Zach Wilson schien höchstens die Zukunft bei den New York Jets zu gehören. Aber sicher nicht die Gegenwart. Doch gegen Patrick Mahomes und die Kansas City Chiefs spielt der Vertreter von Aaron Rodgers urplötzlich groß auf.
Von Marcus Giebel
Diesmal war so einiges anders bei den New York Jets und vor allem bei Zach Wilson. Die Gefühlswelt ist ein bisschen aus den Fugen geraten.
Nach der erwart- wie vermeidbaren 20:23-Niederlage gegen die Kansas City Chiefs zeigte sich der Vertreter von Aaron Rodgers ungewohnt selbstkritisch: "Ich habe uns das Spiel verloren, das kann ich nicht machen."
Und weiter: "Ich habe den Jungs klargemacht, dass ich besser sein muss, besser bei den kleinen Dingen, den Details. Das darf nicht passieren."
Wilson geißelte sich selbst wegen seiner letzten Aktion in der Partie, als er den Ball fumbelte und Tershawn Wharton das Leder für die Chiefs sicherte, die im anschließenden Drive die verbliebenen siebeneinhalb Minuten herunterspielten.
Es waren ehrliche Worte von Wilson, der bislang nicht für eine derartige Selbstreflexion bekannt war. Vielmehr bestritt der 24-Jährige in der Vergangenheit selbst nach gruseligsten Auftritten, die an seiner NFL-Tauglichkeit zweifeln ließen, seinem Team das Leben unnötig schwer gemacht zu haben.
Nun also ging er mit sich selbst hart ins Gericht. Allerdings auch aus einer für ihn ungewohnten Position der Stärke heraus. Denn bis zu jedem folgenschweren Turnover hatte Wilson ein blitzsauberes Spiel abgeliefert.
Dabei gelang ihm etwas, woran selbst Tom Brady oder Rodgers scheiterten. Laut "Opta" ist der Blondschopf der erste Quarterback, der Patrick Mahomes in einem Aufeinandertreffen in allen wichtigen Statistiken übertrumpfte.
Das war dem zweimaligen Super-Bowl-Sieger demnach zuvor in 127 Partien als Starter auf dem College und in der NFL nie passiert.
245 zu 203 lautete die Bilanz bei den Passing Yards. Wilson gab zwei Touchdown-Pässe, Mahomes nur einen. Bei Interceptions hatte der zweite Pick des Draft 2021 eine weiße Weste, während der Superstar den Ball zwei Mal in die Hände des Gegners warf.
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Nun lässt sich bei diesen Zahlen noch feststellen, dass Mahomes auch einen gebrauchten Tag erwischt hatte.
Doch hinsichtlich der Präzision seiner Pässe spielte Wilson an diesem Sonntagabend mindestens eine Liga höher als der zweimalige Liga-MVP. Brachte Mahomes 60 Prozent seiner Würfe an, waren es beim Jet sagenhafte 71,8 Prozent.
Der Wert ist umso beeindruckender, da sein Karriereschnitt bei 55,7 Prozent liegt und die Chiefs in dieser Saison auch nur 60,9 Prozent an Completion Percentage zulassen. Hinzu kommt: Der Titelverteidiger kassierte erst vier Touchdowns durch die Luft – die Hälfte also von Wilson.
Von den Stars der Chiefs, die auch dank kontroverser Referee-Entscheidungen nochmal den Kopf aus der Schlinge gezogen hatten und daher nach dem Spiel in Geberlaune waren, gab es warme Worte in Richtung des bislang sehr wackeligen Playmakers.
Beim obligatorischen Shakehands der Quarterbacks gab ihm Mahomes mit auf den Weg: "Du hast verdammtes Talent. Geh einfach da raus und spiel dein Spiel."
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Chiefs-Star Jones findet Wilson "besonders"
Auch Chris Jones war am Kommentatorenpult des übertragenden Senders "NBC" voll des Lobes: "Er wird von Woche zu Woche besser, wächst immer mehr in die Führungsrolle hinein. (…) Wie ich schon gesagt habe, Zach Wilson ist besonders. Man muss ihm nur ein bisschen Zeit geben."
Zwei Jahre hatte er eigentlich schon, um sich als Franchise Quarterback zu etablieren – dabei blieben Auftritte wie gegen die Chiefs die sehr seltene Ausnahme.
Und so muss er sich auch schonungslose Meinungen wie die von Ex-NFL-Profi Rodney Harrison gefallen lassen, der als Analyst mit Jones über Wilson stritt: "Ihn auf Video zu sehen, muss dir das Gefühl geben: 'Der Kerl ist Mist, wir sollten ihn wirklich in Stücke reißen.'"
Zugleich stellte der ehemalige Safety angesichts von Jones‘ Wortwahl fest: "Ich denke, er hatte einen besonderen Abend, aber man muss auch über einen längeren Zeitraum zeigen, dass man besonders ist." Ob ihm das wirklich gelingt?
Jets-Legende Namath würde Wilson abgeben
Hartnäckig halten sich die Gerüchte, die Jets würden einen erfahrenen Quarterback holen, um die Playoff-Hoffnungen am Leben zu erhalten und damit Rodgers die Chance auf eine Rückkehr noch in dieser Saison zu geben.
Zumal Wilson beim 10:30 gegen die Dallas Cowboys mit einer Passquote von 44,4 Prozent und drei Interceptions bei einem Touchdown ebenso enttäuschte wie eine Woche später, als er beim 10:15 gegen die New England Patriots bei 50 Prozent Passquote ohne Score blieb.
Danach hatte Franchise-Legende Joe Namath bei "ESPN" sein Urteil über den Playmaker gefällt: "Ich würde ihn wegtraden. Ich habe genug gesehen." Der auch mehr und mehr angezählte Head Coach Robert Saleh jedoch betonte, Wilson sei "der Spieler, der uns die beste Chance gibt, zu gewinnen".
Zumindest vorerst darf er sich bestätigt fühlen. So sagte er nach der unglücklichen Niederlage gegen die Chiefs: "Ich denke, er war wirklich gut. Hat uns die Chance gegeben, das Spiel zu gewinnen, uns zurückgebracht. Wenn er so spielt, werden wir noch viele Spiele gewinnen."
Die Frage aber bleibt, ob es nicht ein Ausrutscher nach oben war? Denn nie zuvor gelang Wilson in einem Regular-Season-Spiel der NFL mehr als ein Touchdown ohne Interception. Das Passer Rating von 105,2 war das beste seiner Karriere.
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NFL - Quarterback-Situationen: Joe Burrow hat neuen Backup bei den Cincinnati Bengals
Die Quarterback-Situationen der NFL-Teams Die NFL-Saison 2025 wirft ihre Schatten voraus, im Zuge der Free Agency und des Drafts verändert sich die Lage der Teams auf der Quarterback-Position teilweise drastisch. Zahlreiche Playmaker wechselten bislang die Franchise. ran zeigt die Quarterback-Situationen aller 32 Teams in der Übersicht. (Stand: 16. April 2025)
Cincinnati Bengals Wie NFL-Insider Adam Schefter von "ESPN" berichtet, haben die Cincinnati Bengals in Free Agent Logan Woodside einen weiteren Backup für Joe Burrow unter Vertrag genommen. Der 30-Jährige war in der Vergangenheit immer wieder Teil der Bengals. • Starter: Joe Burrow (im Bild) • Backup: Jake Browning, Logan Woodside
Chicago Bears Die Chicago Bears haben einen neuen Backup für Caleb Williams: Routinier Case Keenum wird den Quarterback-Raum der Bears verstärken. Er unterschreibt für ein Jahr und verdient dabei drei Millionen Dollar. • Starter: Caleb Williams • Backups: Case Keenum (im Bild), Tyson Bagent, Austin Reed
New York Jets Die Jets haben mit Justin Fields und Tyrod Taylor zwei erfahrene Quarterbacks im Kader. GM Darren Mougey vergab nun bereits den Posten des Starters: "Wir glauben, dass Justin der Starter ist. Wir glauben, dass wir mit ihm gewinnen können. Wir sind gespannt auf sein Potenzial." Der 26-Jährige wechselte von Pittsburgh nach New York. • Starter: Justin Fields (im Bild) • Backups: Tyrod Taylor, Jordan Travis, Adrian Martinez
Baltimore Ravens Die Ravens haben sich einen neuen Backup für Lamar Jackson gesichert. Cooper Rush unterschrieb einen Zweijahresvertrag über maximal 12,2 Millionen Dollar. Davon sollen 4,2 Millionen Dollar garantiert sein. • Starter: Lamar Jackson • Backup: Cooper Rush (im Bild), Devin Leary
Atlanta Falcons Lange wurde über eine mögliche Entlassung von Kirk Cousins spekuliert, um womöglich einen Roster Bonus in Höhe von zehn Millionen Dollar zu sparen. Doch nichts da, trotz seiner Degradierung zur Nummer zwei hinter Michael Penix Jr. entschieden sich die Falcons dazu, Cousins zu behalten. • Starter: Michael Penix Jr. • Backups: Kirk Cousins (im Bild), Emory Jones
Kansas City Chiefs Neues Team für einen der Kult-QBs. Gardner Minshew unterschreibt bei den Chiefs einen Vertrag mit einer Laufzeit von einem Jahr. Es ist sein nunmehr fünftes NFL-Team, nachdem der 28-Jährige zuletzt je ein Jahr bei den Raiders und Colts unter Vertrag stand. Bei den Chiefs wird er die neue Nummer zwei hinter Patrick Mahomes. • Starter: Patrick Mahomes • Backups: Gardner Minshew (im Bild), Bailey Zappe, Chris Oladokun
Detroit Lions Neuer Backup-Quarterback in Detroit. Die Franchise hat sich mit dem 29-jährigen Kyle Allen auf einen Vertrag geeinigt. Allen war zuletzt als Backup in Pittsburgh tätig und kam dort in der abgelaufenen Saison auf einen Kurzeinsatz. • Starter: Jared Goff • Backups: Hendon Hooker, Kyle Allen (im Bild), Jake Fromm
Tennessee Titans Auch die Tennessee Titans haben einen neuen Backup-Quarterback. Brandon Allen, der in der vergangenen Saison noch als Nummer zwei hinter Brock Purdy bei den 49ers unter Vertrag stand, wird in Zukunft für die Titans auflaufen. Er unterschreibt einen Vertrag über eine Laufzeit von einem Jahr. • Starter: Will Levis (im Bild) • Backup: Brandon Allen, Tim Boyle
Los Angeles Chargers Der alte Backup ist auch der neue Backup. Die Chargers haben den Vertrag von Taylor Heinicke um ein weiteres Jahr verlängert. Der Deal soll dem 31-Jährigen 6,2 Millionen US-Dollar einbringen. • Starter: Justin Herbert • Backup: Taylor Heinicke (im Bild), Trey Lance
Pittsburgh Steelers Eine Entscheidung in der Personalie Aaron Rodgers steht noch aus, derweil hat sich die Franchise aber mit Mason Rudolph geeinigt. Laut "NFL Media" unterzeichnet der Spielmacher, der bereits von 2018 bis 2023 in Pittsburgh spielte, einen Vertrag über zwei Jahre. Zuletzt spielte er für die Titans. • Starter: vakant • Backups: Mason Rudolph, Skylar Thompson
Las Vegas Raiders Die Raiders haben ihren neuen Starting Quarterback gefunden. Via Trade kommt Geno Smith von den Seahawks, die Verpflichtung des 34-Jährigen lassen sich die Raiders einen Drittrundenpick kosten. • Starter: Geno Smith (im Bild) • Backups: Aidan O'Connell, Carter Bradley
San Francisco 49ers Die San Francisco 49ers konnten sich mit ihrem Starting-Quarterback Brock Purdy zwar noch nicht auf einen neuen Deal einigen, haben dafür aber seinen Backup gefunden. Mac Jones kommt von den Jacksonville Jaguars und unterschreibt für zwei Jahre und sieben Millionen US-Dollar - fünf davon sind garantiert. • Starter: Brock Purdy • Backups: Mac Jones (im Bild), Tanner Mordecai
Tampa Bay Buccaneers Die alte Nummer zwei ist auch die neue Nummer zwei. Die Tampa Bay Buccaneers konnten sich mit Kyle Trask auf einen neuen Einjahresvertrag einigen. Knapp 2,8 Millionen US-Dollar gibt es dafür. • Starter: Baker Mayfield • Backups: Kyle Trask (im Bild), Michael Pratt
Arizona Cardinals Neuer Backup auch für die Arizona Cardinals. Jacoby Brissett, zuletzt im Dienste der New England Patriots, ist die neue Nummer zwei in Glendale. • Starter: Kyler Murray • Backup: Jacoby Brissett (im Bild), Clayton Tune
Indianapolis Colts Daniel Jones hat seine Entscheidung getroffen und unterschreibt einen Vertrag bei den Indianapolis Colts. Der ehemalige Giants- und Vikings-Quarterback erhält Berichten zufolge einen Vertrag über ein Jahr und 14 Millionen Dollar. • Starter: Anthony Richardson • Backups: Daniel Jones (im Bild), Jason Bean
Cleveland Browns Verworrene Quarterback-Situation bei den Cleveland Browns. Während Deshaun Watson mit einem Achillessehnenriss lange ausfällt, kam Kenny Pickett von den Eagles. Im April nahmen die Browns dann noch Routinier Joe Flacco unter Vertrag - wer Starter wird, steht offen. • Starter: vakant • Backups: Kenny Pickett (im Bild), Joe Flacco • Verletzt: Deshaun Watson
Seattle Seahawks Die Seattle Seahawks verjüngen sich in der Free Agency auf der Quarterback-Position. Für den 34-jährigen Geno Smith (zu den Raiders getradet) übernimmt ab sofort Ex-Vikings-Quarterback Sam Darnold. Der 27-Jährige erhält nach einer starken Saison in Minneapolis einen Dreijahres-Vertrag über knapp 100 Millionen US-Dollar. • Starter: Sam Darnold (im Bild) • Backups: Drew Lock, Sam Howell, Jaren Hall
New England Patriots Auch die New England Patriots haben sich mit einem neuen Quarterback verstärkt. Allerdings nicht auf der Starter-Position. Joshua Dobbs, zuletzt in der Backup-Rolle bei den San Francisco 49ers, ist neu im Team. • Starter: Drake Maye • Backups: Joshua Dobbs (im Bild)
Jacksonville Jaguars Und auch die Jacksonville Jaguars haben einen neuen Backup-Quarterback. Nick Mullens kommt aus Minnesota und soll nun die neue Nummer zwei hinter Trevor Lawrence werden. • Starter: Trevor Lawrence • Backup: Nick Mullens (im Bild), John Wolford
Miami Dolphins Gleiches gilt für die Miami Dolphins. Mit dem großen Unterschied, dass die Backup-Position in Miami aufgrund der Verletzungshistorie von Starter Tua Tagovailoa vielleicht die wichtigste der gesamten NFL ist. Die neue Nummer zwei: Zach Wilson, der zuletzt bei den Denver Broncos für ein Jahr unter Vertrag stand. • Starter: Tua Tagovailoa • Backup: Zach Wilson (im Bild)
Los Angeles Rams Kein neuer Spieler, aber ein neuer Vertrag. Die Rams verlängern mit ihrem bisherigen Backup Jimmy Garoppolo um ein weiteres Jahr. Dafür bekommt die ehemalige Nummer zwei von Tom Brady satte 11 Millionen. Zuvor strukturierte die Franchise bereits den Vertrag von Starter Matthew Stafford um und verpasste ihm eine ordentliche Gehaltserhöhung. • Starter: Matthew Stafford (im Bild) • Backups: Jimmy Garoppolo, Stetson Bennett
Carolina Panthers Routinier Andy Dalton erhielt in der Offseason einen neuen Zweijahresvertrag über acht Millionen Dollar. • Starter: Bryce Young (im Bild) • Backups: Andy Dalton, Jack Plummer
Philadelphia Eagles Neuer Backup-QB beim Super-Bowl-Champion: Via Trade kam Dorian Thompson-Robinson von den Browns, im Gegenzug wechselte Kenny Pickett nach Cleveland.
• Starter: Jalen Hurts (im Bild) • Backups: Tanner McKee, Dorian Thompson-Robinson
Minnesota Vikings Nach dem Abgang von Sam Darnold gehört die Zukunft bei den Vikings endgültig dem letztjährigen First-Round-Pick J.J. McCarthy. Als Backup steht bislang niemand im Kader. • Starter: J.J. McCarthy (im Bild) • Backup: -
Parsons wünscht Wilson Siege und knöpft sich Kritiker vor
Prominenter Befürworter kann er sich aber nicht nur bei den Jets und den Chiefs sicher sein. So wandte sich Cowboys-Star Micah Parsons in seinem Podcast "The Edge" für den "Bleacher Report" direkt an Wilson: "Ich hoffe, du siegst. Ich hoffe, du steigerst dich auf ein Level, das dir niemand zutraut." Denn es gebe viele Menschen, die nur ihren Hass über dem jungen Quarterback ausschütten würden.
Für die Aussagen von Namath und Harrison fand der Linebacker in diesem Zusammenhang kritische Worte und betonte: "Wir nutzen unsere Plattform nicht dazu, um andere Spieler runterzumachen. Wir nutzen sie, um andere Leute hochzuheben. Jeder in dieser Welt braucht jemanden, der an ihn glaubt, davon bin ich überzeugt."
Wenn Wilson das keinen zusätzlichen Rückenwind verleiht. Um endlich wie ein richtiger Jet abzuheben, aber ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren.
An Selbstvertrauen scheint es ihm ohnehin nicht zu mangeln. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um in Schwung zu kommen und den Jets zu beweisen, dass sie auf ihn zählen können.