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Tennis

Jannik Sinner wegen Dopings für drei Monate gesperrt: Eine gesichtswahrende Lösung für beide Seiten - ein Kommentar

  • Veröffentlicht: 15.02.2025
  • 13:17 Uhr
  • Chris Lugert

Jannik Sinner und die WADA einigen sich auf eine Kurzzeit-Sperre für den aktuell besten Tennisspieler der Welt. Eine Lösung, mit der beide Seiten leben können. Ein Kommentar.

Von Chris Lugert

Sportlich waren die vergangenen Monate für Jannik Sinner ein Märchen. Siege bei den US Open und den abschließenden ATP Finals 2024, vor wenigen Wochen dann der Triumph bei den Australian Open im Finale gegen Alexander Zverev.

Der Südtiroler ist aktuell die Nummer eins der Weltrangliste und der unangefochten beste Spieler des Planeten, doch seine Leistungen wurden zuletzt von unschönen Vorwürfen überschattet. Ist der 23-Jährige ein Dopingsünder?

Wie eine Schockwelle erfassten die beiden positiven Tests bei Sinner aus dem März 2024 den Tennis-Circuit. Im Rahmen des Masters-Turniers in Indian Wells war er damals gleich zweimal auf das anabole Steroid Clostebol getestet worden.

Sinner selbst beteuerte seine Unschuld und lieferte eine ungewöhnliche Erklärung für die Testergebnisse. Demnach sei ihm das Mittel von seinem Physiotherapeuten unbeabsichtigt über Massagen verabreicht worden.

Dieser habe zuvor eine Schnittwunde mit dem Präparat behandelt, danach bei der Massage von Sinner aber keine Handschuhe getragen. So sei das Clostebol in den Körper des Italieners gelangt.

Die für derartige Fälle verantwortliche International Tennis Integrity Agency (ITIA) glaubte Sinner und verzichtete auf eine Sperre. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) wollte das jedoch nicht akzeptieren und strebte ein Verfahren vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS an - auch deshalb, weil Sportler für das Handeln ihres Teams verantwortlich sind.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Sinner wegen Dopings für drei Monate gesperrt

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Sinner muss trotz kurzer Sperre hohen Preis zahlen

Nun folgt die unerwartete Wendung: Die WADA und Sinner einigten sich auf einen Vergleich. So stimmte Sinner einer dreimonatigen Sperre bis einschließlich 4. Mai 2025 zu. Damit kehrt er rechtzeitig zu den French Open auf den Tennisplatz zurück.

Was auf den ersten Blick für manche Beobachter wie ein fauler Kompromiss zum Schutz eines vermeintlichen Betrügers wirken mag, ist bei genauerer Betrachtung ein guter Deal für beide Seiten. Denn sowohl Sinner als auch die WADA wahren ihr Gesicht.

Sinner gibt zu, dass er eine Mitverantwortung für den positiven Dopingtest trägt. "Die strengen Regeln der WADA sind ein wichtiger Schutz für den Sport, den ich liebe. Auf dieser Grundlage habe ich der Sperre zugesagt", sagte Sinner.

Allerdings kam die Untersuchung der WADA selbst zu dem Ergebnis, dass die nachgewiesenen Mengen Clostebol so gering waren, dass sie Sinner keinen Wettbewerbsvorteil einbrachten. Doch genau das zeichnet klassisches Doping ja aus.

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Was man Sinner hier maximal vorwerfen kann, ist also eine gewisse Fahrlässigkeit oder Schlamperei. Aber keine vorsätzliche Täuschung. Strafe muss sein, aber die Abgrenzung zu tatsächlichen Betrügern muss ebenfalls gewahrt bleiben.

Einen hohen Preis muss er aber dennoch zahlen. Denn faktisch wird für alle Zeiten eine Dopingsperre in seiner Vita stehen, was für einen Sportler natürlich kein Ruhmesblatt ist.

Zudem verpasst Sinner jetzt zwar kein Grand-Slam-Turnier, dafür aber dennoch mehrere hochwertige Turniere. Dazu gehören gleich vier Masters-Turniere: Miami, Indian Wells, Madrid und Monte-Carlo. Je nachdem, wie Zverev bei diesen Turnieren abschneidet, könnte der Deutsche in der Weltrangliste an Sinner vorbeiziehen.

WADA entgeht möglicher CAS-Blamage

Die WADA wiederum kann argumentieren, dass ihre Untersuchungen zumindest eine kurzfristige Sperre bewirkt haben. Zudem rief sie jedem Spieler noch einmal nachdrücklich ins Gedächtnis, dass eine gewisse Eigenverantwortung besteht. Und dass sie auch bei großen Namen entschlossen vorgeht.

Hätte die WADA allerdings auf ihrer Anhörung vor dem CAS bestanden, hätte es angesichts der Beweislage durchaus sein können, dass das Gericht den Antrag abweist und Sinner völlig straffrei bleibt. Für die WADA wäre das eine Blamage gewesen und obendrein ein Rückschlag für den weltweiten Anti-Doping-Kampf.

Und offenbar waren sich die Dopingjäger selbst nicht sicher, dass sie vor dem CAS erfolgreich sein werden. Sonst hätten sie dem Vergleich mit Sinner ja gar nicht zustimmen müssen.

Damit ist dieses leidige Thema, das in den vergangenen Monaten wie ein dunkler Schleier über Sinner und dem gesamten Tennissport lag, vom Tisch. Zweifler, die dem Italiener absichtliches Doping unterstellen, werden sich damit nicht besänftigen lassen. Doch damit muss Sinner jetzt leben.

Sein Image hat womöglich irreparable Kratzer abbekommen. Für ihn ist es die vielleicht größte Last für den Rest seiner Karriere.

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