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Pause nach den Australien-Open wäre nötig gewesen

BMW Open 2025: Matthias Stach äußert sich über Formkrise von Alexander Zverev und "fragwürdige" Dopingsperre von Jannik Sinner

  • Aktualisiert: 14.04.2025
  • 20:23 Uhr
  • Franziska Wendler

Matthias Stach hat mit ran exklusiv über die Formkrise von Alexander Zverev gesprochen. Er äußerte auch seine Vorfreude auf die BMW-Open und redete über Sinners Dopingsperre.

Von Franziska Wendler

Matthias Stach ist als "Stimme des Tennis" bekannt und hat sich vor dem Start der BMW-Open zum Turnier und der Formkrise von Alexander Zverev exklusiv bei ran geäußert.

Der erfahrene Sportmoderator wird für "Eurosport" als Moderator/Kommentator bei den French Open im Einsatz sein, bei denen Zverev erneut angriff auf einen Grand-Slam-Titel nehmen will.

ran: Die Krise von Alexander Zverev geht weiter, auch in Monte Carlo war für ihn früh Schluss. Wie schätzen Sie seine aktuelle Situation ein?

Stach: Man merkt an seiner Reaktion, dass er ein bisschen ratlos ist. Er trainiert viel, probiert alles. Boris Becker war zuletzt ja sogar teilweise im Training als Unterstützung mit dabei. Aber ich glaube, dass er im Moment einfach nicht aus seinem Teufelskreis herauskommt. Zuletzt kassierte er über einen relativ kurzen Zeitraum fünf Niederlagen nach Satzführung, das macht ihm glaube ich zu schaffen. Er bekommt es in Sachen Konstanz aktuell nicht hin. Auf mich wirkt er, wie gesagt, derzeit fast ein wenig ratlos.

ran: Ist der Druck, in Abwesenheit von Jannik Sinner Nummer eins der Welt werden zu wollen, zu hoch?

Stach: Ich glaube schon, dass das eine Rolle gespielt hat, weil viele ihm vorgerechnet haben, wie viele Punkte zu vergeben sind. Er hat nun – im Idealfall - mehr als 3.000 Punkte verspielt, wobei das spekulativ ist, denn man kann nicht jedes Turnier gewinnen. Aber ich meine schon, dass er in diesem Slot, in dem Sinner nicht dabei war, sich vorgenommen hatte, dieses große Ziel zu erreichen. Er kriegt momentan innerhalb eines Matches, beziehungsweise innerhalb eines Turnieres nicht die Konstanz hin. Sascha ist wirklich fleißig im Training, aber das macht ihm zu schaffen. In der Vergangenheit war es so: Ein Jahr hatte er mal einen schlechten Aufschlag, dann wusste er, er muss Aufschlag trainieren. Wenn ich mir jetzt beispielsweise das Match gegen Matteo Berrettini in Monte Carlo anschaue, da hat er im ersten Satz souverän gespielt und ging dann plötzlich mit seinem Niveau so weit herunter. Es ist vor allem das Thema Konstanz. Druck macht er sich eh immer selbst.

ran: Was könnte er Ihrer Meinung nach tun, um aus diesem Kreislauf wieder herauszukommen?

Stach: Aktuell spekulieren viele, er könnte eine neue Tennis-Ehe mit Boris Becker eingehen. Das sei mal dahingestellt. Aber es wäre vielleicht gut, von außen Rat zuzulassen. Er hat zudem den Fehler eingeräumt, dass er sich zu wenig Pause gegeben hat. Ich glaube, er sieht mittlerweile selbst ein, dass er nach den Australian Open zwei Wochen Pause hätte machen müssen. Es fängt also schon bei der Turnierplanung an.

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Alexander Zverev ist wohl kein Freund von psychologischer Unterstützung

ran: Ist mit "Rat von außen" sportliche Unterstützung gemeint? Oder vielleicht doch psychologische Hilfe?

Stach: Ich bin ein Freund von psychologischer Unterstützung, er nicht. Ich glaube für das Handwerkszeug eines Sportprofis generell wäre dies durchaus gut. Sich im mentalen Bereich eine andere Sichtweise zu holen, kann oft etwas lösen. Er ist in diesem Bereich nicht besonders positiv eingestellt. Ich bin gespannt, ob das dann doch mal eine Option wäre. Viele Sportler, nicht nur im Tennissport, haben damit große Erfolge erzielt.

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Video: BMW Open 2025: Stärkstes Teilnehmerfeld? Turnierdirektor Kühnen wird deutlich

ran: In wenigen Tagen schlägt Alexander Zverev bei den BMW Open in München auf. Kann das Turnier für ihn zum Brustlöser werden?

Stach: Er hat hoffentlich trotz des aktuellen Tiefs, ein gutes Gefühl, schließlich hat er das Turnier bereits zweimal gewonnen. Es ist natürlich ein starkes Feld. Das Gute für ihn ist, dass es erstmals ein 500er-Turnier ist, es gäbe also auch einige Punkte mehr zu gewinnen. Und grundsätzlich sagt man ja, dass man dorthin, wo man bereits erfolgreich gespielt hat, gerne zurückkehrt. Was hoffentlich auch für Titelverteidiger Jan-Lennard Struff gilt. Bei Zverev hängt es auch davon ab, wie er in das Turnier reinkommt. Das, was er unbedingt braucht – vor allem vor den French Open – sind siegreiche Matches.

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Matthias Stach: BMW-Open werden für Zverev "extrem schwierig"

ran: Welche Spieler gehören für Sie in München zu den Favoriten und was erwarten Sie sich von dem Turnier?

Stach: Das Turnier gehört erstmals zur höheren Kategorie, es wird sehr spannend. Wenn man sich die Teilnehmerliste anschaut, dann gibt es einige super interessante Namen: Taylor Fritz, Matteo Berrettini, Felix Auger-Aliassime, Shelton. Das deutsche Feld ist nicht so breit gefächert, es geht vor allem um Zverev und Titelverteidiger Struff. Generell ist das Teilnehmerfeld toll und es wird für Zverev extrem schwierig, zu punkten. Ich persönlich freue mich einfach, weil ich finde, dass ein Turnier mit dieser Tradition die 500er-Kategorie verdient hat.

ran: Nachwuchstalent Justin Engel erhält für die BMW Open eine Wildcard. Ist er die Zukunft des deutschen Tennis?

Stach: So heißt es immer. Er ist ein exzellenter Spieler, der mit Philipp Kohlschreiber einen guten und erfahrenen Mann als zusätzliche Unterstützung an seiner Seite hat. Er war selbst sehr offensiv und hat gesagt, dass er in die absolute Tennisspitze will. Da stellt sich dann natürlich immer die Frage, wie gut man abliefern kann. Aber von seiner Art her – Spielweise wie Auftreten – ist er ein extrem spannender Spieler. Dennoch braucht auch er vor allem Zeit.

ran: Was trauen Sie ihm in München zu?

Stach: Es hängt natürlich von der Auslosung ab. Bei Zverev war es damals so, er hat in Braunschweig das Challenger-Turnier gewonnen und war in Hamburg sehr stark. So ähnlich könnte es bei Engel auch sein. Ich denke, er hat auch vor prominenten Namen keine Angst, auch auf einer größeren Bühne. Insofern traue ich ihm zu, die ein oder andere Überraschung zu schaffen.

Stach: Dopingsperre von Sinner "sehr fragwürdig"

ran: Blicken wir ein wenig weiter: Im Mai steht in Paris mit den French Open der nächste Grand Slam auf dem Programm. Gehört Alexander Zverev in seiner aktuellen Form und unter dem Druck, nach wie vor keinen Grand Slam gewonnen zu haben, dort zu den favorisierten Spielern? Wie sehen Sie seine Chancen?

Stach: In Paris hängt viel vom Wetter ab. Zverev findet es nicht so schlecht, wenn es schnell und trocken ist, wenn die Plätze schneller sind. Ich bin noch nicht komplett skeptisch, es hängt aber sehr von den nächsten Wochen ab. Er braucht einfach Matches, die er gewinnen muss.

ran: In Paris mit dabei ist dann auch wieder der Weltranglistenerste Jannik Sinner. Seine Dopingsperre hat weit über die Tenniswelt hinaus für Aufsehen gesorgt. Vor allem die Tatsache, dass er die Sperre genau in der Zeit zwischen den Grand Slams absitzt. Ist das Prozedere in Ihren Augen richtig gelaufen?

Stach: Es hat einen Beigeschmack. Ich nehme aber Jannik Sinner raus. Es ist ja eigentlich belegt, dass er es nicht mitbekommen hat, dennoch muss es gleiche Regeln geben. Aber die Moderation seitens Tennisverband, etc. war natürlich eine sechs minus. Es ist logisch, dass bei dieser Sperre, die ausgerechnet drei Monate ist und es ihm erlaubt, vor den French Open sogar noch ein großes Turnier zur Vorbereitung zu spielen, die Kritik mehr als spürbar ist. Wie dieses Prozedere mit Erklärungen und dem Bekanntwerden von immer neuen Details begleitet wurde, das war sehr fragwürdig.

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Matthias Stach: Jannik Sinner kein absoluter Topfavorit

ran: Ist Sinner der Topfavorit in Paris?

Stach: Er ist einer, den man auf der Liste haben muss. Für ihn gilt eigentlich das Gleiche wie für Zverev, nur auf einem anderen Niveau, weil er wohl derzeit ein anderes Selbstverständnis hat. Wenn er Matches erfolgreich bestreitet, egal wie knapp und gegen wen, dann muss man ihn auf der Liste haben – auch wenn Sand nicht sein absoluter Lieblingsbelag ist. Von dem absoluten Topfavoriten kann man aber nicht sprechen.

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