NFL
C.J. Stroud ist der Beweis: Ehrlichkeit währt am längsten - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 13.11.2023
- 10:35 Uhr
- Oliver Jensen
Die Houston Texans hätten sich den Nummer-1-Pick des NFL Draft 2023 sichern können, entschieden sich aber für den sportlichen Weg und wurden dafür mit C.J. Stroud belohnt. ran-Autor Oliver Jensen stellt erfreut fest, dass auch in der NFL Ehrlichkeit (zumindest manchmal) am längsten währt
von Oliver Jensen,
Die Houston Texans hatten ihr Schicksal in der eigenen Hand. Sie hätten das letzte Saisonspiel 2022 lediglich verlieren müssen, um den Nummer-1-Pick des NFL Drafts sicher zu haben.
Doch sie entschieden sich für den ehrlichen bzw. sportlichen Weg. In einer engen Partie bezwangen sie die Indianapolis Colts mit 32:31. Erst in der letzten Minute drehten sie mit einem Touchdown (bei 4th & 20) und einer Two-Point-Conversion die Partie.
Selten wäre Tanking einfacher gewesen. Ein schlechter Call hätte genügt, um das Spiel zu verlieren und sich den Nummer-1-Pick zu sichern. Genau dies dürften sich viele Fans der Texans heimlich gewünscht haben - und wurden enttäuscht.
Grund zur Freude hatten eigentlich nur die Carolina Panthers, die den Nummer-1-Pick sicher hatten.
Das Wichtigste zur NFL in Kürze:
Vor dem NFL Draft 2023 wurde heiß diskutiert, ob Bryce Young oder C.J. Stroud der bessere Quarterback ist. Die Panthers waren zuerst an der Reihe und entschieden sich für Young.
Ob das ein Fehler war? Young hat es bislang noch nicht hinbekommen, Carolina auf die Siegerstraße zu führen. Er hat bei den Panthers aber auch andere Voraussetzungen als Stroud in Houston - und eine deutliche schwächere Offense um sich.
Texans wurden zu ihrem Glück gezwungen
Die Texans entschieden sich an Position zwei logischerweise für Stroud. Nun ist klar: Sie wurden praktisch zu ihrem Glück gezwungen. Stroud hat es nämlich hinbekommen, einer chronisch schwachen Mannschaft auf die Erfolgsspur zu verhelfen.
Die Statistiken sprechen für sich. Stroud warf bislang 15 Touchdown-Pässe und lediglich zwei Interceptions. Zum Vergleich: Young steht bei acht Touchdown-Pässen und sieben Interceptions.
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Stroud liefert praktisch Woche für Woche ein Spektakel ab. Unvergessen: In Woche 9 warf er im Spiel gegen die Tampa Bay Buccaneers für 470 Yards und fünf Touchdowns. Nie zuvor sorgte ein Rookie-QB in einem einzigen Spiel für so viel Raumgewinn durch die Luft wie Stroud.
Top-Leistungen sind bei Stroud nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Auch an diesem Sonntag war er beim 30:27 gegen die Cincinnati Bengals der überragende Mann und warf für 356 Yards. Wichtiger noch: Durch einen genialen Last-Minute-Drive, in dessen Verlauf er 55 Yards in 93 Sekunden überbrückte, bereitete Stroud am Ende das siegbringende Field Goal vor.
Stroud dürfte der "Rookie of the Year" sein - vielleicht sogar MVP?
Stroud dürfte nahezu sicher zum "Rookie of the Year" ernannt werden. Setzt er seine starke Form bis zum Saisonende fort, könnte er sogar ein MVP-Kandidat sein.
Mit einer Bilanz von fünf Siegen und vier Niederlagen hat Houston bereits jetzt mehr Siege errungen als in den vergangenen drei Spielzeiten. Die Texans sind nicht mehr die Lachnummer der Liga, sondern ein ernsthafter Playoff-Kandidat.
Ob das auch der Fall gewesen wäre, wenn sie das letzte Spiel der Saison 2022 vorsätzlich verloren hätten? Hätten sie sich dann möglicherweise doch für Young entschieden? Und wäre Young dazu in der Lage gewesen, die Texans ebenfalls auf die Erfolgsspur zu führen?
Niemand kann diese Fragen wirklich beantworten. Sicher ist nur, dass die Texans ein positives Anti-Tanking-Beispiel sind. Ehrlichkeit währt doch (zumindest manchmal) am längsten.