NFL
New England Patriots: Jerod Mayo - Nachfolger von Bill Belichick dank Vertragsklausel?
- Aktualisiert: 12.01.2024
- 17:53 Uhr
- Franziska Wendler
Nach dem Belichick-Aus geht es in Sachen neuer Patriots-Cheftrainer ganz schnell. Vor allem wohl dank einer Klausel im Vertrag eines Assistenztrainers.
Von Franziska Wendler
Wer wird neuer Head Coach? Eine Frage, mit der sich Jahr für Jahr unzählige NFL-Teams beschäftigen müssen. Eine Franchise machte dagegen weit mehr als zwei Jahrzehnte keine Erfahrung mit der Thematik: Die New England Patriots.
24 Jahre lang gab es in Foxborough in Sachen Head Coach vor allem eines – Konstanz. Bill Belichick prägte mit seinen Methoden die Organisation, fuhr gemeinsam mit Quarterback Tom Brady sechs Super-Bowl-Siege ein.
Doch damit ist nun Schluss. Nach einer erneut äußerst enttäuschenden Saison haben die Patriots einen Schlussstrich unter das Kapitel Belichick gezogen. Wie geht es nun weiter?
Noch bevor die Franchise ihren finalen Entschluss verkündet hatte, geisterten unzählige Gerüchte über mögliche Nachfolger durch die US-Medien. Ganz vorne mit dabei: Mike Vrabel. Der von den Tennessee Titans völlig überraschend von seinen Aufgaben entbundene Cheftrainer, schien perfekt zu passen - gewann er doch als Spieler unter Belichick dreimal das NFL-Endspiel.
Das Wichtigste in Kürze
Etwas mehr als 24 Stunden später herrscht allerdings Klarheit: Jerod Mayo, während der vergangenen Jahre als Linebackers-Coach im Trainerteam um Belichick tätig, wird das schwere Erbe der Franchise-Legende antreten.
Belichick verpflichtete Mayo
2019 wurde Mayo von Belichick als Trainer verpflichtet und entwickelte sich seitdem zu einem der vertrauenswürdigsten Assistenten, der speziell an den Game Plans in Sachen Defensive mitarbeitete.
In der kommenden Woche soll der 37-Jährige bereits im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Die Patriots überraschen mit ihrer außergewöhnlich schnellen Entscheidung - doch wie ist das möglich?
Hintergrund ist, dass die Patriots "in einem früheren Vertrag einen festen, vertraglichen Nachfolgeplan festgelegt" haben. Dass es im Kontrakt von Mayo eine derartige Klausel gibt, war zuvor nicht bekannt.
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Jerod Mayo: New England umgeht die Rooney Rule
Für die Patriots hat eine Verpflichtung Mayos einen entscheidenden Vorteil: Die Rooney Rule konnte umgangen werden.
Diese im Jahr 2003 eingeführte Regel besagt, dass Teams, wenn sie eine freie Trainerstelle anzubieten haben, mindestens zwei Trainerkandidaten aus einer Minderheit interviewen müssen. Ursprüngliches Ziel war es, für mehr Gleichberechtigung bei der Vergabe von Jobs zu sorgen.
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Aber: Die Bedingungen der Rooney Rule und die Vorgaben der Anti-Manipulationspolitik der NFL erlauben es Teams, die üblichen Interviewverfahren zu umgehen, wenn sie einen schriftlichen Nachfolgeplan aufstellen und selbigen der Liga vor Saisonbeginn mitteilen. Dies sollen die Patriots im Hinblick auf Mayo getan haben.
Mayo überzeugte als Patriots-Linebacker
New England wäre nicht die erste Franchise, die von dieser Möglichkeit Gebrauch macht. So kamen unter anderem Ravens-GM Eric DeCosta, der frühere Colts-Coach Jim Caldwell und Ex-Seahawks-Trainer Jim Mora Jr. auf diesem Wege zu ihren Jobs.
Ob sich das clevere Handeln der Patriots auszahlt, wird sich frühestens im September zeigen. Denn trotz des in der Sportwelt oft geschätzten "Stallgeruchs", den Mayo eindeutig mitbringt, wird auch er unter dem Strich an Ergebnissen gemessen werden.
Übrigens: Auch Jerod Mayo hat eine Vergangenheit als Patriots-Spieler. 2008 wurde er von Belichick an Position zehn im Draft ausgewählt, gewann prompt den Titel "Defensive Rookie of the Year". Dabei entwickelte sich der Linebacker in kürzester Zeit zu einer Führungspersönlichkeit im Team, wurde bereits in seinem zweiten Jahr zum Kapitän ernannt.
Jerod Mayo beerbt Bill Belichick: Cleverer Schachzug oder Eigentor?
2014 feierte er mit den Patriots den Super-Bowl-Sieg gegen die Seattle Seahawks, ehe er ein Jahr später seine Karriere beendete.
Nun also ist aus dem Ex-Linebacker ein Head Coach geworden. Ein cleverer Schachzug erspart der Franchise nun Zeit und einen langfristigen Interview-Prozess mit möglichen Kandidaten.
Ob sich das Vorgehen von Owner Robert Kraft und seinem Sohn Jonathan auszahlt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Eines ist zumindest jetzt schon sicher: Die Fußstapfen, die Jerod Mayo nun ausfüllen muss, könnten größer kaum sein.