Formel 1: Chancen von Mick Schumacher - Comeback oder nichts
Aktualisiert: 04.06.2024
22:32 Uhr
Andreas Reiners
Spielt Mick Schumacher das Aus von Esteban Ocon bei Rennstall Alpine in die Karten? Einen nicht zu unterschätzenden Vorteil hat der 25-Jährige.
von Andreas Reiners
Günther Steiner lieferte verlässlich ab, als er nach Mick Schumacher gefragt wurde. Er ließ die Möglichkeit für einen Seitenhieb nicht ungenutzt liegen.
Denn als er im "The Red Flags Podcast" gefragt wurde ob der Rennstall Alpine Schumacher im Hinblick auf ein Cockpit im kommenden Jahr in Erwägung ziehen sollte, sagte er: "Im Moment nicht, nein. Ich denke, wie ich schon gesagt habe, dass Alpine den besten Fahrer braucht, den es da draußen gibt."
Und das ist seiner Meinung nach eben nicht Schumacher. Eine realistische Einschätzung?
Jein. Es wirkt immer noch so, als spielten persönliche Animositäten im Verhältnis Steiner-Schumacher eine nicht zu unterschätzende Rolle, denn wie Alpine-Teamchef Bruno Famin zuletzt erklärte, ziehen die Franzosen Schumacher sehr wohl in Erwägung.
"Für 2025 ist alles offen, jeder spricht mit jedem. Es wäre ein Fehler, Mick nicht auf der Liste zu haben", sagte Famin bei "Sky". Er sucht nach der angekündigten Trennung von Esteban Ocon nach einem Nachfolger für 2025. Und wie es heißt, sind die Worte Famins nicht nur einer bloßen Höflichkeit einem seiner eigenen Fahrer gegenüber geschuldet.
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Ferrari, Mercedes, McLaren: Der Wert der Formel-1-Teams
Formel 1: Der Wert der Formel-1-Teams Die Formel 1 boomt in der ganzen Welt und treibt den Wert der zehn Teams nach oben. Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes hat errechnet, was die zehn Teams jeweils für einen Gesamtwert haben. ran zeigt das Ranking.
Doch klar: Auf der Liste zu stehen bedeutet in der Formel 1 grundsätzlich erst einmal nicht viel. Doch tatsächlich dürften die Chancen bei Alpine so gut stehen wie noch nie seit Schumachers Aus bei Haas nach der Saison 2022.
Was vor allem daran liegt, dass Schumacher für Alpine in der Sportwagen-WM an den Start geht. Hier liegt ein Unterschied und damit großer Vorteil im Vergleich zu den Gerüchten um andere Teams: Famin erlebt Schumacher aus nächster Nähe, auch im Umgang mit dem Team.
Mick Schumacher: Das ist sein großer Pluspunkt
Ein dicker Pluspunkt, denn es ist bereits die zweite Saison nach seinem Formel-1-Aus bei Haas. Wie schwer eine Rückkehr in die Königsklasse des Motorsports ist, wenn man nicht mehr ganz nah dran ist, hatte sich bereits 2023 gezeigt, als Schumacher trotz mehrerer Lobeshymnen von Mercedes-Teamchef Toto Wolff keinen Platz fand.
In gewisser Weise holt man sich nach zwei Jahren Pause – Ersatzfahrer-Job bei Mercedes hin oder her – eine kleine Wundertüte ins Haus. Doch das Alpine-Engagement könnte für Schumacher der Schlüssel werden, weil er sich regelmäßig zeigen kann.
"Ich bin sehr happy mit Mick, er ist superschnell. In der WEC ist das aber gar nicht die Hauptsache, man muss dort auf einem konstant hohen Niveau fahren und einen guten Teamspirit haben. Ich bin sehr beeindruckt von ihm, denn er hat vom ersten Tag an seine Einstellung an die Langstreckenrennen angepasst. Er pflegt einen sehr guten Umgang mit seinen Teamkollegen", sagte Famin.
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Was macht Alpine mit Pierre Gasly?
Der letzte Punkt ist angesichts der jüngsten Probleme um Ocon essenziell bei Alpine, doch Schumacher hat sich bislang immer als Teamplayer erwiesen. Und bei einem Fahrer kommt es immer auch auf das Gesamtpaket an.
Für einen Rennstall sind es diverse Dinge, die in eine Entscheidung einfließen, nicht bloß der pure Speed. Weitere Faktoren sind das technische Verständnis, die mentale Stärke, aber auch Erfahrung.
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Michael Schumacher und die "Yellow Press": Mega-Strafe nach Interview-Eklat
Michael Schumacher und der Kampf gegen die "Yellow Press"
Seit seinem Skiunfall im Dezember 2013 wartet die Welt auf Nachrichten zum Gesundheitszustand von Michael Schumacher. Doch seine Familie gibt wenig preis, was immer wieder zu fragwürdigen Medienberichten führt. Den Gipfel dieser Entwicklung erklomm das Boulevard-Magazin "Die Aktuelle" vor einem Jahr, als ein vorgetäuschtes Interview mit dem siebenmaligen Formel-1-Weltmeister abgedruckt wurde.
Michael Schumacher und der Kampf gegen die "Yellow Press" In Wahrheit kamen die Antworten von einer Künstlichen Intelligenz. Die Sache kam vor Gericht, die Strafe steht nun fest. Es ist nicht der erste Fall, in dem sich Schumachers Umfeld gegen Medienberichte wehrt. ran blickt auf die Chronologie der Auseinandersetzungen zwischen Schumacher sowie seiner Familie und den Klatschmedien.
Als Pfarrer verkleideter Journalist will ins Krankenzimmer
Schon unmittelbar nach Schumachers folgenschwerem Unfall war das Medieninteresse riesig. Am Universitätsklinikum in Grenoble, wo der Rekordweltmeister nach seinem Unfall behandelt wurde, versammelten sich nicht nur Fans, sondern auch unzählige Kamerateams und Vertreter der schreibenden Zunft.
Als Pfarrer verkleideter Journalist will ins Krankenzimmer Einer der Journalisten versuchte auf besonders perfide Art und Weise an Informationen zu gelangen. Er verkleidete sich als Priester und versuchte so, sich Zugang zu Schumachers Zimmer zu verschaffen. Ein anderer gab sich sogar als Vater der Formel-1-Ikone aus. "In meinen Augen ist das abscheulich", sagte seine Managerin Sabine Kehm damals.
Jagd nach den ersten Fotos
In dieser ersten Zeit gab es zwischen den Paparazzi ein regelrechtes Wettrennen um das erste Foto von Schumacher. Allerdings konnte aufgrund der strengen Sicherheitsmaßnahmen in Grenoble kein Bild des Kerpeners gemacht werden. Bis heute existieren keine Aufnahmen von Schumacher nach jenem Tag in den französischen Alpen.
"Bunte" behauptet, Schumi könne laufen - und wird zu Geldstrafe verurteilt
Hoffnung machte den zahlreichen "Schumi"-Fans ein Bericht der Zeitschrift "Bunte" im Dezember 2015, fast auf den Tag zwei Jahre nach dem Unfall. In diesem behauptete das Blatt, Schumacher könne wieder gehen. "Es ist mehr als ein Weihnachtswunder", hieß es dort. Doch Managerin Kehm musste die traurige Nachricht verkünden, dass dieser Bericht nicht stimmte.
"Bunte" behauptet, Schumi könne laufen - und wird zu Geldstrafe verurteilt "Leider werden wir durch einen aktuellen Pressebericht zu der Klarstellung gezwungen, dass die Behauptung, Michael könne wieder gehen, nicht den Tatsachen entspricht. Solche Spekulationen sind unverantwortlich, denn angesichts der Schwere seiner Verletzungen ist für Michael der Schutz seiner Privatsphäre sehr wichtig. Leider führen sie außerdem dazu, dass viele Menschen, die ehrlich Anteil nehmen, sich falsche Hoffnungen machen", sagte sie der "Bild". Die Familie Schumacher verklagte die "Bunte" und bekam Recht: Das Magazin musste eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro zahlen.
Haug bestätigt "Drohnen-Angriffe" und "Paparazzi-Belagerungen"
Ein gutes Jahr später gab Schumachers enger Freund Norbert Haug, der lange Jahre Motorsport-Chef von Mercedes war, erschütternde Einblicke, wie Paparazzi der Familie das Leben teilweise zur Hölle machten. "Bei Schumachers gibt es Drohnen-Angriffe und Paparazzi-Belagerungen", sagte Haug damals und kritisierte das generelle Medieninteresse: "Ich denke, dass Michael allerbestens versorgt wird. Aber man sollte mit der ständigen Nachfragerei aufhören."
Für eine Million Euro: Unbekannter bietet privates Foto an
Im Dezember 2016, nun knapp drei Jahre nach dem verheerenden Unfall, tauchte dann eine Nachricht auf, die für die Familie wie ein Schock sein musste. Ein Unbekannter bot mehreren Verlagen heimlich aufgenommene Bilder vom Schweizer Anwesen des Rennidols zum Kauf an - für angeblich eine Million Euro.
Für eine Million Euro: Unbekannter bietet privates Foto an Die Bilder, so hieß es, sollen so persönlich gewesen sein, dass nur ein enger Vertrauter diese geschossen haben konnte. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen einer "Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches" gegen Unbekannt ein, musste diese aber ergebnislos einstellen.
Berichterstattung über Besuch von Erzbischof sorgt für juristischen Streit
Im November 2018 machte Erzbischof Georg Gänswein gegenüber "Bunte" und "Bild" Details zu einem Besuch bei Schumacher publik. Die von der Bauer Media Group betriebenen Online-Portale "maennersache.de" sowie "intouch.wunderweib.de" zitierten dabei auch Aussagen wie "(…) dann brachte ein Therapeut Michael Schumacher ins Wohnzimmer", "(…) hielt seine Hände, die warm waren" und "Sein Gesicht ist so, wie wir es alle kennen, das typische Michael-Schumacher-Gesicht; nur ein wenig fülliger ist er geworden."
Berichterstattung über Besuch von Erzbischof sorgt für juristischen Streit Schumachers Familie nahm den Verlag daraufhin auf Unterlassung in Anspruch, da die Art und Weise dieser Berichterstattung sein allgemeines Persönlichkeitsrecht verletze. Nachdem das Landgericht Frankfurt dieser Klage stattgegeben hatte, revidierte das Oberlandesgericht Frankfurt dieses Urteil weitestgehend, da "dem öffentlichen Interesse und der Pressefreiheit (...) Vorrang gegenüber dem Persönlichkeitsrecht Schumachers einzuräumen" sei. Erst der Bundesgerichtshof entschied dann final zugunsten der Familie.
Gericht untersagt Aufnahmen vom Anwesen auf Mallorca
Neben dem Anwesen in der Schweiz kaufte sich die Familie Schumacher vor einigen Jahren ein Haus auf Mallorca, was zur Folge hatte, dass wiederholt Aufnahmen des Grundstücks gemacht und anschließend veröffentlicht wurden. Die Fotos zeigten Details wie Gebäude, Terrassen, Balkone, teils sogar Deko-Artikel und wurden wohl von Drohnen oder aus Hubschraubern heraus aufgenommen.
Gericht untersagt Aufnahmen vom Anwesen auf Mallorca Die Familie klagte gegen die Nutzung der Fotos und bekam Ende 2019 Recht. Im konkreten Fall ging es um die Zeitschrift "Das neue Blatt" aus dem Bauer-Verlag. Unter Androhung eines Ordnungsgeldes in Höhe von 250.000 Euro wurde dem Blatt untersagt, bestimmte Details sowie Luftaufnahmen zu veröffentlichen. Besonders dreist: Der Verlag ging in Berufung und veröffentlichte diese Bilder weiter - in der Zeitschrift "Neue Post".
Familie verklagt "Die Aktuelle" wegen KI-Interview
Im April 2023 sorgte das Magazin "Die Aktuelle" für einen Eklat. Es veröffentlichte ein angebliches Interview mit Schumacher und bewarb dieses auf dem Cover der Ausgabe mit den Worten "Das erste Interview!" sowie mit dem Terminus "Welt-Sensation!" Dahinter verbarg sich allerdings kein echtes Interview mit Schumacher, sondern lediglich ein Gespräch, das mit einer Künstlichen Intelligenz geführt wurde. Die Familie kündigte an, rechtliche Schritte einzuleiten.
Schadenersatz für Schumachers Die Familie von Michael Schumacher hat sich gewehrt – und einen deutlichen Sieg errungen. Einem Bericht von "Übermedien" zufolge muss die Funke-Mediengruppe rund um das Klatschblatt "Die Aktuelle" eine Entschädigung in Höhe von 200.000 Euro an die Schumachers zahlen. Die Bewerbung des vermeintlichen Interviews auf der Titelseite hatte der Presserat als schweren Verstoß gegen das Wahrhaftigkeitsgebot nach Ziffer 1 des Pressekodex gerügt.
Schadenersatz für Schumachers "Diese schwere Irreführung der Leserschaft ist dazu geeignet, die Glaubwürdigkeit der Presse zu schädigen", heißt es in der Begründung. Daneben sah der Presserat auch die Würde Schumachers durch das KI-Interview verletzt. Zwar bat die Funke-Mediengruppe danach öffentlich um Entschuldigung, druckte eine Richtigstellung im Blatt und entließ zudem auch die verantwortliche Chefredakteurin. Die Schumacher-Seite erstritt trotzdem zusätzlich die Entschädigung.
Gut möglich, dass der Rennstall mit dem erfahrenen Pierre Gasly – dessen Vertrag ausläuft – verlängert und auf einen jüngeren Fahrer daneben setzt. Auch ein kompletter Neuanfang ist nicht ausgeschlossen.
Verfügbar wären durch die irre Silly Season mit zahlreichen auslaufenden Verträgen zum Beispiel Carlos Sainz, Kevin Magnussen, Valtteri Bottas, Daniel Ricciardo, Liam Lawson oder Yuki Tsunoda.
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Mick Schumacher: Kumpel ist ein heißer Kandidat
Als ein heißer Kandidat und damit als ein großer Konkurrent Schumachers um das Alpine-Cockpit gilt aber Jack Doohan, Sohn von Motorradlegende Mick Doohan, Alpine-Ersatzfahrer und ein guter Kumpel von Schumacher.
Der 21-Jährige soll innerhalb des Teams einige Fürsprecher haben. 2023 wurde er in der Formel 2 nach drei Siegen und fünf Podien Gesamtdritter. Ein Selbstläufer wird ein Comeback für Schumacher also nicht, doch für ihn gilt es. Denn klar ist: Sollte es für 2025 nicht klappen mit einem Cockpit, dürfte sich das Thema Formel 1 im Normalfall erledigt haben.
Klar ist daher auch: Er muss liefern. Das kann er zum Beispiel in dieser Woche bei weiteren Testtagen mit Mercedes – wo er trotz seiner Testfahrer-Rolle nicht als Nachfolger des scheidenden Lewis Hamilton gehandelt wird - in einem Formel-1-Auto von 2022.
Mitte Juni steigen zudem die legendären 24 Stunden von Le Mans. Für ihn ist diese große Motorsport-Bühne ohne Frage eine gute Chance, die Verantwortlichen zu überzeugen.