Bundesliga
1. FC Köln nach Debakel gegen Darmstadt am Abgrund: "Wir haben nur noch eine Chance"
- Veröffentlicht: 20.04.2024
- 22:52 Uhr
- Andreas Reiners/SID
Der 1. FC Köln steht nach der Pleite gegen Darmstadt vor dem siebten Bundesliga-Abstieg. Ein Endspiel wartet noch.
Für ein bisschen Wut reichte es noch.
Pfiffe schrillten nach dem Abpfiff über die halbleeren Tribünen, die Fans schimpften und winkten beim Gehen verächtlich ab.
Dann aber legte sich Grabesstille wie ein schwarzer Schleier über das Stadion des 1. FC Köln: Nach dem eines Bundesligisten unwürdigen 0:2 (0:0) gegen Darmstadt 98 am 30. Spieltag wirkte es, als habe sich der Verein bereits dem Abstieg ergeben.
Durchhalteparolen machten schnell die Runde. Den Verantwortlichen blieben sonst auch kaum Optionen. Denn wie soll man fundiert eine Heimpleite erklären gegen eine Mannschaft, die seit dem 1. Oktober nicht mehr gewonnen hatte?
Das Wichtigste in Kürze
1. FC Köln: Ratlosigkeit und Fassungslosigkeit
Parallel war es für den Effzeh ein Endspiel, eine große Chance, noch einmal aufzuschließen im Kampf gegen den siebten Abstieg aus der Bundesliga.
Noch einmal ein Dreier. Ein Ausrufezeichen, mit dem man Selbstvertrauen tankt. Zuversicht.
Stattdessen herrschte Ratlosigkeit und Fassungslosigkeit.
"Rechnerisch ist alles drin", suchte Geschäftsführer Christian Keller fast schon verzweifelt das Positive. "Wir schauen morgen mal, was Mainz macht, Bochum hat heute verloren. Wir haben noch vier Spiele und ich werde jetzt nicht sagen, dass hier nichts mehr möglich ist. Ganz im Gegenteil, warum sollten wir es nicht noch drehen? Wenn wir das sagen würden, dass wir das nicht schaffen, könnten wir auch aufhören."
Allerdings wirkte es gegen Darmstädter, die durch den unverhofften Sieg den eigenen Abstieg im Grunde nur vertagt haben, als habe der 1. FC Köln im Abstiegskampf schon aufgegeben. Als hätte die Mannschaft aufgehört, an den Klassenerhalt zu glauben.
Anders ist der Auftritt nicht zu erklären.
"Wir mussten dieses Spiel unbedingt gewinnen. Wenn du aber Angst hast zu verlieren, wird es schwierig. Der Unmut der Fans ist nur berechtigt,", sagte Stürmer Mark Uth. "Im Training spielen wir manchmal Tiki-Taka - aber hier gehen wir raus und haben Angst."
Deutlich engagierter waren die Anhänger, die ihren Unmut und ihre Wut bereits während des Spiels kundtaten. Unter anderem "Keller raus"-Rufe schallten durch das Stadion.
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Wut der Fans: "Keller raus-Rufe"
"Wir haben eine wirklich schlechte Leistung abgerufen – in einem Spiel, in dem es um sehr viel ging und jeder im Stadion wusste, wir können den Anschluss an den Relegationsplatz oder einen Nicht-Abstiegsplatz finden – dann verstehe ich den Ärger der Zuschauer. Ich bin hauptverantwortlich, da ist es auch nachvollziehbar, dass diese Rufe kommen", sagte Keller.
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Die Mannschaft bekam nach der Partie ihr Fett weg, als sie den Gang in die Kurve antrat. "Es ist klar, dass die Fans sauer sind und ihren Zorn rauslassen. Das ist verständlich", sagte Florian Kainz: "Sie haben gesagt, dass sie nicht zufrieden sind, wir alles reinhauen sollen, aber sie uns jetzt erstmal nicht sehen wollen. Solche Situationen sind als Fußballer nicht schön."
Für die Anhänger ebenso wenig.
Der Vorletzte aus Köln braucht mit 22 Punkten in den verbleibenden vier Spielen schon ein kleines Wunder. Der 16. Mainz hat 26 Zähler, kann aber am Sonntag in Freiburg noch punkten. Bochum auf Platz 15 hat 27 Punkte.
Am kommenden Wochenende muss der FC in Mainz antreten. Ein letztes Endspiel.
"Dann kriegen wir vier Dinger"
"Wenn wir so spielen, kriegen wir vier Dinger. Wir müssen uns jetzt unter der Woche zusammenreißen und dann nach Mainz fahren. Wir haben nur noch eine Chance und müssen da gewinnen", sagte Uth.
Trainer Timo Schultz hofft, dass die Ansagen der Fans womöglich noch einmal etwas bewirken.
"Vielleicht ist das genau die Situation, die den Jungs dann den letzten Umschwung bringt", so der Coach: "Dass sie vielleicht jetzt sagen, okay, jetzt ist es auch egal und wir brettern in jedem Spiel alles raus, weil das haben wir heute nicht geschafft."
Fakt ist: Langsam sollte der Effzeh damit anfangen.