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Formel 1

Mick Schumacher in der Formel 1 unter Druck: "Es kann so nicht weitergehen"

  • Aktualisiert: 09.06.2022
  • 17:32 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Motorsport Images

Die Lage der Nation um Mick Schumacher und Haas vor dem achten Saisonrennen in Baku (Sonntag ab 13:00 Uhr im Liveticker auf ran.de): Wie ihn Günther Steiner unter Druck setzt und was Experten wie Ralf Schumacher und Marc Surer sagen.

München - Mick Schumacher steht vor dem achten Rennwochenende der Formel-1-Saison 2022 in Baku (Sonntag ab 13:00 Uhr im Liveticker auf ran.de) unter Druck. Insbesondere nach dem erneuten Crash in Monaco war das Medienecho aus Sicht des 23-Jährigen verheerend. Und sein Teamchef Günther Steiner macht vor dem Grand Prix von Aserbaidschan klar: Sollte noch mehr Schrott produziert werden, könnte das Konsequenzen haben.

Auf die konkrete Frage, ob er sich Schumacher im Falle eines weiteren Crashs in Baku ernsthaft vorknöpfen müsse, antwortet Steiner: "Ich würde schon sagen. Denn irgendwann gehen uns die Teile aus, weil wir mit dem Nachproduzieren nicht nachkommen. Wir müssen sicherstellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert."

Steiner hatte Schumacher bereits nach Monaco kritisiert. Sein Zitat "Wir müssen sehen, wie wir von hier aus weitermachen", noch dazu in einer offiziellen Presseaussendung, führte prompt zu Spekulationen, wonach ein Fahrerwechsel noch während der Saison nicht ausgeschlossen sein könnte.

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Ralf Schumacher: Kritik an Micks Teamchef

Etwas, was Ralf Schumacher nicht verstehen kann: "Solche Aussagen sind typisch Günther Steiner. Die lassen einfach zu viel Interpretation zu. So etwas ist aus meiner Sicht überflüssig", kritisiert der 'Sky'-Experte in der Montagsausgabe des 'Formel-1-Update'.

Ralf Schumacher verweist darauf, dass auch Haas "viele Fehler gemacht" habe und es daher nicht angemessen sei, Mick in so einer Art und Weise zu kritisieren: "Man darf nicht vergessen, dass viele Sachen kaputtgegangen sind in Trainings; in Barcelona, und jetzt auch beim letzten Mal, da hat Mick ein komplettes Training verpasst."

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"Deshalb sage ich immer: Bei sowas muss man vorsichtig sein. Man gewinnt und verliert gemeinsam als Team. Da würde auch Günther Steiner jetzt gut dran tun. Ich glaube, das tut er auch. Er weiß das. Er hat Mick, das Potenzial ist da. Man sollte das große Ganze sehen. Ich schätze Günther auf eine Art und Weise. Aber auf eine andere Art und Weise überhaupt nicht."

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Rausschmiss bei Haas noch während der Saison?

Dass sein Neffe bei Haas rausgeschmissen werden könnte, hält Schumacher für "unmöglich. Ich glaube nicht, dass das angedacht wird." Steiner sei "ein emotionaler Mensch", man dürfe seine Aussagen daher nicht überbewerten. Und: "Mick ist auch vorher schon an seinen Aufgaben gewachsen, zum Beispiel in der Formel 2."

Der Grat zwischen Hero und Zero ist in der Formel 1 extrem schmal und in Monaco nochmal schmaler. Mick Schumacher selbst sagt: "Wir hatten in der Vergangenheit sehr gute Leistungen, für die wir nicht belohnt wurden. Wären wir da belohnt worden, würden wir jetzt solche Gespräche nicht führen. Es ist alles nur eine Frage der Zeit."

Zumindest nach außen hin scheint ihm der immer größer werdende Druck nichts anzuhaben: "Ich glaube, Druck ist immer da. Manchmal mehr, manchmal weniger. Ich hatte schon früher solche Situationen, wo es Anfang des Jahres schwierig war, ich im Endeffekt aber doch die Meisterschaft gewonnen habe", sagt Schumacher im Interview mit 'Sky'.

Mick Schumacher: Muss noch mehr von Steiner lernen

Die Medienberichte und -videos, die mit ihm nach Monaco hart ins Gericht gegangen sind, habe er nicht gelesen, versichert der Haas-Fahrer. Sein Gespräch mit Steiner nimmt er aber nicht auf die leichte Schulter. Dieses sei sei "sehr gut" gewesen: "Es ging darum, dass ich noch versuchen muss, mehr von seiner Erfahrung zu profitieren."

Steiner habe, sagt Schumacher demütig, "so viel Erfahrung in der Formel 1, aber auch in anderen Formen des Motorsports. Das ist was, wovon ich profitieren kann." Steiner findet indes weiterhin klare Worte: "Es kann so nicht weitergehen. Und das weiß er auch. Er ist in die Mauer gefahren. Das ist nicht gesund. Und Punkte holst du so auch nicht."

"Das weiß Mick aber selbst am besten. Ich gehe nicht zu ihm, um ihm zu sagen, dass er nicht crashen darf. Das mache ich nie, denn er weiß auch selbst, dass er nicht crashen sollte. Wenn ich ihm fünfmal sage, was er besser machen muss, dann mache ich damit alles nur schlimmer, denn damit löse ich nur eine Abwehrhaltung aus."

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Günther Steiner und Marc Surer nehmen Mick Schumacher in Schutz

Steiner nimmt seinen Fahrer auch in Schutz: "Dieser Sport ist hart umkämpft. Es geht ganz schnell, das Limit zu überschreiten, und dann baust du einen großen Unfall. Gerade auf Strecken wie Monte Carlo, Dschidda, Baku, Montreal, Singapur. Da muss er sich anpassen, damit sowas wie in Monte Carlo nicht nochmal passiert."

Marc Surer stimmt zu: "So ein Unfall kann jedem passieren", sagt er in einem Video auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Das Schwimmbad sei "die schwierigste Stelle der Strecke" gewesen. "Mick steht unter Druck und kann nicht einfach rumfahren und sagen: 'Ich versuche, ins Ziel zu kommen, dann wird alles gut.' Er hat ja einen Teamkollegen, der schneller fährt."

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Dazu kommt: "Die Autos sind giftig zu fahren. Der Übergang von Haftung zu Ausbrechen ist mit diesen 18-Zoll-Felgen viel schmaler geworden als im letzten Jahr. Deswegen können solche Fehler passieren, wenn man pusht. Dieses Pushen heißt ja: 'Ich fahre 100 Prozent, was im Auto drinsteckt.' Und dann geht es halt mal schief."

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Mick Schumacher rätselt weiter über Crash in Monaco

Schumacher nickt: "Die Autos sind neu. Viele Punkte sind anders als in den Jahren zuvor. Die Curbs fahren sich anders, das Auto setzt schnell mal auf. Das ist mir zum Beispiel in Dschidda passiert. Und das Mittelfeld ist eng zusammen. Sobald man mal eine Kurve nicht 100 Prozent pusht, sondern 95 Prozent, ist es schnell so, dass man drei, vier Positionen verliert im Qualifying."

Warum er überhaupt am Schwimmbad abgeflogen ist, bleibt rätselhaft: "Ich habe auch mit anderen Leuten gesprochen. Die meisten haben mir gesagt, dass es wirklich merkwürdig ausgesehen hat", sagt Schumacher. "Wir können nicht prüfen, ob vielleicht was gebrochen ist. In den Daten gibt's dafür aber keine Anhaltspunkte."

"Wir waren in Kurve 12 ein bisschen neben der Linie, wodurch die rechte Seite abgekühlt ist. Das Auto war ein wenig außer Position, zehn Zentimeter vielleicht. Das hat einen doppelten Wheelspin ausgelöst, weil diese Autos so viel Leistung haben. So geriet das Auto in einen halben Dreher, den ich zu korrigieren versucht habe. Und dann kam das Gegensteuern. Total aus dem Nichts."

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Medienberichte über Budgetobergrenze stimmen nicht

Haas ist jetzt, was die Ersatzteile betrifft, am absoluten Limit. Die mediale Darstellung, dass die Budgetobergrenze in diesem Kontext ein Problem sei, ist allerdings völliger Unsinn: "Das Cap ist nicht das Problem. Das Problem ist das Budget an sich, denn wir haben kein Budget, mit dem wir am Cap operieren würden", stellt Steiner richtig.

Bei Haas-Partner Dallara wurde unter Hochdruck das Unfallchassis repariert. Für Baku ist allerdings kein Ersatzchassis vor Ort. Steiner erklärt: "Das Geld ist immer ein Problem, weil man die Dinge bezahlen muss. Aber das eigentliche Problem ist die Produktion. Wir haben nicht fünf Formen für die Kohlefaser, sondern eine. Und ein Teil nach dem anderen zu produzieren, das dauert."

Klar ist auch: Bei allem Wirbel, der im Moment um Mick Schumacher gemacht wird, kann ein gutes Ergebnis in Baku die Situation völlig drehen. Sein Onkel Ralf weiß: "Das geht im Motorsport sehr schnell. Ich mache mir da keine Gedanken." Und er fordert: "Wir sollten uns alle mal ein bisschen beruhigen."

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Kevin Magnussen glaubt an Mick Schumachers Talent

Das sieht Teamkollege Kevin Magnussen ähnlich: "Es kann ganz schnell gehen. Manchmal startest du auf dem falschen Fuß in eine Saison. Bei Romain (Grosjean; Anm. d. Red.) war das 2018 auch so. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung: Wenn der Ball einmal rollt, wird alles leichter. Ich glaube, das muss passieren - und das wird auch passieren."

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Zumal sich Schumacher von negativen Schlagzeilen nicht unterkriegen lässt. Er feuert die Journalisten ganz im Gegenteil augenzwinkernd dazu auf, ihn nicht ihn Ruhe zu lassen: "Füttert den Druck!" Denn: "Vielleicht hilft das auch manchmal dabei, schneller zu werden. Ich habe angefangen, den Druck für mich anders zu nutzen. Das motiviert mich und gibt dem Ganzen eine andere Dynamik."

Besonders vor Baku, einem Rennwochenende, für das er sich viel erhofft: "Ich glaube, die Strecke kann uns liegen. Wir waren letztes Jahr recht schnell hier. Es war das zweitbeste Rennresultat. Es ist ein Rennen, wo wir eigentlich recht einfach überholen können. Speziell mit den Autos dieses Jahr wird es um einiges einfacher als die Jahre zuvor."

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