Ferrari gesteht: Erwartungen waren zu Saisonbeginn 2023 "etwas zu hoch"
Ferrari hatte sich für 2023 viel vorgenommen. Zwar gab es einen Sieg, doch unter dem Strich steht die Enttäuschung.
Die Scuderia beendete die Weltmeisterschaft auf Rang drei hinter Red Bull und Mercedes, konnte in Singapur dank Carlos Sainz aber den einzigen Nicht-Red-Bull-Sieg des Jahres holen. "Ehrlich gesagt war es eine enttäuschende Saison", betont Leclerc dennoch.
Denn: "Nach dem vergangenen Jahr hatten wir erwartet, dass wir in dieser Saison um die Meisterschaft kämpfen würden. Aber nach dem ersten Rennen war uns sofort klar, wie schwierig es im Vergleich zu Red Bull sein würde", erklärt der Vizeweltmeister des Vorjahres.
Die Saison 2022 hatte Leclerc mit drei Siegen noch auf dem zweiten WM-Rang beendet, und auch Ferrari selbst wurde in der Konstrukteurs-Wertung Vizeweltmeister. 2023 wurde Leclerc ohne Sieg WM-Fünfter, Ferrari kam ebenfalls nicht über Rang drei hinaus.
Grund dafür sei vor allem die Dominanz von Red Bull, "die [im Winter] einen großen Schritt nach vorne gemacht hatten, vor allem in Bezug auf die Rennpace", betont Leclerc. Das habe man gleich zu Saisonbeginn gemerkt, während Ferrari selbst keinen so großen Schritt gemacht habe.
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Charles Leclerc hofft 2024 auf "siegfähiges Auto"
Daher sei die Saison gleich ab dem ersten Rennen "etwas enttäuschend" gewesen, so Leclerc, dem schnell klar wurde, dass man 2023 nicht um den WM-Titel würde kämpfen können. "Ich denke, wir haben im Laufe der Saison große Fortschritte gemacht", betont er.
"Es gibt natürlich noch immer eine Menge zu tun, vor allem im Rennen", weiß er, stellt aber klar, dass ein Schritt nach vorne gelungen sei, "was positiv ist und mich zuversichtlich für die Zukunft stimmt." Gleichzeitig gebe es aber noch immer "eine große Lücke" zu Red Bull.
"Deshalb werden wir in der Winterpause hart arbeiten und hoffentlich nächstes Jahr mit einem siegfähigen Auto stärker zurückkommen", betont er und erklärt: "Im Moment ist unser Auto nicht gut genug und nicht konstant genug, besonders auf den Longruns."
"Alles hängt von Details ab, wir müssen alles richtig hinbekommen", weiß er, und Teamchef Frederic Vasseur erklärt in diesem Zusammenhang: "Ich freue mich über die letzten beiden Events, denn es waren zwei völlig gegensätzliche [Voraussetzungen]."
Las Vegas habe "sehr hohe Geschwindigkeiten" und "sehr kalte Bedingungen" gehabt, Abu Dhabi dagegen "viele mittelschnelle Kurven und sehr heiße Bedingungen", so Vasseur. Trotzdem belegte Leclerc bei beiden Rennen den zweiten Platz hinter Max Verstappen.
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Vasseur: Wissen nicht, was die anderen machen
"Red Bull ist immer noch schneller als wir, und wir können uns immer noch verbessern. Aber zumindest im Vergleich zu Zandvoort und einigen anderen Rennen haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht", betont Vasseur, der ebenfalls vorsichtig optimistisch auf 2024 blickt.
Gleichzeitig warnt er aber auch vor überzogenen Erwartungen, denn: "Ich denke, dass die Erwartungen [2023] zu Beginn etwas zu hoch waren", betont er bei Sky. Zwar seien die letzten Saisonrennen "sehr gut" gewesen, die Anfangsphase der Saison aber ziemlich hart.
Er wolle daher für 2024 "nicht zu optimistisch sein", denn diesen Fehler habe man 2023 gemacht und sei dann enttäuscht worden. Ferrari müsse sich im Winter einfach auf die eigene Arbeit konzentrieren und dürfe nicht schon über die Weltmeisterschaft nachdenken.
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Gewinner und Verlierer der Saison 2023 Standesgemäß mit einem riesigen Feuerwerk wird die Formel-1-Saison 2023 nach 22 Rennen in Abu Dhabi beendet. Eine Saison, die für einige Fahrer erfolgreich verläuft, für andere indes eher enttäuschend. ran stellt die Gewinner und Verlierer des Jahres zusammen.
Gewinner: Max Verstappen Logisch, dass der Niederländer in dieser Galerie zuerst auftaucht. Mit einer noch nie dagewesenen Dominanz und 19 Siegen rast der Red-Bull-Pilot zu seinem dritten WM-Titel in Folge. Nur zu Beginn der Saison gibt es leise Zweifel an seiner Vormachtstellung. Beginnend mit Miami gewinnt er aber bis zum Saisonende 17 von 18 Rennen! Noch Fragen?
Gewinner: Red Bull Zu jedem erfolgreichen Fahrer gehört ein auf Top-Niveau funktionierendes Team. Die Truppe von Red Bull ist so ein Rennstall. Praktisch ohne Schwächen zieht das Team von Christian Horner und Helmut Marko die Saison durch und wird ebenso souverän wie Verstappen bei den Piloten Weltmeister bei den Konstrukteuren.
Gewinner: Fernando Alonso Mit dem Spanier kommt der Erfolg zu Aston Martin. Nach einem sensationellen Start mit fünf Podestplatzierungen in den ersten sechs Rennen folgen zwar kleinere Rückschläge. In Brasilien aber zeigt er mit Platz drei noch einmal seine Klasse. Am Ende feiert Alonso mit Rang vier sein bestes Saisonergebnis seit zehn Jahren. Ein starkes Comeback!
Gewinner: Lando Norris Vor acht Jahren noch in der ADAC Formel 4 unterwegs, erlebt der Engländer 2023 sein bislang bestes Jahr in der Formel 1. Siebenmal steht Norris auf dem Podium, in der Gesamtwertung liegt der McLaren-Pilot auf Platz sechs, mit lediglich einem Punkt Rückstand auf Alonso. Zur kompletten Ekstase fehlt ihm nur ein Rennsieg. Aber was nicht ist, kann 2024 ja noch werden.
Gewinner: Carlos Sainz Auch wenn Ferrari einmal mehr die großen Hoffnungen Italiens nach einem Weltmeister einmal mehr nicht erfüllen kann, stellt die Scuderia dennoch einen Gewinner. Carlos Sainz ist der einzige Fahrer, der in dieser Saison die Siegesserie der Red-Bull-Piloten unterbrechen kann. Sein Triumph in Singapur erlangt dadurch eine besondere Bedeutung.
Gewinner: Aston Martin Nicht nur Alonso gebührt große Ehre in der Saisonbilanz. Auch das gesamte Team von Aston Martin, mit Abstrichen auch Lance Stroll, zeigt 2023 eine Performance, die man ihm noch ein Jahr zuvor mit dem bedauernswerten Sebastian Vettel nicht zugetraut hätte. Mit Platz fünf gehört das Team in diesem Jahr eindeutig zur besseren Hälfte unter den Konstrukteuren.
Gewinner: Die Vermarkter der Formel 1 Ganze 22 Rennen (der GP in Imola fiel witterungsbedingt aus) presste Liberty Media ins Jahr 2023. Mit Erfolg: Die Einnahmen steigen weiter, die Zuschauerzahlen an den Strecken auch. Besonders in den USA, wo mit dem Spektakel-GP in Las Vegas bereits der dritte Standort in den Rennkalender integriert wird, wächst die Popularität der Rennserie enorm.
Verlierer: Die deutschen Fans Das komplette Gegenteil ist in Deutschland der Fall. Seit dem Not-GP während Corona auf dem Nürburgring wird es um die Formel 1 hierzulande immer stiller. Kein Wunder: 2023 gibt es erstmals seit Ewigkeiten keine Live-Bilder im traditionellen Free-TV zu sehen. Einen neuen PS-Helden suchen die Fans auch vergeblich.
Verlierer: Nico Hülkenberg Der Emmericher in seinem Haas ist nach seiner Rückkehr in die Formel 1 der einzig verbliebene deutsche Stammpilot in der Königsklasse. Seinen Stammplatz hat Hülkenberg aber auch 2023 im hinteren Teil des Feldes. Lediglich einmal - beim GP von Australien - kommt der 36-Jährige in den Punkterängen ins Ziel. So bleibt er auch nach 202 GP der Fahrer mit den meisten Rennen ohne eine einzige Podestplatzierung.
Verlierer: Mick Schumacher Auch der Sohn des Rekord-Weltmeisters ist nach wie vor Teil der Formel 1. Zu mehr als ein paar Einsätzen als Testfahrer für Mercedes reicht es bei Mick Schumacher aber nicht. Für ein Stammcockpit bei einem anderen Team im nächsten Jahr kann er sich auch nicht empfehlen. Immerhin: 2024 fährt er für Alpine beim legendären Langstreckenklassiker in Le Mans mit.
Verlierer: Sergio Perez Dass man auch als zweimaliger GP-Sieger und Gesamtzweiter 2023 zu den Verlierern zählen kann, zeigt der Mexikaner im Red Bull. Nach überzeugendem Saisonstart lässt "Checo" immer mehr nach und bringt seine Bosse regelmäßig zur Verzweiflung. Aus Mangel an Alternativen wird Perez wohl auch im kommenden Jahr das Weltmeister-Auto steuern dürfen.
Verlierer: Mercedes Einst Seriensieger in der Formel 1, rauschen die Silberpfeile nun schon zum zweiten Mal in Folge am Titel bei den Konstrukteuren vorbei. Schlimmer noch: Die 409 Punkte sind das schlechteste Ergebnis der Sternenmarke seit 2013! Vor Teamchef Toto Wolff sowie den Fahrern Lewis Hamilton und George Russell steht eine Menge Arbeit.
Verlierer: Haas Nach der Trennung von Mick Schumacher sollte eigentlich alles besser werden. Doch es wird 2023 sogar noch schlimmer für die Truppe des Südtirolers Günther Steiner. Haas wird Letzter bei den Konstrukteuren mit nur 12 Punkten. So viele Zähler holte Mick Schumacher im vergangenen Jahr alleine...
Verlierer: Nyck de Vries Der Niederländer ist der erste Verlierer der Saison 2023. Nach nicht einmal der Hälfte der Rennen haben die Bosse von Alpha Tauri genug gesehen. Der Grand Prix von Großbritannien ist der letzte für den 28-Jährigen, der nicht einmal in die Punkteränge fährt. Kleiner Trost für de Vries: Sein Nachfolger Daniel Ricciardo macht es auch nicht viel besser.
Denn letztendlich sei man immer auch davon abhängig, was die anderen Teams machen. "Man kann eine Sekunde aufholen, aber wenn die anderen 1,5 [Sekunden] holen, dann sieht man dumm aus. Wenn sie aber nur fünf Zehntel holen, dann sieht man wie ein Held aus", erklärt Vasseur.
"Letzten Endes ist es ein Vergleich, und wir konzentrieren uns nur auf uns selbst und versuchen, das Beste aus uns herauszuholen", stellt er klar, betont aber auch, dass ihm die letzten Rennen der Saison 2023 zumindest Mut für das kommende Jahr machen.
Ferrari will "Dynamik" der letzten Rennen mitnehmen
"Wir standen immer in der ersten Reihe, wir kämpften immer um die Poleposition, wir kämpften mit Red Bull bei den letzten zwei oder drei Rennen", erinnert er. Den zweiten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft habe man bereits zuvor und nicht erst in Abu Dhabi verloren.
"Ich will nicht zu optimistisch sein, aber wenn man den letzten Teil der Saison sieht, denke ich, dass wir auf dieser Dynamik aufbauen müssen", so Vasseur. In der Tat schaffte es Ferrari in vier der letzten fünf Saisonrennen auf das Podium und holte dabei sogar drei Polepositions.
Formel 1: Das sind die Cockpits 2024 Die aktuelle Formel-1-Saison ist beendet. Mit Logan Sargeant, der bei Williams unterzeichnete, ist nun auch das letzte Cockpit für 2024 besetzt. ran zeigt, welche Fahrer für welche Teams 2024 an den Start gehen werden. (Stand: 1. Dezember 2023)
Williams: Logan Sargeant Nationalität: USA Alter: 22 Jahre
Im Rennen hatte aber trotzdem jedes Mal Verstappen die Nase vorne, weshalb Vasseur lobt: "Er hat eine mega Saison hingelegt. In den ersten zwei oder drei Events hat er mit Checo [Perez] gekämpft und dann war er auf einem anderen Planeten. Er hat in der ganzen Saison kaum einen Fehler gemacht."
Man sei im Laufe des Jahres zwar deutlich näher herangekommen, doch der Niederländer habe nur bei wenigen Rennen wirklich "unter Druck" gestanden. Vasseur betont: "Er wird mehr Fehler machen, wenn er unter Druck steht. Aber niemand konnte ihn in dieser Saison unter Druck setzen."
Das sei Ferrari nur "bei den letzten zwei oder drei Rennen" und zuvor in Singapur gelungen. Und wenn es 2024 gelinge, Verstappen und Red Bull öfters unter Druck zu setzen, dann werden die Bullen auch mehr Fehler machen, ist sich Vasseur sicher.
Grundvoraussetzung dafür wäre aber ein schnelleres Auto als zu Beginn der Saison 2023.