Detroit Lions: Kommt die große Chance auf den Super Bowl nie wieder?
Aktualisiert: 01.02.2024
15:19 Uhr
Tobias Wiltschek
Dan Campbell malt ein düsteres Zukunftsszenario für die Detroit Lions an die Wand. Übertreibt er es mit seiner pessimistischen Einschätzung oder ist der Head Coach nur Realist? Eine Einordnung.
Das heimische Ford Field meldete ausverkauft, obwohl das Championship Game im weit entfernten San Francisco stattgefunden hatte.
Tausende Fans der Lions versammelten sich in ihrem Stadion, um auf Riesen-Leinwänden das Geschehen aus Kalifornien zu verfolgen.
Umso größer ist nun die Enttäuschung in Motor City, nachdem der Einzug in den Super Bowl nur haarscharf verpasst wurde.
Bei Head Coach Dan Campbell ist sie sogar so groß, dass er auch für die Zukunft seinem Team wenig Chancen einräumt, ins größte aller Spiele im American Football einzuziehen.
"Ich habe den Jungs gesagt, das könnte unsere einzige Chance gewesen sein", erzählte Campbell nach der frustrierenden 31:34-Niederlage gegen die San Francisco 49ers vor versammelter Presse.
Er selbst glaube zwar noch an die Chance, sagte er. Aber er räumte auch ein: "Ich weiß, wie schwer es ist, überhaupt bis hierher zu kommen. Und es wird im nächsten Jahr doppelt so schwer werden wie in diesem Jahr."
Amon-Ra St. Brown prägt den Aufstieg der Lions entscheidend mit
Das hörte sich bei Amon-Ra St. Brown zunächst noch anders an. "Wir sind hungrig, wir werden bereit sein", sagte der Deutsch-Amerikaner, der in den vergangenen drei Jahren den Aufschwung seines Teams von der erfolglosen Lachnummer zum ernsthaften Super-Bowl-Contender selbst entscheidend mitgeprägt hat.
Doch auch dem Wide Receiver ist bewusst, dass es "in der nächsten Saison wahrscheinlich schwieriger" werden wird als in der laufenden: "Die Teams werden bereit für uns sein."
Unterschätzt wird das Team aus Michigan in der kommenden Spielzeit sicherlich nicht mehr werden. Das ist das eine Problem der Lions. Für ein anderes könnten sie selbst sorgen.
Denn bei mehr als der Hälfte der Spieler laufen die Verträge aus. Ab März können sie als Free Agents neue Kontrakte aushandeln. Dazu gehören Stars wie Safety C.J. Gardner-Johnson, Wide Receiver Josh Reynolds und Guard Graham Glasgow.
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Können die Lions den Stamm des Teams halten?
Es könnte also schwer werden, den Stamm des Teams beisammenzuhalten, auch wenn die Verträge von St. Brown und Quarterback Jared Goff (beide bis 2025) für die kommende Saison noch gelten.
"Wir haben viele gute Spieler, die richtigen Trainer, um im nächsten Jahr wieder hier zu stehen", sagte St. Brown noch. Die Frage aber wird sein, wer von den Spielern, die die Lions erstmals seit 32 Jahren wieder in ein Championship Game geführt haben, auch in der kommenden Saison noch in Detroit sind.
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Dass das Team im Spätsommer womöglich ein anderes Gesicht haben wird als heute, könnte auch am Cap Space der Lions liegen. Der liegt bei mindestens 60 Millionen Dollar und ist damit der siebtgrößte in der NFL.
Gefüllt werden könnte er mit neuen Verträgen für die Spieler, die schon da sind. Aber auch neue Stars könnten mit entsprechenden Angeboten gelockt werden.
Betrachtet man die Bilanz der vergangenen drei Jahre, kann man aus Lions-Sicht zumindest vorsichtig optimistisch sein, was die Trade-Aktivitäten angeht. Schließlich haben General Manager Brad Holmes und Coach Campbell in dem Zeitraum nicht so viel falsch gemacht. Immerhin wurden unter anderem St. Brown und Goff nach Detroit geholt.
Doch Erfolg macht bekanntlich auch attraktiv. Wobei wir bei den Trainern wären. Während Campbell auch in der kommenden Saison das Sagen an der Seitenlinie haben wird, ist bei seinen wichtigsten Assistenten schon mehr Skepsis angebracht.
Schließlich suchen mit den Seattle Seahawks und den Washington Commanders immer noch zwei Teams einen neuen Head Coach. In der Hauptstadt sind Offensive Coordinator Ben Johnson sowie Defensive Coordinator Aaron Glenn ein Thema für den Job des neuen Hauptübungsleiters gewesen.
Super Bowl - Neuauflage 49ers vs. Chiefs: Diese Spieler waren schon 2020 dabei Fast genau vier Jahre ist es her, da ließen Patrick Mahomes und seine Kansas City Chiefs die Muskeln spielen. In Super Bowl LIV setzten sie sich gegen die San Francisco 49ers mit 31:20 durch. Am 12. Februar treffen sich die beiden Teams in Las Vegas wieder. ran zeigt die Akteure, die sich 2020 schon gegenüberstanden.
San Francisco 49ers: Kyle Juszczyk Der Fullback sorgte damals mit dem ersten Touchdown der Niners für den 10:10-Pausenstand. Im weiteren Verlauf des Spiels konnte er aber keine Punkte mehr aufs Scoreboard bringen. Mittlerweile sind die Statistiken des 32-Jährigen etwas zurückgegangen. Dennoch bleibt er ein wichtiger Bestandteil des Teams.
San Francisco 49ers: George Kittle Der Tight End ging im Februar 2020 punktetechnisch leer aus, fing aber immerhin vier Pässe für insgesamt 36 Yards. In dieser Saison sorgte der 30-Jährige bislang für sieben Touchdowns (sechs in der Regular Season, einer in den Playoffs gegen die Green Bay Packers).
San Francisco 49ers: Deebo Samuel Der heute 28-Jährige spielte 2019 seine erste Saison in der NFL und begeisterte damals schon Fans und Experten. In den vergangenen vier Jahren hat sich der Wide Receiver aber noch einmal weiterentwickelt und gehört zu den großen Hoffnungsträgern der 49ers für die Revanche.
San Francisco 49ers: Nick Bosa Der Pass Rusher gehörte schon in Super Bowl LIV nach seiner Rookie-Saison zu den besten Verteidigern auf dem Feld. Auch in dieser Saison kommt am Defensive End der Niners, der mittlerweile zu den bestbezahlten Verteidigern der NFL zählt, so schnell keiner vorbei.
San Francisco 49ers: Arik Armstead So niedergeschlagen zeigte sich der Defensive Tackle nach dem verlorenen Super Bowl gegen die Chiefs. Nun bekommt er noch einmal eine Chance auf den großen Titel. Sollte er wieder gegen die Chiefs verlieren, könnte es langsam eng werden mit einem Ring. Denn auch der Erstrunden-Pick aus dem Draft 2015 gehört mit 30 Jahren nicht mehr zu den Jüngsten.
San Francisco 49ers: Fred Warner Linebacker Fred Warner zählte schon in der Saison 2019, inklusive des Super Bowls Anfang 2020, zu den stärksten Verteidigern seines Teams. Auch in diesem Jahr müssen sich die Gegner vor ihm in Acht nehmen. Mit 2,5 Sacks in dieser Regular Season liegt er nur einen halben Sack hinter seinem Karrierebestwert von 2019 zurück.
San Francisco 49ers: Dre Greenlaw Warners Linebacker- und Rastakollege legte bislang eine ähnlich beeindruckende Entwicklung hin wie Samuel in der Offensive. Seine Statistiken waren von Anfang an gut und wurden mit der Zeit noch besser. Auch in den diesjährigen Playoffs ist gegen Greenlaw kaum ein Durchkommen. Man frage nach bei den Packers und den Lions.
San Francisco 49ers: Mitch Wishnowsky Auch bei den Special Teams gibt es Spieler, die vor vier Jahren schon dabei waren. Bei den Niners ist es Punter Mitch Wishnowsky, der im Februar 2020 zweimal zum Einsatz kam und den Football über 46 und über 40 Yards in die gegnerische Hälfte drosch.
San Francisco 49ers: Kyle Shanahan Auf das Wiedersehen mit den Chiefs brennt sicherlich auch der Head Coach der 49ers. Shanahan hat nicht nur den Super Bowl vor vier Jahren verloren, sondern auch die beiden folgenden Duelle, jeweils in der Regular Season (2021 mit 16:19 und 2022 mit 23:44).
Kansas City Chiefs: Patrick Mahomes Zu diesem Wiedersehen wird es nicht kommen. Denn Jimmy Garoppolo (r.) ist längst Geschichte bei den 49ers. Mahomes, der 2020 zwei Touchdown-Pässe warf, wird sich am 12. Februar in Las Vegas mit einem neuen Quarterback-Kollegen nach dem Spiel unterhalten. Die Frage ist nur, ob er Brock Purdy gratulieren oder dessen Glückwünsche empfangen wird.
Kansas City Chiefs: Travis Kelce Einen der beiden Mahomes-Touchdownpässe fing damals im Hard Rock Stadium von Miami Kelce. Der Tight End macht derzeit fast mehr Schlagzeilen wegen seiner Romanze mit Taylor Swift als wegen seines sportlichen Könnens. Das aber ist zweifelsfrei auch nach wie vor vorhanden, wie er vor allem in den Playoffs unter Beweis stellt.
Kansas City Chiefs: Mecole Hardman Der Wide Receiver fing im Super Bowl LIV nur einen Pass für läppische zwei Yards. Dennoch gehörte er danach zu den Champions der Chiefs. Dass er in diesem Jahr wieder im Super Bowl auftritt, schien nach seinem Trade zu den Jets im März 2023 ziemlich unrealistisch. Doch im Oktober wurde er zu den Chiefs zurückgetradet.
Kansas City Chiefs: Chris Jones Auch der Defensive Tackle gehörte vor vier Jahren zumindest statistisch gesehen nicht zu den großen Helden des Triumphs. Dennoch war er ein wichtiger Bestandteil der Verteidigung, mittlerweile gehört zu den Stars der Defense. Allerdings plagte er sich gegen die Ravens mit Problemen am linken Knie herum. Noch aber ist ein wenig Zeit, um wieder komplett fit zu werden.
Kansas City Chiefs: Derrick Nnadi Der zweite Defensive Tackle konnte 2020 zumindest drei Solo-Tackles verbuchen. In diesem Jahr wird er allerdings nicht zum Einsatz kommen. Wegen einer Trizeps-Verletzung wurde Nnadi auf die Injured Reserve List gesetzt und fällt damit für den Super Bowl aus.
Kansas City Chiefs: Harrison Butker Der Kicker hatte vor vier Jahren eine perfekte Bilanz. Sowohl ein Field Goal aus 31 Yards als auch alle vier Extrapunkte fanden den Weg zwischen die Stangen. Auch aktuell ist er die Sicherheit in Person. 94.3 Prozent der Field Goals hat Butker in dieser Saison verwandelt - so gut war er noch nie. In den Playoffs 2024 verschoss er noch kein einziges Field Goal.
Kansas City Chiefs: Andy Reid Darf sich der Head Coach auch in Las Vegas das Siegerkäppi aufziehen? Im Gegensatz zu seinem Gegenüber Shanahan weiß der 65-Jährige zumindest schon, wie es sich anfühlt, im Super Bowl zu triumphieren. Dreimal gewann er das wichtigste Spiel, zuletzt zweimal mit den Chiefs, davor als Assistant mit den Green Bay Packers.
Neben allen personellen und sportlichen Aspekten ist aber auch die mentale Seite eines solch bitteren Rückschlags nicht zu unterschätzen.
Das wohl traurigste Beispiel dafür gab ein Team ab, das zumindest für amerikanische Verhältnisse gar nicht so weit entfernt ist von Detroit.
Die Green Bay Packers hatten sich im Januar 2015 nach einer 16:0-Pausenführung im NFC Championship Game gegen die Seahawks auch schon im Super Bowl gewähnt – und anschließend in der Overtime mit 22:28 verloren.
Seitdem hat das Team in der Ära von Star-Quarterback Aaron Rodgers nie mehr den Super Bowl erreicht.
Ob Coach Campbell bei seinen mahnenden Worten auch an den Nachbarn aus Wisconsin gedacht hat, ist reine Spekulation.
Fest steht aber, dass in seiner sehr pessimistischen Einschätzung auch viel Realismus steckt.