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Formel 1

Formel 1: Max Verstappen droht mit Rücktritt: "Es reicht - genug ist genug!"

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Max Verstappen und die FIA, das ist momentan keine gute Kombination. Jetzt hat sich der Weltmeister zum Fluch-Ärger geäußert und lässt aufhorchen.

Das Urteil der Rennkommissare in Singapur, ihn wegen Verwendung des Wortes "fucked" in einer offiziellen FIA-Pressekonferenz zu einem Tag "Motorsport-Sozialarbeit" zu verurteilen, könnte Max Verstappen dazu bringen, seine Zukunft in der Formel 1 zu überdenken. Das hat der dreimalige Weltmeister am Sonntag nach seinem zweiten Platz beim klassischen "Nightrace" erklärt.

Das Rennen war gerade vorüber, als Teamchef Christian Horner in der Red-Bull-Hospitality saß und die Angelegenheit, die das ganze Wochenende über das Gesprächsthema schlechthin im Paddock war, noch einmal aufgriff: "Ich bin nicht sicher, wie viel Max gerade in der FIA-Pressekonferenz redet. Aber ich schätze mal, es ist ziemlich wenig."

Verstappen war am Freitag bestraft worden und hatte die PK am Samstag nach dem Qualifying de facto boykottiert. Nach dem offiziellen FIA-Talk nahm er die Journalisten mit nach draußen, wo er ihre Fragen dann geduldig beantwortete. Aber nicht im FIA-Pressekonferenzraum. Das war ihm wichtig, um ein Zeichen des Protests zu setzen.

Während der Sonntags-PK nach der Zieldurchfahrt redetet Verstappen zwar etwas mehr als tags zuvor; knapp angebunden wirkte er aber immer noch. Bis am Ende ein Journalist fragte: "Max, wäre es dir immer noch lieber, wenn wir außerhalb dieses Raums mit dir sprechen?" Worauf er antwortete: "Es war ein langer Tag, ja."

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Was Verstappen nach der FIA-PK gesagt hat

Mit einer Traube Journalisten im Schlepptau machte er sich dann auf den Weg in die Red-Bull-Hospitality, wo kurz zuvor noch Horner gesprochen hatte. Und fing dort, auf in seinen Augen neutralem Boden, an, sich zu öffnen: "Ich habe absolut keine Lust, dort lange Antworten zu geben, wenn ich so behandelt werde."

Irgendwann schaltet sich Ben Hunt ein, ein Journalist von "Autosport", und stellt Verstappen die Frage: "Du hattest immer schon ein kompliziertes Verhältnis zur Formel 1. Führt das jetzt dazu, dass du nochmal über alles nachdenkst? Denkst du manchmal, dass du auf sowas keine Lust mehr hast?"

Verstappen denkt kurz nach, ehe er antwortet: "Sicher. Ja. Ich meine, solche Dinge entscheiden sicher auch drüber, was ich in Zukunft machen werde. Wenn du nicht mehr du selbst sein kannst und dich mit solchen Unsinnigkeiten herumschlagen musst ... Ich bin jetzt in einer Phase meiner Karriere, da will ich mich mit sowas nicht mehr auseinandersetzen. Weil es ermüdend ist."

"Es ist toll, Erfolg zu haben und Rennen zu gewinnen. Aber wenn du Rennen gewonnen hast und Weltmeister bist, geht es auch darum, die Zeit zu genießen. Jeder gibt sein Bestes, wirklich jeder, auch die ganz hinten. Aber wenn du dich mit solchen Unsinnigkeiten auseinandersetzen musst, dann spricht das für mich nicht dafür, in diesem Sport weiterzumachen. Das ist klar."

Den anwesenden Journalisten wird die Tragweite von Verstappens Worten sofort bewusst. Zumal es im Red-Bull-Team heißt, dass der Niederländer durchaus stur sein kann, wenn ihm jemand den Schnabel verbieten will, und ihm seine Prinzipien und die Freude am Formel-1-Fahren wichtiger sind als noch mehr Siege, WM-Titel und Dollars auf dem Konto.

"Letztendlich weiß ich nicht, wie ernst sie das alles nehmen", sagt er in Richtung FIA. "Aber für mich gibt's einen Punkt, an dem ich sage: Es reicht jetzt. Genug ist genug. Wir werden sehen. Die Formel 1 wird auch ohne mich weitergehen. Das ist kein Problem für sie. Aber für mich ist es auch keins." Und auf die Frage, ob seine Liebe zur Formel 1 dadurch schwindet, antwortet Verstappen: "Ja, sicher."

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Wurz: So steht die Fahrergewerkschaft zur Strafe

Zumal kaum jemand im Paddock verstehen kann, warum die FIA bei solchen Nichtigkeiten plötzlich so hart durchgreift. Verstappen hat das Wort "fucked" nicht etwa einem anderen Menschen an den Kopf geworfen (wie er das in der Vergangenheit durchaus auch schon getan hat), sondern er hat damit sein Rennauto beschrieben. Das zu sanktionieren, finden viele kleinlich.

Alexander Wurz, Vorsitzender der Fahrergewerkschaft GPDA, wundert sich zudem darüber, dass Verstappen jetzt plötzlich so streng zurechtgewiesen wird, obwohl Kraftausdrücke in der Vergangenheit bei weitem nicht so streng sanktioniert wurden - und liefert auch gleich ein einleuchtendes Beispiel als Argument.

"Wie viele lebenslange Community-Services müsste Günther Steiner angehen, weil er das F-Wort benutzt hat?", sagt Wurz in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. "Er wurde glorifiziert für das F-Wort! Netflix: weltweit ausgestrahlt, alles kein Problem. Okay. Aber dann auf einmal so umzuschwenken?"

Lewis Hamilton hatte schon am Samstag erklärt, dass er an Verstappens Stelle den Sozialdienst verweigern würde, und hinter vorgehaltener Hand äußern sich viele Fahrer ähnlich. "Er ist ja nicht der, der bestraft wurde", winkt Verstappen ab und ergänzt: "Ich denke da gar nicht drüber nach. Das raubt mir nur die Energie. Weil es wirklich sehr dumm ist."

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Verstappen: Auch so Freiwilligendienst für die FIA gemacht

Dabei habe er aktuell "gar kein schlechtes Verhältnis" zur FIA, versichert Verstappen und verrät: "Ich habe, sogar dieses Jahr schon, ehrenamtliche Arbeit gemacht. Habe mit jungen Kommissaren gearbeitet, habe mich eine halbe Stunde lang einvernehmen lassen, alles wie in echt. Ich versuche da ja zu helfen."

"Wenn sie irgendwelche kleinen Gefallen benötigen, dann bin ich ein umgänglicher Kerl. 'Okay, wenn es das ist, was ihr wollt, dann mache ich das.' Ich helfe gern. Aber wenn du dann so behandelt wirst ... So läuft das nicht", sagt er und meint in Bezug auf seinen PK-Auftritt: "Ich weiß, dass ich die Fragen beantworten muss. Aber es gibt keine Regel dafür, wie lang meine Antworten sein müssen."

"Wenn du nicht mehr du selbst sein kannst, dann ist es gescheiter, gar nichts mehr zu sagen", erklärt Verstappen und kündigt an, dass er seinen PK-Boykott womöglich noch länger durchziehen könnte. Auf die Frage, wie lang er seine kleinen Runden noch außerhalb des FIA-Pressekonferenzraums abhalten werde, antwortet er: "Mir ist das egal. Stört es euch? Für mich funktioniert es so."

Mit dem Sulayem-Interview hat alles angefangen

Angefangen hat die ganze Affäre mit einem Interview, das FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem in Baku gegeben hat. In dem Interview meinte er sinngemäß, Formel-1-Fahrer sollten sich nicht wie Rapper aufführen. Fairerweise sei ihm allerdings zugestanden: Sulayem hat nie Strafen fürs Fluchen gefordert, sondern die Fahrer nur dazu aufgefordert, auf ihre Wortwahl zu achten.

Trotzdem ist der Präsident gefühlt zur Persona non grata geworden. Der Frage, ob es helfen würde, sollte ihn Sulayem anrufen, weicht Verstappen aus: "Ich werde immer ich selbst sein. Ich werde mich nicht ändern." Und auf die Frage, ob er glaube, dass das alles von einer Person ausgehe, antwortet er: "Möchte ich nicht kommentieren. Weil das für mich schwierig zu beurteilen ist."

Tatsache ist: Dass Sulayem nicht in eins der Fahrerbriefings gekommen ist, um das Thema Wortwahl diskret auf GPDA-Ebene zu besprechen, sondern sich dafür entschieden hat, das Thema in einem Interview zu kommunizieren, stößt einigen Fahrern sauer auf. Weshalb die GPDA jetzt auch nicht öffentlich zum Gegenschlag ausholt.

Wurz sagt: "Persönlich bin ich immer der Meinung, und wir machen das auch bei der GPDA so: Wir lösen das intern. Wir gehen nicht über die Medien. Ganz selten geht etwas über die Medien aus der GPDA hinaus, weil wir einfach im Sinne des Sports versuchen, das intern zu lösen und die Menschen und die einzelnen Personen, die Key-Stakeholder, auf unsere gemeinsame Reise bringen wollen."

Der Österreicher findet: "Fahrer müssen sich teilweise authentisch äußern dürfen. Natürlich soll es nicht persönlich verletzend sein, und auch nicht diskriminierend. So weit sind sie mittlerweile alle. Für mich persönlich ist die Strafe deshalb zu stark." Deswegen überlege man sich bei der GPDA jetzt, "ob und in welcher Form wir mit der FIA und mit dem Präsidenten sprechen".

Auch Christian Horner lässt zwischen den Zeilen durchblicken, dass er in der Angelegenheit Fingerspitzengefühl seitens der FIA vermisst hat: "Natürlich sind die Fahrer Vorbilder. Aber das war Sprache, wie sie im Alltag halt verwendet wird. Ich denke, das hätte man besser ein bisschen anders handhaben können. Dann wäre die Sache auch nicht für alle Beteiligten so unangenehm geworden."

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Verstappen: "... dann haben wir nur noch seelenlose Roboter"

Für Verstappen ist jedenfalls klar: "Wenn du nicht mehr du selbst sein kannst, dann ist es besser, gar nicht mehr zu reden. Aber das kann auch nicht das sein, was wir wollen, denn dann haben wir im Sport nur noch seelenlose Roboter. Und das ist nicht, was die Menschen sehen wollen, glaube ich."

Dass man andere Menschen nicht beleidigen sollte, "ist mir klar", sagt Verstappen. Da hat er aus der "Mongo-Affäre" mit Lance Stroll längst seine Lehren gezogen. "Aber insgesamt wird mir das alles ein bisschen zu weich gerade, und ich finde es ehrlich gesagt richtig, richtig dumm, dass wir uns mit solchen Themen auseinandersetzen müssen."

Dass sich die Verantwortlichen der Formel 1 einerseits authentischere Fahrer wünschen und Legenden wie James Hunt hinterhertrauern, andererseits aber offizielle Strafen verhängen, wenn einer mal "fucked" sagt, "das geht für mich in die falsche Richtung", findet Verstappen und unterstreicht: "Ich finde, wir sollten unsere Emotionen auch zeigen dürfen."

Mehr wolle er zu der ganzen Sache gar nicht mehr sagen, meint er, "sonst werde ich gleich wieder zu den Kommissaren gerufen". Wie lang er seinen PK-Boykott durchziehen will, das lässt er sich vor der Oktoberpause der Formel 1 offen: "Jetzt kommen wir mal ein paar Wochen weg von dem Ganzen, und dann fliegen wir nach Austin. Mal sehen, wie es dann aussieht."

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