Wintersport
Skispringen - WM-Betrug: "Doping mit einer anderen Art Nadel" - Pressestimmen zu Norwegens Skandal
- Aktualisiert: 10.03.2025
- 15:24 Uhr
- SID
Der Skandal um die Anzüge der norwegischen Skispringer schlägt hohe Wellen. Die internationale Presse zeigt sich geschockt.
Der norwegische Skiverband schockiert die gesamte Wintersport-Welt. Ein anonymes Video aus der Anzugsschneiderei des norwegischen Skisprung-Teams deckte die Manipulation an norwegischen Anzügen auf.
Am Sonntagnachmittag räumte Norwegens Sportdirektor Jan Erik Aalbu den Betrug ein. Chefcoach Magnus Brevig soll diesen wissentlich geduldet haben.
Die beschuldigten Sportler Marius Lindvik und Johann Andre Forfang beteuerten in einer Stellungnahme des Norwegischen Skiverbands am Sonntagabend ihre Unschuld: "Wir sind beide absolut am Boden zerstört. Keiner von uns wäre mit Anzügen gesprungen, von denen wir wussten, dass sie manipuliert waren."
ran zeigt die Pressestimmen zu dem Skandal im Skisprung-Sport.
"NRK" (Norwegen): "Nun besteht wirklich die Gefahr, dass diese WM nicht wegen der magischen Siege von Johannes Hösflot Kläbo oder des besonderen Abschieds von Jarl Magnus Riiber in Erinnerung bleibt, sondern wegen dieses 50 Sekunden langen Videos. Das ist Doping, nur mit einer anderen Art Nadel."
"VG" (Norwegen): "Wie glaubwürdig ist es, dass der Betrug niemals zuvor stattgefunden hat? Auch Aalbu kann das nicht wissen. Nur wenige Athleten werden beim Doping erwischt, wenn sie es das erste Mal tun."
Das Wichtigste zum Skisprung-Skandal
"DAGBLADET" (Norwegen): "Was als peinlicher Regelverstoß begann, entwickelt sich für Norwegen zur ultimativen Demütigung. Wir sind diejenigen, die die Infektion in einer kranken internationalen Springsportumgebung verbreiten. Ausgerechnet in der nach der Fußball-Legende Nils Arne Eggen benannten Stadion-Loge wurde an den Anzügen der Norweger geschneidert. Eggens Maxime war der faire Sport, das faire Miteinander. Bei unseren Springern war es das genaue Gegenteil."
"Skispringen am Rande des Abgrunds"
"SALZBURGER NACHRICHTEN" (Österreich): "Wenn es um Ruhm, Ehre und viel Geld geht, ist immer auch die Versuchung da, eine Abkürzung zum Erfolg zu probieren. Das Skispringen mit seinen technisch anspruchsvollen Komponenten war zwar immer anfällig für Tricksereien bei Anzügen oder Bindungen. Doch in der Vergangenheit ging es immer um Graubereiche oder gerade noch erlaubte Anpassungen. Nun springt auch auf den Schanzen der Generalverdacht mit. Der Schaden für den Skisprungsport ist immens."
"KRONEN-ZEITUNG" (Österreich): "Das Anzuggate löst in Norwegen eine Empörungswelle aus. Österreich winkt nun zweimal Gold am Grünen Tisch."
"DER STANDARD" (Österreich): "Skispringen am Rande des Abgrunds. Unabdingbar scheint, dass die FIS ihr kompliziertes und doch nicht treffsicheres Kontrollsystem überdenkt. In knapp einem Jahr geht es um olympische Goldmedaillen, und in der Szene herrschen tiefste Verunsicherung und Misstrauen."
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Skispringen: "Spielplatz für Betrüger"
"GAZETA WYBORCZA" (Polen): "Für die WM-Organisatoren in Trondheim ist das eine schreckliche Situation. Ebenso schlimm ist es für das Skispringen, das an Popularität und Zuschauerzahlen im Fernsehen verliert. Der Welt wird die Botschaft vermittelt, dass es sich beim Skispringen um eine unzuverlässige Disziplin handelt, einen Spielplatz für Betrüger."
"AFTONBLADET" (Schweden): "In Trondheim endet es wie in Lahti 2001 und in Seefeld 2019: Mit einem spektakulären Skandal der Gastgeber-Nation. Von Norwegen hätten wir das nicht gedacht, aber jetzt ist es passiert."