DFL
DFL-Investoren-Deal: Verstoß gegen 50+1? Hannover-Boss Kind mauert
- Aktualisiert: 13.12.2023
- 14:45 Uhr
- Oliver Jensen
Könnte die Abstimmung zum Investoren-Deal ungültig sein? Der Mutterverein Hannover 96 vermutet offenbar, dass AG-Mehrheitseigner Martin Kind entgegen der Weisung für den Deal gestimmt hat. Im Gespräch mit ran äußert sich Kind zu den Vorwürfen.
von Oliver Jensen,
Mehrheitsgesellschafter Martin Kind bekommt das Misstrauen des Muttervereins Hannover 96 zu spüren und sorgt für reichlich Wirbel im deutschen Fußball.
Auslöser dafür ist die Debatte um das Abstimmungsverhalten beim bevorstehenden Investoren-Deal der Bundesliga.
Der mit Kind, dem Geschäftsführer der Hannover 96 GmbH und Co KGaA, zerstrittene Stammverein hatte ihm die klare Vorgabe gemacht, gegen den Einstieg von Investoren zu stimmen.
Es könnte das entscheidende Votum gewesen sein, denn am Ende wurde der Vorschlag der DFL-Spitze mit der exakt benötigten Zweidrittel-Mehrheit angenommen.
Denn angesichts der bislang bekannten Gegenstimmen gibt es erhebliche Zweifel, ob Kind wirklich mit "Nein" gestimmt hat.
Der 79-Jährige wurde mittlerweile vom Vereinsvorstand aufgefordert, sein Abstimmungsverhalten mitzuteilen. Obwohl Kind dem Verein gegenüber zur Auskunft verpflichtet ist, hatte er das bis Mittwochmittag nicht getan.
Das Wichtigste in Kürze
Kind: "Deutliches Votum für Finanzierung"
Wie geht Kind mit dem Misstrauen gegenüber seiner Person um? Und vor allem: Wie hat er nun wirklich abgestimmt? ran fragte beim langjährigen 96-Boss nach.
"Das werde ich beantworten, aber vorher kann ich dazu natürlich nichts sagen", erklärte er. Gleich im nächsten Atemzug lässt er allerdings durchblicken, wie wenig Verständnis er für diese Diskussion hat.
"Die Medien sollten sich doch einmal um die wichtigen Dinge kümmern statt immer nur um die unwichtigen, dann machen sie eine sinnvollere Arbeit", sagte Kind im Gespräch mit ran.
"Zwei Drittel haben bei dem Votum zugestimmt. Das ist ein deutliches Votum. Und jetzt geht es um die Finanzierung der Zukunft. Das sind doch die entscheidenden Fragen."
Externer Inhalt
Niclas Füllkrug präsentiert seine Traum-Elf: Regionalliga-Keeper im Tor, hässliche Vögel im Sturm
Kind beklagt "Nebenschauplätze"
Kind ergänzte in aller Deutlichkeit: "Die Nebenkriegsschauplätze beschäftigen sie. Aber das zeigt nur, dass die Medien das alles nicht verstanden haben - nämlich, dass der deutsche Fußball nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Sie sollten einmal über die wirklich wichtigen Dinge nachdenken."
Gleichwohl stellt sich die Frage, inwiefern bei Hannover 96 überhaupt eine funktionierende Zusammenarbeit innerhalb des Vereins möglich ist, wenn Kind solch ein Misstrauen entgegenschlägt.
"Das kann ich nicht beantworten", druckste er herum. "Das müssen die Verantwortlichen des Vereins beantworten - dass sie das alles öffentlich gespielt haben, dass sie die DFL angeschrieben haben und, und, und. Das haben die entschieden, das habe ich nicht zu kommentieren."
DFL-Abstimmung Verstoß gegen 50+1?
Fakt ist, dass die gewählten Vereinsbosse in Hannover um den Vorsitzenden und Kind-Gegenspieler Sebastian Kramer die DFL-Abstimmung in Zweifel ziehen.
Nicht nur dort werten es Kritiker als Verstoß gegen die 50+1-Regel, sollte der Delegierte Kind gegen das Votum des Mehrheitseigners gestimmt haben.
"Es ist möglicherweise aufgrund der aktiven Untätigkeit der DFL ein Beschluss zustande gekommen, der bei konsequenter Durchsetzung, das heißt durch Auflagen zur Umsetzung der 50+1-Regel, nicht zustande gekommen wäre", sagte Kramer der "Bild".
Die DFL allerdings will - vermutlich auch aus Eigeninteresse - nichts davon wissen.
Sie verweist darauf, dass es sich um eine geheime Abstimmung gehandelt habe und sie außerdem für das "Binnenverhältnis" zwischen Verein und Delegiertem nicht verantwortlich sei.
Kind zweifelt Nein-Voten an
So sieht es auch Kind: "Ob die Vereine, die jetzt erklären, sie hätten mit Nein gestimmt, wirklich so abgestimmt haben, weiß keiner."
Allerdings hatte der Dachverband der Profiklubs selbst vor einem Jahr mit Verweis auf die "spezifischen Umstände in Hannover" - nämlich das Zerwürfnis zwischen Kind und Klub - das "uneingeschränkte Weisungsrecht" des Vereins gegenüber der Geschäftsführung angemahnt.
Daher fehle dem DFL-Beschluss nun "die Legitimation", erklärte Kramer:
"Wir hatten die DFL über die Weisung informiert und angeregt, die Abstimmung zu verschieben, sollte nicht sichergestellt werden können, dass das Abstimmverhalten von Herrn Kind nachvollziehbar ist. Das Ergebnis sieht man ja nun."