Bundesliga
Bundesliga - FC Bayern hat sich verzockt und muss nochmal einkaufen – ein Kommentar
- Aktualisiert: 29.08.2024
- 10:58 Uhr
- Justin Kraft
Matthijs de Ligt verkauft, Jonathan Tah nicht gekauft – der FC Bayern München bekommt in Wolfsburg beinahe die Quittung für seine verfehlte Planung in der Defensive. Ein Kommentar.
Wie schwer so ein erster Spieltag sein kann, zeigte Bayer 04 Leverkusen zur Saisoneröffnung in Gladbach. Wie schwer so ein erster Spieltag sein kann, zeigten auch der BVB und RB Leipzig, die ihre Partien jeweils nur knapp gewannen.
Der FC Bayern München folgte diesem Beispiel, gewann seinen Auftakt beim VfL Wolfsburg mit 3:2, lag zwischenzeitlich sogar mit 1:2 zurück. Angesichts dieser Kraftleistung wäre es unfair, die Münchner nach den ersten 90 Bundesliga-Minuten der neuen Saison direkt für unfähig zu erklären. Doch ernüchternd war der Auftritt in Niedersachsen mindestens mal mit Blick auf die Defensive.
Denn über die gesamte Partie hinweg deutete sich an, dass man in der Innenverteidigung in große Schwierigkeiten laufen könnte. Vollkommen ohne Not führten individuelle Fehler zu Gegentoren, die dem FCB die zuvor erarbeitete Spielkontrolle entrissen.
Es ist eine Erinnerung an die vergangene Saison. Neuer Trainer, alte Probleme und eine sportliche Leitung, die den Kader nicht in allen Bereichen an die Ideen von Vincent Kompany angepasst hat.
FC Bayern: Min-jae Kim könnte zum Problem werden
Min-jae Kim spielte zeitweise derart übermütig, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er einen entscheidenden Fehler im Spielaufbau macht. Beim zwischenzeitlichen 2:1 der Wölfe war es dann soweit.
Das Wichtigste in Kürze
Der Südkoreaner war bereits in seinem Debütjahr und in der Vorbereitung ein nicht einzuschätzendes Risiko für die Münchner. Dayot Upamecano spielte gegen Wolfsburg insgesamt stabiler, aber auch beim Franzosen sind die Probleme bekannt, die er im Laufe einer Saison entwickeln kann. Zumal er bei der Entstehung des Elfmeters durch sein aggressives Herausrücken ebenfalls nicht gut aussah.
Dass der Rekordmeister Matthijs de Ligt verkauft hat, ist aus finanziellen Gesichtspunkten vielleicht nachvollziehbar. Sportlich aber reißt der Niederländer ein Loch in den Kader, das der Verein nicht aufgefüllt hat. Denn auch wenn man sich von ihm noch mehr erhofft hatte, war er der konstanteste Verteidiger, wenn es um die Kernaufgabe eines Abwehrspielers geht.
Jonathan Tah hätte dieses Loch vielleicht füllen können. Verteidigen kann der Leverkusener. In der vergangenen Saison war er auch erstmals sehr konstant über eine Saison hinweg.
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FC Bayern: Vincent Kompany hätte mehr Unterstützung verdient
Da ist aber noch eine weitere Ebene des Problems, die sich mit Tah nicht erübrigt hätte: Im Spielaufbau sind die Bayern im Moment eines absoluten Spitzenklubs nicht würdig.
Bei allem Respekt vor dem VfL Wolfsburg, der in der zweiten Halbzeit sehr gut spielte: Wenn der einstige Serienmeister in dieser Partie schon Probleme mit hohem Pressing bekommt, dann sollte man sich ernsthafte Gedanken machen.
Kim war mit seinen Aufgaben in Ballbesitz komplett überfordert. Selbst Manuel Neuer, der unter Kompany deutlich offensiver und aktiver in den Aufbau eingebunden wird, spielte erheblich souveräner als der 27-Jährige.
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Es ist ein Problem, das auch die Vorgänger von Kompany hatten. Der Belgier hat nun eine mutige Spielidee mitgebracht, will ein gepflegtes und geduldiges Aufbauspiel sehen. Der FC Bayern hätte seinen Trainer dabei stärker unterstützen müssen. Gehaltsgefüge hin oder her: Hier hat man geschlafen.
Noch ist das Transferfenster ein paar Tage geöffnet. Zeit, um die Fehler zu korrigieren. Sonst laufen die Bayern Gefahr, in dieselben Probleme zu rennen, die schon in der vergangenen Saison die Titel gekostet haben. Das lässt sich auch mit der geringen Stichprobe von nur 90 Minuten schon jetzt vorhersagen.