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NFL: Malcolm Butler vor Rücktritt - Eine unvorstellbare Karriere

  • Aktualisiert: 02.09.2021
  • 08:59 Uhr
  • ran.de/ Tim Althoff
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© Getty images / imago

Cardinals-Cornerback Malcolm Butler steht offenbar vor dem Ende seiner Karriere. Der ehemalige Patriots-Spieler war gleich in zwei Super Bowls eine der prägenden Figuren - zum Guten und zum Schlechten. 

München - Man stelle sich vor: Du kommt als junger Rookie-Cornerback in die NFL. Wurdest nicht gedraftet, landest aber irgendwie bei den New England Patriots, im eisenharten Regime von Bill Belichick mit Superstar-Quarterback Tom Brady und der glasklaren Ansage: Mach' deinen Job! 

Nach einigen Einsätzen stehst du im Super Bowl, dein Team liefert sich einen Krimi mit den Seattle Seahawks. Es sind noch 20 Sekunden zu spielen, "Beast Mode" Marshawn Lynch steht für den Gegner nur wenige Yards von deiner Endzone entfernt und kann die NFL-Meisterschaft beim Stand von 28:24 entscheiden. 

Plötzlich ruft Assistenzcoach Brian Flores deinen Namen: "Malcolm! Malcolm! GOOO!" 

Du rennst auf den Platz, stellst dich auf und nur wenige Sekunden später bist du DER Held des größten Sport-Ereignisses der USA. Du hast das Spiel entschieden und den Super Bowl für dein Team gewonnen. Alle rennen auf dich zu, du brichst nur noch in Tränen aus und glaubst, du träumst. 

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Malcolm Butler vor frühem Karriereende

Okay das reicht, aufwachen! Sind wir mal ehrlich: Das alles ist unvorstellbar. Es ist unmöglich, sich in die Haut von Malcolm Butler hineinzuversetzen. 

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Unmöglich, wenn es um den 1. Februar 2015 geht. Unmöglich, wenn es um den 4. Februar 2018 geht. Unmöglich, wenn es um den 31. August 2021 geht. 

Butlers Karriere ist zwar erst sieben Jahre jung, steht aber vor einem frühen Ende.

Der 30-Jährige wurde von seinem neuen Team, den Arizona Cardinals auf die "Retired-List" gesetzt und droht dem Team unerwartet wegzubrechen. Es ist von einer "persönlichen Angelegenheit" die Rede, etwas muss den Defense-Star komplett aus der Bahn geworfen haben. 

Was genau das ist, ist unbekannt. Kliff Kingsbury wollte nicht genauer auf die Gründe eingehen. "Es bleibt alles noch abzuwarten, es gibt nichts Offizielles", gab sich der Head Coach kryptisch. Er wolle es dabei belassen. 

Das letzte offizielle Zeichen Butlers stammt von vergangener Woche. "Ich bin wie ein Hund, du musst mir nichts geben, ich hole es mir immer selbst", schrieb er auf Twitter. Ein kämpferischer Satz, der ganz und gar nicht zur derzeitigen Situation zu passen scheint. 

Mit dem möglichen Rücktritt entgehen Butler 3,25 Millionen Dollar. Sollte er sich früher oder später noch umentscheiden wollen, muss er dies bis zur Trade-Deadline am 2. November getan haben. Sonst gäbe es für diese Saison keinen Weg zurück. 

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Malcolm Butler: Moment für die Ewigkeit

Belässt er es bei seiner Entscheidung, kein NFL-Spieler mehr sein zu wollen, kann er auf eine Karriere zurückblicken, die von irren Super-Bowl-Geschichten geprägt wurde. 

Die Interception gegen die Seattle Seahawks am 1. Februar 2015 wird für immer in den Köpfen aller Patriots-, Seahawks- und Super-Bowl-Fans eingebrannt sein. Verbunden mit der Frage, warum Pete Carroll nicht Marshawn Lynch von der Leine gelassen hat, werden über sechs Jahre später noch Witze darüber gemacht. 

Russell Wilson sagte 2020, dass die Interception seine komplette Karriere auf den Kopf gestellt hätte. Für Butler hatte das vor allem mit seinen Augen zu tun.

"Ich habe vor langer Zeit gelernt, dass der Quarterback, wenn er den Ball wirft, in die Richtung seiner Receiver guckt, um zu sehen, was in der unmittelbaren Umgebung so vor sich geht. Ich hatte das Gefühl, dass Wilson etwas zu lange geguckt hat und so hatte ich eine kleine Ahnung, was passieren würde", erklärte er vergangenes Jahr gegenüber "NBC Sports". 

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Malcolm Butler: Unverhofft an die Goal Line

Wie in einer Dokumentation über die Meistersaison der Patriots erklärt wurde, hatte er diese Ahnung im Training aufgeschnappt. Wenige Tage vor dem Super Bowl wurde diese spezifische Situation an der Goal Line mit allen Cornerbacks durchgespielt. Innerhalb eines Meisterschaftsspiels kam es dazu zuvor nie. 

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"Es war das erste Mal, dass wir dieses Lineup in der Saison auf dem Platz hatten. Die Situation hat sich vorher nie ergeben, bis zum allerletzten Play der Saison", so Brendan Daly, einer der damaligen Defense-Coaches. 

Cornerbacks-Coach Josh Boyer erläuterte weiter: "Wir hatten verschiedene Wege, die Goal Line zu verteidigen. Wenn sie einen Receiver rausschicken, schicken wir einen Cornerback raus. Schicken sie drei raus, schicken wir auch drei." 

So kam es, dass Boyer über das Headset Flores anfunken musste, um mit Butler einen dritten Corner auf das Feld zu schicken. "Malcolm! Malcolm! GOOO!" 

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Malcolm Butler und die große Enttäuschung gegen die Philadelphia Eagles

Wenige Jahre später sollte es zu diesen Worten - zur Überraschung aller Fans, Experten und Spieler - nicht kommen. Im Super Bowl zwischen den Patriots und den Philadelphia Eagles, am 4. Februar 2018, sah Butler nur einen einzigen Snap in den Special Teams. 

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Head Coach Belichick ließ den zu dem Zeitpunkt gestandenen Verteidiger und All Pro im kompletten restlichen Spiel auf der Bank. Obwohl er in der Saison 2017 noch 97,8 Prozent aller Defense-Snaps absolviert hatte.

Die Gründe für die Entscheidung sind bis heute nicht ganz geklärt. "Ich bin sicher, dass Malcolm uns geholfen hätte. Das geht anderen Spielern bestimmt genauso, aber wir mussten Entscheidungen treffen, von denen wir dachten, dass sie am besten für das Team sind und das haben wir getan", so Belichick nach dem Spiel. 

Hartnäckige Gerüchte, es hätte sich um Disziplinarmaßnahmen gegen Butler gehandelt, wollte Belichick nicht bestätigen. So lautete allerdings die Version von NFL-Insider Ian Rapoport, der vor seiner Zeit beim NFL Network in der Medienlandschaft von Boston gelernt hat. 

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Super Bowl: Krankheit, schlechtes Training oder Regelbruch?

Es hätte sich um eine Mischung aus Butlers Krankheit in den Tagen zuvor, einer schlechten Trainingswoche und einem kleinen Regelbruch gehandelt. Bei Letzterem soll es um einen Verstoß gegen die Ausgangssperre der Spieler gegangen sein. 

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Der Spieler selbst hat "keine Begründung genannt bekommen". "Die haben mich aufgegeben. Scheiße, es ist, wie es ist. Es war eine Entscheidung der Coaches, keine Ahnung was es war. Ich schätze, ich habe nicht gut genug gespielt, die haben sich nicht wohl mit mir gefühlt. Ich hätte das Spiel aber verändern können", gab er kurz nach der Partie gegenüber "ESPN" an. 

Stattdessen spielte Eric Rowe, der sechs Catches für 79 Yards und einen Touchdown zuließ. Die Eagles gewannen das Spiel mit 41:33. Es war die letzte Partie für Butler im Trikot der New England Patriots. 

Anschließend unterschrieb er einen Fünfjahresvertrag für rund 60 Millionen Dollar bei den Tennessee Titans, konnte dort aber nicht mehr an seine erfolgreichen Foxborough-Jahre anknüpfen. 

Im März 2021 wurde Butler schließlich entlassen, ehe er einige Tage später für ein Jahr bei den Arizona Cardinals unterschrieb. 

Dort droht der Vertrag nun zu verfallen, die Karriere von Malcolm Butler steht vor dem Ende. 

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Malcolm Butler: Drei denkwürdige Super Bowls

Zwei Super-Bowl-Siege stehen zu Buche. Ein Sieg als Held gegen die Seahawks. Ein Sieg als Teil einer Mannschaft, die ein unglaubliches Comeback gegen die Atlanta Falcons hinlegte. 

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Es steht eine Super-Bowl-Niederlage gegen die Philadelphia Eagles zu Buche, die eine tagelange Diskussion auf Butlers Rücken entfachte. Anfeindungen aufgrund seiner angeblichen Disziplinlosigkeit im Vorfeld. Vorwürfe wurden laut, man hätte das Spiel gewinnen können, wenn Butler aktiv daran teilgenommen hätte. 

Das alles innerhalb einer einzigen, nur sieben Jahre langen Karriere. Eine Karriere, die erst nach dem Draft angefangen hat, weil ihm bei der Spielerwahl 2014 noch kein Team eine Chance geben wollte.

Drei Super Bowls: Eine Heldengeschichte. Ein unglaubliches Comeback. Eine Tragödie.

Unvorstellbar. 

Tim Althoff

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