NFL: Salary Cap für Quarterbacks ist nicht nur sinnvoll, sondern überfällig! Ein Kommentar
Veröffentlicht: 20.06.2024
13:57 Uhr
Kai Esser
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In den vergangenen Saisons sind die Verträge für Quarterbacks in die Höhe geschnellt. Nun wird in der NFL lose über ein Salary Cap der Position gesprochen. Das wäre nicht nur sinnvoll und logisch, sondern überfällig.
Es vergeht eigentlich keine Offseason in den vergangenen Jahren, in der kein neuer "bestbezahlter Spieler der NFL-Geschichte" gekrönt wird. Und das sind zu 99,9 Prozent Quarterbacks.
Egal ob ein neuer Rekord beim Gesamtvertragsvolumen, beim jährlichen Salär oder der Garantiesumme: Neue Superlative gibt es mittlerweile häufiger als Scorigamis während der Saison.
Und - nicht falsch verstehen - dass Quarterbacks die bestbezahlte Position sind, ist völlig gerechtfertigt. Sie sind nicht nur das Gesicht der Franchise - im Idealfall zumindest - sondern halten auch den Kopf hin, wenn es nicht läuft und haben den schwierigsten und einflussreichsten Job auf dem Platz.
Allerdings muss so langsam mal eine Grenze erreicht sein. Denn wenn Teams teilweise mehr als ein Viertel des zur Verfügung stehenden Geldes für ihre Spielmacher ausgeben, dann ist ein kritischer Punkt gekommen. Was es braucht, ist eine Gehaltsobergrenze für Quarterbacks.
Mit steigendem zur Verfügung stehenden Gehalt, sollten auch die QB-Gehälter steigen. Mit "Jemandem das Geld nicht gönnen", was oft ein Vorwurf ist, hat das dann wenig zu tun.
Quarterback-Verträge: Franchises sind meist die Hände gebunden
Dabei haben die jeweiligen Franchises nicht mal so richtig eine Wahl. Bestes Beispiel ist Trevor Lawrence, der kürzlich einen Vertrag über 55 Millionen Dollar jährlich bei den Jacksonville Jaguars unterschrieben hat.
Bei allem Respekt vor Lawrence und seinem herausragenden Talent. In seiner Vita stehen bisher eine Saison, in der er der de facto schlechteste Quarterback der Liga war, eine sehr gute Saison mit einem Playoff-Sieg und eine mittelmäßige Saison, in der die Jags die Playoffs verpassten. Das Quarterback-Rating seiner Karriere ist schlechter als das von Mac Jones.
Ist das der neue Standard für 55 Millionen Dollar? Jacksonville hatte jedoch keine wirkliche Wahl. Nicht nur hat eine der grauen Mäuse der NFL endlich einen schillernden Spielmacher, Lawrence gehen zu lassen ist auch keine denkbare Alternative.
Die Jaguars würden nur wieder von vorne anfangen und einen QB aufbauen müssen, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder mehr als ein Jahr Zeit braucht. Man würde sich nur im Kreis drehen.
Die Verhandlungshoheit liegt also eindeutig beim Spieler. Der stellt seine horrenden Forderungen mit bestem Wissen, dass der Franchise mehr oder weniger die Hände gebunden sind.
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Verträge als Messlatte für Andere
Diese Verträge werden natürlich von anderen Quarterbacks beobachtet. Wenn Lawrence schon so viel Geld verdient, dann reiben sich die Berater von Tua Tagovailoa von den Miami Dolphins und Dak Prescott von den Dallas Cowboys bereits die Hände.
Die können am Verhandlungstisch nämlich auf die deutlich besseren Statistiken ihrer Klienten hinweisen und eine noch größere Summe ansetzen. Bereits mehrfach wurde berichtet, dass Prescott einen Vertrag mit einem jährlichen Gehalt will, das mit einer sechs beginnt. Logisch, wenn Lawrence so viel verdient, kann man Prescott diese Forderung nur schwer übel nehmen.
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Die Cowboys wollen das angeblich nicht bezahlen - aber da wäre wieder das Problem von vorher: Sie haben eigentlich keine Wahl, wenn sie nicht entweder einen anderen Quarterback teuer bezahlen oder einen jungen Spielmacher draften und aufbauen wollen.
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Vorbild NBA: Supermax-Verträge
Die Lösung wäre ein Salary Cap, nur für Quarterbacks, der innerhalb des eigentlichen Salary Caps liegt. Beispielsweise dürften dann "nur" 20 Prozent des Geldes für die Position Quarterback draufgehen.
Ein ähnliches Modell hat die NBA. Auch, wenn die beiden Ligen schwer zu vergleichen sind, da die Kader deutlich kleiner sind und der Salary Cap einen niedrigeren Stellenwert hat. Sie kann trotzdem als Vorbild dienen.
Die Gehaltsobergrenze dort lag in der kürzlich zu Ende gegangenen Saison bei rund 136 Millionen Dollar. Festgelegt ist, dass ein Spieler höchstens 35 Prozent dieser Summe jährlich verdienen darf, in diesem Fall ca. 47,6 Millionen Dollar.
Unter anderem MVP Nikola Jokic bekommt diese Summe, er hat mit den Denver Nuggets einen sogenannten "Supermax Contract" vereinbart. Das garantiert ihm keine Zahl, sondern eben jenen 35-prozentigen Anteil. Selbst wenn die Nuggets ihm mehr geben wollen würden - sie dürften nicht.
Natürlich ist das nicht eins zu eins auf die NFL übertragbar. Aber zumindest irgendeine Begrenzung muss es für Quarterbacks geben.
Andernfalls steuern die Gehälter bald in Richtung 100 Millionen jährlich zu.