kritik – besonders bei Gislason, der ihn sogar phasenweise durch Steinert ersetzte. Seine Turnierquote von 58 Prozent (17/29) ist mehr als nur ausbaufähig. Fehlte zweimal erkrankt. Es war unterm Strich nicht sein Turnier. ran-Note: 4
Rechtsaußen: Lukas Zerbe
Der Ersatzmann stand zweimal im Kader – erst im besten und dann im wichtigsten Turnierspiel. Gegen Ungarn noch mit wenig Einsatzzeit, ersetzte er gegen Dänemark erneut den erkrankten Kastening und spielte sehr solide 30 Minuten (ein Steal, 1/2). ran-Note: 3
Kreis: Johannes Golla
Es gibt nur ein Wort für sein Turnier: Weltklasse. Golla geht überall und immer voran. Als Team-Kapitän, Anführer der starken Defensive (neun Steals, sechs Blocks), Kampfmaschine (meiste Minuten mit 419) und offensiver Wühler am gegnerischen Kreis. Seine Torquote (31/43, 72%) ist ebenfalls gut. Er ist nach Ludovic Fabregas aktuell der wohl beste Allround-Kreisläufer der Welt. ran-Note: 1
Kreis: Jannik Kohlbacher
In der Vorrunde wenig eingesetzt, in der Hauptrunde wurde er besonders in der Defensive auf halblinks immer mehr zu Gislasons Edeljoker. Starkes Spiel im Halbfinale gegen Dänemark und auch gegen Schweden gut. Ausbaufähig ist aber seine Abschlussquote mit 14/22 vom Kreis. ran-Note: 2
Kreis: Justus Fischer
Laut Gislason „eines der größten Talente der Welt“ am Kreis. Durfte in der Vorrunde immer mal wieder reinschnuppern und machte seine Sache gut (5/5), seine größten Spielanteile bekam er gegen Kroatien. Ganz schwache Quote in dem Spiel (1/4). Danach nicht mehr im Einsatz. Ein EM-Turnier zum reinschnuppern und lernen. ran-Note: 4