Handball-EM 2024 - Deutschland gegen Dänemark: Gidsel, Pytlick, Hansen, Landin, Nielsen und Co. im Check

DHB-Auswahl gegen den Dominator der Handball-Welt
Deutschland trifft bei der Heim-EM im Halbfinale auf Top-Favorit Dänemark (am Freitag ab 20:30 Uhr im Liveticker auf ran.de und im Livestream auf Joyn). Eine Herkulesaufgabe, schließlich ist "Danish Dynamite" seit Jahren der Dominator des Welthandballs.

DHB-Auswahl gegen den Dominator der Handball-Welt
Die Superstar-Auswahl holte drei WM-Titel in Folge, ist individuell aktuell jeder Mannschaft der Welt überlegen. ran macht den Gegnercheck - und nennt trotz der klaren Rollenverteilung Gründe für eine Sensation.

Dänemark bei der Handball-EM: Nur ein echter Gegner
Vor Turnierbeginn war klar: Gold geht nur über Dänemark. Nach drei WM-Titeln in Folge ist der Hunger dieser Goldenen Generation auf den ersten EM-Titel seit 2012 ins Unermessliche gestiegen.

Dänemark bei der Handball-EM: Nur ein echter Gegner
Und der Top-Favorit wurde den Vorschusslorbeeren mehr als gerecht. Dänemark dominierte alle Gegner in der Vorrunde (Tschechien, Portugal, Griechenland) nach Belieben, ehe zum Hauptrundenauftakt Titelverteidiger Schweden wartete.

Schweden verlangt Dänemark alles ab
Das mit Spannung erwartete Duell ist das bis dato beste Spiel des Turniers. Schweden verlangte Dänemark alles ab, zeigte auf, dass auch diese Weltauswahl durchaus verwundbar sein kann. Am Ende setzte sich Dänemark dennoch knapp, aber verdient mit 28:27 durch - auch wenn ein Pfiff der Schiedsrichter vor dem Last-Second-Ausgleich die schwedischen Gemüter erhitzte.

Dänemark unterliegt Slowenien mit B-Auswahl
Weil anschließend auch Norwegen weggeputzt wurde (29:23), war die Niederlage gegen Slowenien (25:28), bei der zahlreiche Stars geschont wurden, verschmerzbar. Dennoch überraschte die Pleite. Nicht wenige Experten behaupten, dass selbst eine B-Auswahl der Dänen mindestens eine Medaille bei der EM holen würde. Doch wer sind die tragenden Säulen Dänemarks?

Dänemarks EM-Kader: Wer ist nicht dabei?
Die Qualität der Dänen zeigt sich allein schon an den Spielern, die es nicht in den EM-Kader geschafft haben. Lasse Andersson etwa. Der linke Rückraumspieler spielt bei den Füchsen Berlin aktuell die Saison seines Lebens, ist bester Torjäger der HBL auf seiner Position.

Dänemarks EM-Kader: Wer ist nicht dabei?
In jeder anderen Nationalmannschaft der Welt wäre Andersson gesetzt, wahrscheinlich der Star überhaupt, doch nicht so bei den Dänen. Das gleiche Schicksal ereilte beispielsweise HSV-Star Casper Mortensen (im Bild), immerhin zweimaliger HBL-Torschützenkönig. Oder Kevin Möller von der SG Flensburg-Handewitt, einer der besten Keeper der Bundesliga.

Dänemarks EM-Kader: Wer ist nicht dabei?
Doch warum sind diese großen Namen des Handballs nicht mit dabei? Ganz einfach: Auf ihren Positionen gibt es mindestens zwei andere Spieler mit der gleichen oder sogar mehr Qualität.

Landin und Nielsen: Das beste Torhüter-Duo der Welt
Für Möller war an Niklas Landin (im Bild) und Emil Nielsen (zurecht) kein Vorbeikommen. Landin ist eine Legende, gilt nach wie vor als einer der besten Torhüter der Welt.

Landin und Nielsen: Das beste Torhüter-Duo der Welt
Doch bei der EM läuft ihm ausgerechnet Landsmann Nielsen ein wenig den Rang ab. Der 26-Jährige hat die beste Fangquote aller Keeper bei dem Turnier (knapp 40%) und ist mittlerweile mehr als "nur" der Landin-Backup. Wohl dem, der so ein Duo hat.

Gidsel, Pytlick, Hansen: Der beste Rückraum der Welt
Gleiches könnte man über den Rückraum sagen - in dem Fall ist es aber ein Trio. Matthias Gidsel (24, Füchse Berln) ist aktuell der beste Spieler der Welt, wird höchstwahrscheinlich Turnier-MVP (42/50, 84%) und in naher Zukunft Welthandballer.

Gidsel, Pytlick, Hansen: Der beste Rückraum der Welt
Neben ihm zieht Flensburg-Star Simon Pytlick (22, im Bild) die Fäden - und da wäre ja auch noch der Altmeister und dreimalige Welthandballer Mikkel Hansen (35).

Kirkelökke: Dauerbrenner und Taschenmesser
Angesichts der Star-Power im Rückraum geht die Rolle von Niclas Kirkelökke beinahe unter. Der rechte Rückraumspieler von den Rhein-Neckar Löwen ist der Dauerbrenner. Er ist eine Art Joker für Trainer Nikolaj Jacobsen, weil er immer wieder auch auf Außen auftaucht – ein taktisches Mittel, das sich selbst DHB-Trainer Alfred Gislason vor der EM abgeschaut hatte.

Saugstrup und Jörgensen: Weltklasse am Kreis
Auch am Kreis ist Dänemark bärenstark besetzt, hat in Magnus Saugstrup vom SC Magdeburg nach Ludovic Fabregas (Frankreich) und neben Johannes Golla (Deutschland) den vielleicht besten Spieler auf dieser Position bei der EM.

Saugstrup und Jörgensen: Weltklasse am Kreis
75 Prozent seiner Würfe sitzen (12/16), doch gerade defensiv ist er ein absolutes Monster (4 Steals pro Spiel). Lukas Jörgensen (im Bild) ist sein Backup und so gut, dass Saugstrup wichtige Verschnaufpausen einlegen kann (20/26, 76%).

Bundesliga-Stars und eine Legende: Außen als dänische Schwachstelle?
Wenn es eine Schwachstelle im dänischen Starensemble gibt, ist sie vielleicht – aber auch nur ganz vielleicht – auf Außen zu finden. Links teilen sich Emil Jakobsen (65%, Flensburg) und Magnus Landin (78%, Kiel) die Spielzeit. Beides Top-Leute, aber gerade Jakobsen ist zumindest bei der EM ab und an für einen Fehlwurf gut.

Bundesliga-Stars und eine Legende: Außen als dänische Schwachstelle?
Ergänzt wird das Linksaußen-Duo auf rechts durch die 42 Jahre alte Legende Hans Lindberg, der allerdings kaum spielt (59 Minuten) und größtenteils die Siebenmeter wirft (12/13).

Bundesliga-Stars und eine Legende: Außen als dänische Schwachstelle?
Auf ähnlich viel Spielzeit kommt Johan Hansen (50 Minuten, 3/6). Oftmals übernimmt Kirkelökke die Rolle als verkappter Rechtsaußen, der defensiv dann mit Gidsel auf Rückraum rechts wechselt. Am Ende also auch keine wirkliche Schwäche.

Nikolaj Jacobsen: Der X-Faktor
Wer einen solchen Kader hat, muss ein guter Moderator und Kommunikator sein. Das ist Jacobsen - zudem ist er ein entspannter und lässiger Typ, taktisch bringt er selbst großen Stars noch etwas bei, perfektionierte beispielsweise das 7-gegen-6-Spiel einst bei den Rhein-Neckar Löwen, mit denen er zweimal Meister wurde. Er ist aktuell vielleicht der beste Coach der Welt.

Deutschland gegen Dänemark: Gründe für die Sensation
Deutschland - nach Punkten übrigens der schlechteste Halbfinal-Teilnehmer der EM-Geschichte - trifft also auf die beste Mannschaft der Welt, trainiert vom besten Trainer der Welt. Was spricht also für die DHB-Auswahl am Freitag, wenn doch eigentlich nichts für sie spricht? ran nennt drei Gründe für eine Sensation.

1. Andi Wolff kann Deutschland auch mal im Alleingang retten
Das Duell Dänemark gegen Deutschland ist gleichzeitig das Duell der besten Torhüter des Turniers. Andreas Wolff steht Emil Nielsen in Nichts nach. Spielt Wolff gegen Dänemark groß auf und wiederholt eine Fabelleistung wie gegen die Schweiz zum EM-Auftakt (61%), ist vieles drin.

2. Die deutsche Defensive kratzt an der Weltklasse
Die DHB-Auswahl glänzte nicht immer, spielte auch mal schwache Phasen, besonders in puncto offensive Effizienz. Doch auf eines konnte sich Deutschland fast immer verlassen: die Defensive um Johannes Golla und Julian Köster.

2. Die deutsche Defensive kratzt an der Weltklasse
Der deutsche Mittelblock kratzt an der Weltklasse, das DHB-Team stellt nach der Hauptrunde die zweitbeste Abwehr mit 137 Gegentoren. Nur Dänemark ist besser (132).

3. Deutschland kann vor 20.000 Fans befreit aufspielen
Das Halbfinale bei der Heim-EM ist für das junge Team ein gigantischer Erfolg, mit dem vor dem Turnier nicht unbedingt zu rechnen war. Die Mannschaft hat nichts mehr zu verlieren und kann gegen den großen Favoriten alles gewinnen - ergo: komplett befreit aufspielen und das vor 20.000 völlig durchdrehenden deutschen Fans im Handball-Mekka Köln.