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Motorsport

Formel 1: Ralf Schumacher erklärt das deutsche Nachwuchsproblem

  • Aktualisiert: 01.03.2024
  • 10:42 Uhr
  • Oliver Jensen

Ralf Schumacher erklärt gegenüber ran, wo die Nachwuchsprobleme des deutschen Motorsports liegen und was bei seinem Bruder Michael und ihm früher anders gewesen ist.

von Oliver Jensen

Der deutsche Motorsport steckt in einer Nachwuchs-Krise. Fuhren im Jahre 2010 noch sieben Deutsche in der Formel 1, so ist momentan der 36-jährige Nico Hülkenberg der einzige Deutsche in der "Königsklasse" des Motorsports.

Mick Schumacher hoffte 2024 vergeblich auf eine Rückkehr in die Formel 1. In der Nachwuchsklasse Formel 2 gibt es momentan keinen deutschen Fahrer. 

Das Hauptproblem: die Kosten. Um ein großes Talent vom Kartsport bis in die Formel 1 zu bringen, sind Investitionen in Millionenhöhe notwendig. Dies war früher noch anders. Michael und Ralf Schumacher gelangten in die Formel 1, obwohl sie einfachen Verhältnissen entsprangen. 

"Ich glaube nicht, dass unser Weg heute funktionieren würde", sagte der heutige "Sky"-Experte Ralf Schumacher im Rahmen eines Sky Presse-Events auf Nachfrage von ran. "Der Motorsport war damals ein anderer - vor allem aus deutscher Sicht. Es gab einen Hunger und einen Nachholbedarf. Da waren Firmen wie Dekra, die auf einmal unheimlich viel Geld in den Motorsport investiert haben und sahen, dass das funktioniert. Dann kam später RTL dazu. Wenn ich sehe, was mit Michael passiert ist -  das war unglaublich und hat dazu geführt, dass überhaupt so viele deutsche Fahrer den Weg in die Formel 1 geebnet bekamen."

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Das fängt schon im Kartsport an, das ist Profisport. Wir reden hier über Budgets von rund 200.000 Euro - wenn nicht mehr.

Ralf Schumacher über die Kosten im Motorsport

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Heute sei die Situation eine völlig andere: "Das fängt schon im Kartsport an, das ist Profisport. Wir reden hier über Budgets von rund 200.000 Euro - wenn nicht mehr. Bei Lando Norris waren das eher 300.000 Euro und mehr - nur für das Kartfahren, und zwar über mehrere Jahre. In der Formel 3 hat sein Vater ein Testteam gekauft mit drei Autos. Er hat einen Fahrer bezahlt, der mit ihm testet. Dann hatte Lando noch ein zweites Auto, damit er sofort weiterfahren konnte, wenn er ein Auto kaputt gemacht hat." 

Noch teurer soll die Förderung von Lance Stroll gewesen sein, der heute bei Aston Martin in der Formel 1 fährt: "Der hatte sein eigenes Team, das Karts gebaut hat. Er wurde immer schön privat zur Rennstrecke gebracht, die für ihn gemietet wurde." Sein Vater Lawrence Stroll ist Milliardär und Eigentümer des Aston Martin-Teams in der Formel 1.

Laut Schumacher "dreht es sich so langsam, dass Geld Talent schlagen kann. Wenn man so viel Zeit im Auto verbringt, kann man das lernen."

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Ist Tim Tramnitz der nächste deutsche F1-Fahrer?

Ein kleiner Hoffnungsschimmer aus deutscher Sicht: Mit Tim Tramnitz (hier im Exklusiv-Interview mit ran) gibt es nun ein Talent aus Hamburg, der seit dieser Saison in der Formel 3 fährt und dem Red-Bull-Nachwuchsprogramm angehört. "Tim hatte das Glück, dass der Vater das (die Kosten, Anm. d. Red.) am Anfang stemmen konnte, und jetzt Red Bull dazukam. Das ist nicht selbstverständlich", erklärt Schumacher.

Und wie groß ist die Chance, dass Tramnitz eines Tages in der Formel 1 fahren wird? Laut Schumacher wäre es noch zu früh, um das vorauszusehen. Aber: "Das Potenzial, dass er Autorennen gewinnen kann, hat er. In allen Serien, in denen er gefahren ist, hat er eine Rolle in der Meisterschaft gespielt. Das ist wichtig."

Ralf Schumacher hofft, dass der junge Deutsche Tim Tramnitz eines Tages in der Formel 1 fahren wird
Ralf Schumacher hofft, dass der junge Deutsche Tim Tramnitz eines Tages in der Formel 1 fahren wird© Eibner

Die Frage sei nun, ob der 19-Jährige den nächsten Schritt gehen könne: "Für den nächsten Schritt muss man bereit sein. Man muss mit der Aufgabe wachsen. Das muss er jetzt zeigen. Aber er hat nun alle Voraussetzungen, auch mit Red Bull als großen Unterstützer. Das Finanzielle ist ja oft die größte Hürde. Red Bull steckt ihn in ein gutes Team, er kann Simulator fahren, die ganzen Trainings-Geschichten machen. Er hat die besten Chancen. Ich drücke ihm die Daumen - das wäre toll für uns."

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Das Problem für den Nachwuchs: Zu wenige Testtage

Um junge Fahrer insgesamt besser zu fördern, bräuchte es laut Schumacher allerdings mehr Testmöglichkeiten: "Die Testtage müssen zurück, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, dass junge Fahrer wieder eine Chance bekommen. Wir haben jetzt zwei Formel-2-Meister (Théo Pourchaire und Felipe Drugovich, Anm. d. Red.), die beide Male nicht in ein Formel-1-Auto gekommen sind. Stattdessen fährt in der Formel 1 ein Mitte-Vierzig-Jähriger. Nichts gegen Fernando Alonso. Aber es kann nicht das Ziel der Formel 1 sein, dass wir immer älter werden."

Bekämen junge Fahrer keine Chance, würde das laut Schumacher dem gesamten Sport schaden: "Momentan hat der Motorsport im Nachwuchs Husten, bald bekommt er Schnupfen. Denn wenn die Sponsoren, die Investoren und die Väter, nicht mehr daran glauben, den Nachwuchs zu fördern, weil man eh nirgendwo hinkommt, dann wird niemand mehr Interesse daran haben. Das halte ich für gefährlich."

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