Formel 1 - Christian Horner: Racing Bulls wären für Sergio Perez "keine Option" gewesen
Dass Sergio Perez seine aktive Formel-1-Karriere 2025 bei den Racing Bulls fortsetzen könnte, wenn ihn schon Red Bull Racing nicht mehr möchte, wurde intern bei Red Bull offenbar nie ernsthaft in Betracht gezogen. Das hat Red-Bull-Teamchef Christian Horner jetzt in einem Interview mit "Sky" verraten.
"In der Phase seiner Karriere, in der sich Checo befindet, wäre das keine Option für ihn gewesen, denke ich", sagt Horner und unterstreicht: "Das ist nichts, was wir je diskutiert hätten, und wir haben nie auch nur darüber gesprochen. Er hat jetzt seine Entscheidung getroffen, und die unterstützen wir voll und ganz."
Warum wurde der Vertrag von Sergio Perez so früh verlängert?
Bereits Anfang Juni, nach nur acht von 24 Rennwochenenden, hatte Red Bull - damals für viele überraschend - Perez' Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Perez lag zu dem Zeitpunkt an fünfter Stelle der Fahrer-WM, mit 107 Punkten. Verstappen führte diese mit 169 Punkten an. Und es kamen erste Gerüchte auf, dass Perez nicht mehr fest in seinem Sattel sitzen könnte.
In Imola und Monaco, den beiden letzten Grands Prix vor der Vertragsverlängerung, holte Perez nur vier Punkte und fiel damit in der WM vom dritten auf den fünften Rang zurück. Spätestens nach seinem Crash im Monaco-Qualifying kamen wieder Gerüchte um seine Zukunft auf. Und bei Red Bull hielt man es für eine gute Idee, ihm mit einem neuen Vertrag psychologisch Halt zu geben.
Doch mit der Vertragsverlängerung verstummten die Gerüchte nicht, die Perez verunsicherten. Aufgrund des anhaltend großen Ergebnisunterschieds zu Verstappen blieb der Mexikaner bei vielen Experten im Kreuzfeuer der Kritik. Und die Chefs von Red Bull sagten nicht klar, dass Perez 2025 sicher fahren werde, sondern meinten nur vage, dass dieser ja ohnehin einen Vertrag habe.
Im Nachhinein betrachtet war das frühe Bekenntnis zu Perez wahrscheinlich ein Fehler. Hätte man sich nicht festgelegt, hätte wahrscheinlich Carlos Sainz mit seiner Unterschrift bei Williams länger zugewartet, und man hätte den Spanier vielleicht als Teamkollegen für Verstappen engagieren können. So aber war Sainz vom Markt, als klar wurde, dass man aus dem Perez-Vertrag doch aussteigen möchte.
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Die Formel-1-Saison 2024 ist zu Ende. Mit 24 Rennen war sie die längte in der 75-jährigen Geschichte der Formel 1. Das Jahr brachte viele Überraschungen, aber auch einige Enttäuschungen hervor – auf und abseits der Strecke. ran zeigt die Gewinner und Verlierer der Saison.
Gewinner: Max Verstappen Als Weltmeister, der nun schon zum vierten Mal hintereinander den Titel holte, muss Max Verstappen zu den Gewinnern gezählt werden. Der Red-Bull-Pilot aus den Niederlanden hat es einmal mehr am besten verstanden, aus seinem Fahrzeug das Beste herauszuholen. Seine Leistung ist umso stärker zu bewerten, weil er in diesem Jahr erstmals nicht im besten Auto saß und dennoch triumphierte.
Gewinner: McLaren Das beste Auto nämlich bauten in diesem Jahr die Ingenieure von McLaren. In der Fabrik in Woking wurde nach dem Saisonabschluss ausgiebig der erste Konstrukteurs-Titel des Traditionsteams seit 1998 gefeiert. Und das völlig zurecht, wenn man bedenkt, dass der Rennstall vor zwei Jahren noch auf dem fünften Platz gelandet war.
Gewinner: Ferrari Dass Ferrari bis zum Schluss Chancen auf den Titel hat, hätte man vor nicht allzu langer Zeit auch noch nicht für möglich gehalten, auch wenn es nur der für das beste Team war. Am Ende der Marathon-Saison fehlten nur ein paar Punkte zu McLaren. Der Rückstand soll im kommenden Jahr dann endgültig aufgeholt werden – mit Lewis Hamilton.
Gewinner: Nico Hülkenberg Auch in dieser Saison ist es Nico Hülkenberg nicht gelungen, aufs Podium zu fahren. Dennoch zählt der Emmericher zu den Gewinnern. Weil er bei den Hinterbänklern von Haas für die wenigen Lichtblicke gesorgt und seinen Teamkollegen Kevin Magnussen wieder einmal in den Schatten gestellt hat. "Hülk" holte 41 der 58 Haas-Punkte und darf als Belohnung ab kommender Saison das ambitionierte Audi-Projekt, das erst einmal noch als Sauber firmiert, kräftig anschieben.
Gewinner: Lando Norris Nach einer gefühlten Ewigkeit hat Verstappen endlich wieder einen ernstzunehmenden Widersacher. Bis zum drittletzten Rennen der Saison hatte Lando Norris im McLaren noch Titelchancen, musste dann aber doch die Überlegenheit des besten Racers im Feld anerkennen. Wenn der Brite in Zukunft seine jetzt noch zu oft holprigen Starts verbessert, könnte er schon im kommenden Jahr Verstappen als Champion ablösen.
Gewinner: Pierre Gasly Den teaminternen Zweikampf gegen Esteban Ocon gewonnen, in Sao Paulo aufs Podium gefahren und seinem Team im letzten Rennen die nötigen Punkte für den wichtigen sechsten Platz gesichert: Pierre Gasly konnte sich mit konstant guten Leistungen für ein weiteres Jahr bei Alpine empfehlen, während sein Teamkollege im Unfrieden schied und im kommenden Jahr bei Haas einen Neuanfang wagt.
Gewinner: Oliver Bearman Dort wird Ocon Teamkollege von Oliver Bearman. Der junge Engländer war die positive Überraschung unter den Rookies und fuhr bei seinem Debüt als Ersatzfahrer für den erkrankten Ferrari-Piloten Carlos Sainz sofort auf Platz sieben. Das Ergebnis in Saudi-Arabien bestätigte der jüngste Ferrari-Pilot der Geschichte mit einem zehnten Platz in Baku - dort im Haas als Ersatz für den gesperrten Magnussen.
Verlierer: Red Bull Die Ära Verstappen geht weiter, die Ära Red Bull ist indes zumindest fürs Erste zu Ende. Dabei war der Verlust des Titels an McLaren nur ein Teil des Problems. Schwerer noch wiegen die Negativschlagzeilen rund um die Vorwürfe gegen Teamchef Christian Horner, der eine Mitarbeiterin belästigt haben soll. Dazu die Trennung vom langjährigen Superhirn und Titelgaranten Adrian Newey. Auf das Team warf diese Saison mehr Schatten als Licht.
Verlierer: Sergio Perez Apropos Schatten. Im Vergleich zu seinem Teamkollegen Verstappen wurde es in diesem Jahr für Sergio Perez zappenduster. Nach 19 Rennen in Folge ohne einen einzigen Podestplatz ist das Ende dieser Saison geradezu ein Segen für den Mexikaner. Dass er auch im kommenden Jahr noch in einen Red-Bull-Flitzer steigt, glaubt Perez wohl mittlerweile selbst nicht mehr.
Verlierer: Mercedes Beim einstigen Über-Team der Formel 1 ist der silberne Lack endgültig ab. Daran können auch die jeweils zwei Siege in diesem Jahr von Lewis Hamilton und George Russell nichts ändern. Die einst so schnellen Silberpfeile haben den Anschluss an die Spitze verpasst. Eindeutiger Beleg: Erstmals seit 2012 ist Mercedes nicht in den Top 3 der Konstrukteure zu finden.
Verlierer: Carlos Sainz Zwei GP-Siege, dazu sechs weitere Podiumsplatzierungen, in der WM-Wertung auf Platz 5. Viel falsch gemacht hat Carlos Sainz in dieser Formel-1-Saison nicht. Dennoch gehört er praktisch schon seit Jahresbeginn, als Ferrari die Verpflichtung von Hamilton für 2025 bekanntgab, zu den Verlierern. Denn er muss für den Rekordchampion weichen und sich im nächsten Jahr bei Williams ganz hinten anstellen.
Verlierer: Aston Martin Was war das noch für ein Hype in der vergangenen Saison um die britische Nobelmarke! Mit Ex-Weltmeister Fernando Alonso wagte Aston Martin den Angriff aufs Establishment – und stürzte in diesem Jahr krachend ab. Nicht ein einziges Mal fuhren die grünen Renner aufs Podium, am Ende hatten sie fast 200 Punkte weniger auf dem Konto als im Vorjahr.
Verlierer: Sauber Von so vielen Punkten wie Aston Martin (94) konnte Sauber nur träumen. Das Team, das erstmals seit 2018 wieder unter der traditionellen Bezeichnung an den Start ging, sammelte in 24 Rennen gerade einmal vier mickrige Pünktchen. Und die holte nicht etwa der zweimalige Vizeweltmeister Valtteri Bottas, sondern der Chinese Zhou Guanyou. Ob’s im nächsten Jahr mit Nico Hülkenberg besser wird? Bestimmt. Denn schlechter kann es eigentlich nicht werden.
Verlierer: Deutsche Fans Miami, Austin, Las Vegas. Mittlerweile macht die Formel 1 gleich dreimal in der einstigen Diaspora USA Station. Und Deutschland? Das Land, das sich immer noch als Automobilnation versteht? Ist seit 2020 ohne Rennen in der Königsklasse des Motorsports. Auch 2024 machte die Formel 1 einen riesigen Bogen um das Land von Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Eine baldige Rückkehr? Nicht in Sicht.
Aber: Vor seiner Unterschrift hatte Perez vier Podestplätze in den ersten fünf Saisonrennen 2024 geholt, "und es war eine logische Verlängerung, um die Spekulationen zu eliminieren. Von denen hatten wir zu dem Zeitpunkt ohnehin schon genug", erklärt Horner, der damals nach den von der Horner-Affäre verursachten Wogen mutmaßlich etwas Ruhe ins Team bringen wollte.
Horner über Perez' Leistungen: "Er wusste es selbst nicht"
Letztendlich sei ausschlaggebend gewesen, dass Perez seine im Vergleich zu Verstappen schwächeren Leistungen nie wirklich erklären konnte: "Das ist genau das Problem. Er wusste es selbst nicht. Das Performancefenster unseres Autos wurde enger, und damit tat er sich schwerer als Max. Aber der Punkteunterschied zwischen unseren beiden Fahrern war enorm."
"So wurde der Druck immer größer, und manchmal ist es so, dass du immer langsamer wirst, je verzweifelter du es versuchst. Es wurde ein Teufelskreis. In Aserbaidschan konnten wir Ansätze seiner alten Form sehen, aber daraus entsprangen auch keine Punkte. Es war eine enorm frustrierende Saison für ihn. Eine, die für uns in der Konstrukteurs-WM sehr schmerzhaft war."
Red Bull belegte nach zwei Konstrukteurs-WM-Titeln hintereinander 2024 nur den dritten Platz, obwohl Verstappen relativ locker die Fahrerkrone erobern konnte. Perez hätte mit dem Auto des Weltmeisters nur WM-Siebter werden müssen, mit 230 Punkten statt 152. Aber 285 Punkte weniger als der Teamkollege, das war unterm Strich zu wenig.
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Versöhnliche Worte von Christian Horner zu Perez' Red-Bull-Abschied
Horner verabschiedet den 34-Jährigen dennoch versöhnlich, verweist auf Perez' fünf Siege für Red Bull, seinen Beitrag zu Verstappens WM-Titel 2021 und die in vielen Phasen soliden Leistungen in den Jahren 2022 und 2023. Es sei "traurig", dass Perez entschieden habe, das Team zu verlassen, "aber es ist jetzt an der Zeit für ihn, sich mehr um seine junge Familie zu kümmern", sagt er.
Perez habe nach Saisonende reflektiert und gemeinsam mit der Führung von Red Bull über die nächsten Schritte beraten, "und dann hat er entschieden, dass er sich eine Auszeit nehmen möchte, ein Sabbatical von der Formel 1. Er wird der Marke und dem Team verbunden bleiben. Aber von seiner Tätigkeit als Fahrer tritt er zurück."
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In Wahrheit musste Perez dem Vernehmen nach mit Nachdruck dazu gedrängt werden, der Aufhebung seines Fahrervertrags zuzustimmen. Eigentlich stand schon nach Katar fest, dass er bei Red Bull Racing nicht mehr als Fahrer erwünscht ist. Doch es dauerte bis nach Saisonende, bis eine Einigung für die Vertragsauflösung gefunden werden konnte.
Dass Horner und Red Bull jetzt schon fast auffällig betonen, dass sie Perez nicht gefeuert haben, sondern dass dieser aus freien Stücken zurückgetreten sei, werten Beobachter als freundlichen Abschied seitens des Teammanagements, damit Perez sein Gesicht wahren kann. Zurückzutreten klingt viel schöner als gefeuert zu werden.