BVB-Star Guirassy ist direkt Leistungsträger: Das macht ihn wichtiger als Füllkrug

Von Michal Swiderski

Trainer Nuri Sahin tobte nach der Nicht-Leistung von Borussia Dortmund beim 1:5-Debakel in Stuttgart. "So ein Gesicht will ich nie wieder sehen", drohte die Vereinslegende am "DAZN"-Mikrofon. Nur eine Woche später lagen die Schwarz-Gelben nach 21 Minuten gegen Abstiegskandidat VfL Bochum mit 0:2 hinten.

Trotzdem blieben die drei Punkte nach Abpfiff in Dortmund. Das ist in erster Linie einem Akteur zu verdanken: Serhou Guirassy drehte die Partie fast im Alleingang und bewies an Spieltag fünf erneut, warum er schon jetzt eine Schlüsselfigur ist.

VfB-Rekordstürmer Guirassy schnürt Doppelpack

Alleine ein kurzer Blick auf die Ergebnistafel spricht für sich. Kurz vor dem Pausenpfiff verkürzte der Neuzugang per Kopf - so erzielte der 1,87-Meter-Mann in der vergangenen Spielzeit immerhin fünf seiner 28 Ligatore. Übrigens: Sein Wert für "expected Goals" betrug weniger als 21. In der Schlussphase wuchtete Guirassy die Kugel schließlich zum zwischenzeitlichen 3:2 in die Maschen.

Seitdem der ehemalige Kölner im September 2022 in die Bundesliga zurückkehrte, traf er 42-mal in 53 Einsätzen und somit häufiger als jeder andere Profi in diesem Zeitraum. Sogar Ex-Sturmpartner Deniz Undav hatte in puncto VfB-Premierensaison das Nachsehen. Während der DFB-Star in seinen ersten 34 Auftritten unglaubliche 21 Tore bejubeln konnte, waren es beim gebürtigen Franzosen ganze 27.

Dortmund-Neuzugang ein kompletter Stürmer?

Der Guirassy-Einfluss geht allerdings noch weit über seine Hauptaufgabe hinaus. So fiel bereits im Spiel gegen den 1. FC Heidenheim (4:2) auf, wovon seine Mitspieler abgesehen von der Abschlussstärke profitieren. Diesmal holte der Ex-Stuttgarter etwa den Elfmeter zum Ausgleich durch Emre Can heraus.

Zusätzlich glänzt Guirassy im Spiel mit dem Rücken zum Tor, zieht immer mehrere Gegenspieler auf sich und macht die Bälle für seine Teamkollegen fest. Dank seiner Mitarbeit im Mittelfeld leitet er nicht selten weitere Treffer selbst ein - zum Teil sogar eigene. Das war auch im Bochum-Spiel der Fall, als der 18-malige Nationalspieler Guineas einen langen Ball an Vorlagengeber Karim Adeyemi weiterleitete und schließlich vollendete.

In Luft- und Bodenzweikämpfen sticht er sogar FCB-Held Harry Kane aus und bleibt dabei in der Regel fair. Guirassy kam zum Beispiel wettbewerbsübergreifend auf 58 Spiele für die Schwaben und kassierte nur fünf Gelbe Karten. Im Dortmund-Trikot blieb der Knipser bislang ohne Verwarnung.

Darin ist Guirassy besser als Vorgänger Füllkrug

Zum Saisonbeginn fürchteten manche Borussen-Anhänger, der Füllkrug-Verkauf könnte sich als Fehler erweisen. Die Zahlen der vergangenen Spielzeit sprechen allerdings eine andere Sprache, obwohl der heutige West-Ham-Spieler weniger Großchancen vergab und mit acht viermal so viele Vorlagen sammelte wie sein Nachfolger - auch wenn der Guineer beim Blick auf die "expected Assists" statistisch die Nase hätte vorne haben sollen (5,42 zu 3,72).

Die Tatsache, dass Guirassy stolze zwölf Großchancen herausspielte, während das seinem Vorgänger siebenmal gelang, belegt seine Qualitäten im Aufbauspiel. Außerdem kann der BVB-Stareinkauf wohl als deutlich besserer Dribbler bezeichnet werden.

Laut "kicker"-Informationen unterscheidet er sich auch abseits des Feldes von Füllkrug. Guirassy sei zurückhaltender, verfügt allerdings über eine sogenannte "Aura" - der 28-Jährige gilt als echter Leader.

Sahins Schlüsselprofi: Transferstrategie birgt Risiken

Vergleiche mit Millionen-Flop Anthony Modeste führt er mit seinen Leistungen sowieso ad absurdum. Zur Erinnerung: Der BVB überwies rund fünf Millionen Euro für die damalige Notlösung an den 1. FC Köln. Der Mittelstürmer revanchierte sich mit zwei Treffern und dafür fünf Gelben Karten in 28 Partien.

Solche Statistiken gehören aus Sicht des Pott-Klubs glücklicherweise der Vergangenheit an. Nun bleibt nur zu hoffen, dass sich Guirassy keine Verletzung zuzieht, denn einen gleichwertigen Backup sucht man im Dortmunder Kader vergeblich.

Würde Guirassy ausfallen, müsste der BVB seinen Spielstil radikal ändern. Bei der Verletzungsanfälligkeit des 28-Jährigen ein nicht gerade kleines Risiko der Transferstrategie, schließlich wurde neben Füllkrug auch der körperlich ebenfalls starke Sebastien Haller per Leihe abgegeben.

Sahin müsste in einem solchen Fall dann auf Tempo und den aktuell noch kaum eingesetzten Neuzugang Maxi Beier setzen. Doch bis dahin wird Guirassy die BVB-Offensive diktieren. Dass er dafür geeigneter ist als Füllkrug hat er bereits in den ersten Saison-Wochen gezeigt.