NFL 2024
NFL 2024: Gewinner und Verlierer der Trade Deadline - Playoff-Anwärter wirft Fragen auf
- Aktualisiert: 06.11.2024
- 13:47 Uhr
- Kevin Obermaier
Die letzten Trades in der NFL sind durch, nichts geht mehr. Während manche Teams vor der Deadline am 5. November noch namhafte Verstärkungen holten, warfen andere mit ihrer Strategie (oder dem Fehlen einer solchen) Fragen auf.
5. November 2024. Nicht nur der Tag der US-Wahl, sondern auch Trade Deadline Day in der NFL. Das Resultat bei beiden: nicht für alle befriedigend.
ran zeigt die Gewinner und Verlierer der Trade Deadline 2024.
Gewinner der NFL Trade Deadline: Baltimore Ravens
Dass ein Team mit einer Bilanz von 6-2 in irgendeiner Statistik Schlusslicht der NFL ist, ist ungewöhnlich. Die Baltimore Ravens schafften dieses Kunststück in der ersten Saisonhälfte. Mehr als 280 zugelassene Yards pro Spiel bedeuteten die schlechteste Passverteidigung der Liga.
Doch wie ein Team mit Super-Bowl-Ambitionen das in der Regel so macht, reagierte Baltimore und merzte diese Schwachstelle aus, zumindest auf dem Papier. Mit Tre'Davious White kam von den Los Angeles Rams ein erfahrener (wenn auch schon etwas in die Jahre gekommener) Cornerback, der die Secondary verbessern sollte.
Darüber hinaus holten die Ravens Diontae Johnson von den Carolina Panthers. Der Wide Receiver komplettiert die explosive Offense um Lamar Jackson und stellt mit seinen exakten Routen und sicheren Händen eine gute Ergänzung zu Speedster Zay Flowers dar.
Gewinner: Detroit Lions
Das beste Team der NFC? Die Detroit Lions. 7-1, Kantersiege am Fließband, kreative Offense, solide Defense. Also alles gut? Nicht ganz.
Mit Aidan Hutchinson verletzte sich am sechsten Spieltag Detroits bester Verteidiger und ein früher Favorit auf den Titel Defensive Player of the Year. Der Pass Rush litt enorm. Hutchinson verbuchte in den ersten fünf Partien 7,5 Sacks - alle anderen Lions in allen acht Saisonspielen zusammen nur 12,5.
Detroits Antwort: Za'Darius Smith. Der dreimalige Pro Bowler kommt 2024 bisher auf fünf Sacks, weiß also auch mit 32 immer noch, wie man Quarterbacks jagt. Sein Preis: ein Fünft- und Sechstrundenpick in den kommenden beiden Drafts. Das finanzielle Risiko: gering. Ein rundum gelungener Deal.
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Gewinner: Washington Commanders
Die Washington Commanders sind hinter den Lions das zweitbeste Team der NFC. Nicht trotz ihres unerfahrenen Quarterbacks, sondern wegen ihres unerfahrenen Quarterbacks. Jayden Daniels machte aus einer Franchise in der Findungsphase ein "Win-now"-Team. Genau deswegen legte Washington nach - und wie.
Mit Cornerback Marshon Lattimore wickelten die Commanders den wohl größten Blockbuster-Trade am Deadline Day ab. Der viermalige Pro Bowler war zwar im Tausch gegen einen Dritt-, Viert- und Sechstrundenpick 2025 nicht ganz billig, kostet in der restlichen Saison 2024 dafür aber nur etwas mehr als 600.000 Dollar. Und ist eine sofortige Verstärkung für die Secondary.
Gewinner: Pittsburgh Steelers
Mike Tomlin ist auch in seinem 18. Jahr als Head Coach der Pittsburgh Steelers auf dem besten Weg zu einer positiven Bilanz. Doch wer zur Halbzeit bei 6-2 steht, gibt sich am Ende nicht mit einem 9-8 zufrieden - er will mehr. Mindestens die Playoffs. Am besten noch mehr.
Pittsburgh rüstete deswegen auf Schlüsselpositionen nach. Preston Smith (davor Green Bay Packers) macht den ohnehin schon beängstigenden Pass Rush um T.J. Watt, Cameron Heyward und Alex Highsmith noch gefährlicher. Und Mike Williams (davor New York Jets) ist mit seinem Tempo und seiner Koordination der perfekte Empfänger für die berühmt-berüchtigten tiefen Pässe von Quarterback Russell Wilson.
Kein klassischer Fall von Löcher im Kader gestopft, denn Bedarf hatten die Steelers nicht wirklich. Eher: Gelegenheit erkannt und zugegriffen. Und daran ist absolut nichts auszusetzen.
Gewinner: Star-Receiver
Und wo wir schon bei Mike Williams sind: Der 30-Jährige ist nur einer in einer langen Liste von zuvor unzufriedenen Wide Receivern, die vor der Trade Deadline ein neues Zuhause fanden. Und nun deutlich glücklicher sein dürften.
Davante Adams verließ das ungeliebte Las Vegas und darf nun wieder Pässe von Kumpel Aaron Rodgers fangen. DeAndre Hopkins erinnert sich an die Tennessee Titans nur noch bei Touchdown-Jubeln, in deren Genuss er mit Patrick Mahomes jetzt deutlich öfter kommen dürfte. Amari Cooper freute sich schon vor Wochen über seinen Wechsel von Cleveland nach Buffalo.
Und der schon erwähnte Diontae Johnson ist nach seinem Abschied aus Carolina wohl nur traurig, weil er nun nicht beim Munich Game dabei sein wird.
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Verlierer der Trade Deadline 2024: Dallas Cowboys
Was soll man zu diesen Dallas Cowboys noch sagen? Die Leistungen sind schlecht. Die Ergebnisse sind unbefriedigend. Die Playoffs sind akut in Gefahr. Und der Besitzer trifft Entscheidungen, die bestenfalls als fragwürdig zu bezeichnen sind.
Dass Jerry Jones einen Receiver am Deadline Day holte, ergibt ja durchaus Sinn. Dass es ausgerechnet Jonathan Mingo, seines Zeichens vierter Receiver bei den 2-7-Panthers wurde, nicht mehr ganz so sehr. Dass Dallas für ihn einen Viertrundenpick bezahlte (also mehr als die Ravens für Johnson), dann gar keinen mehr.
Ist es Aktionismus? Ist es Verzweiflung? Jones weiß es wohl nur selbst. Auch, warum er vor dem Trade noch groß herumposaunte, einen Receiver holen zu wollen - was den Preis sicherlich nicht senkte.
Verlierer: Los Angeles Chargers
Die Los Angeles Chargers sind mit Jim Harbaugh zurück in der Erfolgsspur. Mit einer Bilanz von 5-3 rangiert das Team um Quarterback Justin Herbert auf dem siebten und letzten Playoff-Platz der AFC - die Postseason ist also in Reichweite.
Umso erstaunlicher, dass die Chargers - anders als viele Franchises in einer ähnlichen Position - vor der Trade Deadline nicht mehr tätig wurden. Dabei hätte vor allem die Pass-Offensive - 2024 unter den schlechtesten der NFL - die ein oder andere Verstärkung nötig gehabt.
Keenan Allen ist nicht mehr da, DJ Chark kommt gerade erst von der IR-Liste, Quentin Johnston musste ebenfalls schon aussetzen - Herbert fehlten in vielen Spielen die Anspielstationen. Gut möglich, dass die auch in Zukunft in der einen oder anderen Partie fehlen werden.
Verlierer: Alvin Kamara
Wie sich Alvin Kamara wohl gerade fühlt? Mit 2-0 und einer der besten Offensiven der letzten Jahre in die Saison gestartet, einen neuen Vertrag unterschrieben - und plötzlich stehen die New Orleans Saints bei 2-7. Und befinden sich seit dem Trade von Lattimore ohne Zweifel im Rebuild.
Weitere Stars - Ryan Ramczyk, Cameron Jordan, Derek Carr, Demario Davis, Tyrann Mathieu - dürften dem Cornerback aufgrund ihrer teuren Verträge bald folgen. Oder aufgrund ihres gehobenen Alters zurücktreten. Kamara könnte bald der letzte Mohikaner einer durchaus erfolgreichen Saints-Generation sein. Und in den kommenden Jahren noch mehr Spiele am Stück verlieren als sieben.
Verlierer: Maxx Crosby
Noch so ein letzter Mohikaner. Maxx Crosby bekannte sich zwar erst kürzlich zu den Las Vegas Raiders. Viel mehr Spiele als die Saints wird aber wohl auch das fragwürdig zusammengestellte Team aus der Wüste Nevadas nicht mehr gewinnen.
Crosby hätte bei jedem Team landen können. Bei einem mit sehr viel Geld. Bei einem mit Super-Bowl-Ambitionen. Er und vor allem seine Franchise entschieden sich gegen einen Trade. Eine mutige Entscheidung. Aber auch die richtige?
Verlierer: Anthony Richardson und Bryce Young
Anthony Richardson und Bryce Young galten vor der Deadline als Trade-Kandidaten. Weil ihre Teams auf der Quarterback-Position lieber auf Routiniers setzten. Richardson verlor seinen Platz bei den Indianapolis Colts an Joe Flacco, dauerhaft. Young ist zwar wieder Starter bei den Panthers, hatte seinen Platz zuvor aber für Andy Dalton räumen müssen.
Dass beide jungen Spielmacher bei ihren Franchises, die sie ursprünglich ausgewählt hatten, bleiben dürfen, kann als Vertrauensbeweis gedeutet werden. Doch wie viel Vertrauen kann ein Team wirklich haben, wenn es zwei so früh gedraftete Quarterbacks so schnell auf die Bank verbannt?
Es erscheint wahrscheinlicher, dass die Tage von Young bei den Panthers und Richardson bei den Colts schon jetzt gezählt sind. Und es sinnvoller gewesen wäre, die beiden schon jetzt zu traden. Im Interesse aller Beteiligten.