SGE verhält sich genau richtig
Eintracht Frankfurt muss im Transfer-Zoff um Kolo Muani hart bleiben - ein Kommentar
- Aktualisiert: 31.08.2023
- 14:10 Uhr
- Kai Esser
Randal Kolo Muani ist bei Eintracht Frankfurt in Streik getreten. Er verweigerte das Mannschaftstraining, um seinen Wechsel zu Paris St. Germain zu forcieren. Nicht das erste Mal, dass ein Spieler zu solch einer Maßnahme greift. Aber die Eintracht muss jetzt zwingend hart bleiben - und macht aktuell alles richtig in der Causa. Ein Kommentar.
Von Kai Esser
Ousmane Dembele, Pierre-Emerick Aubameyang, Antoine Griezmann und mehr. Die Liste der Vorgänger von Randal Kolo Muani ist lang.
Dabei geht es in jener Liste nicht um Tore, wie man anhand der Position der Spieler meinen könnte, sondern um Streiks. Dieses Mittel hat nun auch Kolo Muani gewählt. Er will seinen Wechsel von Eintracht Frankfurt zu Paris St. Germain erzwingen.
Doch während die Vereine bei den vormals genannten Spielern stets weich geworden sind und sie verkauft haben, muss die SGE in diesem Fall hart bleiben. Es muss ein Exempel statuiert werden!
Eintracht Frankfurt: Krösche muss bei Kolo Muani hart bleiben - und kann das
Denn im Gegensatz zu den vorher genannten Fällen der Streiks, hat die Eintracht die beste und komfortabelste Ausgangsposition. Ja, es ist viel Geld, was die SGE ablehnt. Aber Kolo Muani ist angesichts des aufgeblähten Marktes und des Zeitpunktes des Transfersommers nun einmal mindestens die 100 Millionen Euro wert, die die Adlerträger fordern.
Der Ball liegt vor allem in der Hälfte von PSG. Markus Krösche weiß, dass das Transferbudget von Frankreichs Serienmeister de facto eine liegende Acht ist. Durch den Verkauf von Neymar nach Saudi-Arabien sind Probleme mit dem Financial Fairplay auch keine Ausreden von Nasser Al-Khelaifi mehr.
Das Wichtigste zur Bundesliga
Und Kolo Muani selbst? Der hat am allerwenigsten "Leverage", wie die US-Amerikaner es nennen, in diesen Verhandlungen. Sein Vertrag am Main gilt noch bis 2027.
Klar täte es der Eintracht weh, den Top-Stürmer notfalls auf die Tribüne zu setzen. Aber noch mehr täte das dem Angreifer weh. Der will schließlich nicht nur auf höchstem Niveau spielen, sondern sich auch noch für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland empfehlen.
Die Konkurrenz in Frankreich könnte nicht größer sein. Sollte die SGE ihn tatsächlich auf der Tribüne versauern lassen, wäre Kolo Muani der größte Leidtragende. Also: 100 Millionen Euro oder kein Transfer, das sollte die Devise sein.
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Kolo Muani bei Eintracht Frankfurt: Lewandowski und Co. zeigten, wie es geht
Dabei hat Kolo Muani bereits in der Bundesliga gezeigt bekommen, wie man professionell mit solchen Situationen umgeht. Erst in der vergangenen Saison äußerte Moussa Diaby recht offensiv, dass er gerne in die Premier League wechseln würde.
Bayer Leverkusen jedoch sagte vorerst ab, weil es kein passendes Angebot gab. Ein Jahr später unterschrieb Diaby bei Aston Villa, da die monetären Forderungen von Bayer 04 erfüllt wurden. Diaby spielte unter Xabi Alonso zuvor eine hervorragende Saison.
Prominentestes Beispiel ist Robert Lewandowski. Der wollte 2013 gleich zwei Mal, im Sommer und im Winter, unbedingt zum FC Bayern wechseln. Borussia Dortmund schob dem einen Riegel vor. Anstatt zu jammern gelangen ihm in 48 Pflichtspielen 41 Scorerpunkte.
Der Lohn dafür: Ein tränenreicher Abschied vor der Südtribüne und bis heute kein Groll aus dem BVB-Fanlager.
Eintracht Frankfurt wird der Gewinner im Kolo-Muani-Zoff sein
Den der Frankfurter Fans hat Kolo Muani indes aktuell sicher. Falls der Stürmer der Frankfurter nochmal auf den Rasen des Waldstadions zurückkehrt, dann wird mutmaßlich nicht jeder Eintracht-Fan ihm diese unnötige Eskapade zunächst geräuschlos verzeihen.
Ein Gegenbeispiel dafür: Auch ein gewisser Filip Kostic wollte einst einen Wechsel erzwingen, streikte auf Drängen seines Beraters. Er besann sich, spielte eine herausragende letzte Saison bei der SGE und wurde mit dem Europa-League-Sieg zur auf ewig gefeierten Klub-Legende.
Um auch Kolo Muani einen dauerhaften Schaden in der Fanszene der Eintracht zu ersparen, stellen sich die Vereinsbosse um Krösche aktuell (noch) vor ihren streikenden Stürmer, verweisen auf seinen bis dato einwandfreien Charakter und geben dem aufgebauten Druck auf seine Person die Schuld an dieser Fehlentscheidung, dem Training fernzubleiben.
Die Message ist klar: Für Kolo Muani ist die Tür bei der Eintracht nicht zu, aber eine Wechselerlaubnis gibt es eben auch nicht. Eine Bilderbuch-Krisenkommunikation.
Dabei ist eigentlich irrelevant, wie das Wechseltheater am Ende ausgeht: Die Frankfurter gewinnen am Ende. Verkauft die SGE den streikenden Kolo Muani, dann werden sie dafür fürstlich entschädigt. Bleibt er und sitzt zunächst als Strafe auf der Tribüne, können sich die Verantwortlichen des Lobes der anderen Klubs sowie der eigenen Fans sicher sein.
Zwar würde der Franzose dann an Wert verlieren, aber er kam vor einer Saison ablösefrei aus Nantes - mit Minus kann die SGE also nicht rausgehen. Es sind die Früchte guten Scoutings, die man nun erntet - so oder so.
Bliebe da noch Möglichkeit drei: Kolo Muani besinnt sich in Lewandowski-Manier und geht wieder auf Torejagd. In diesem Fall hat die Eintracht (wieder) einen Spieler, der über unglaublich hohe Qualität verfügt. Zwar wäre das nicht die Machtdemonstration, die sich manch einer wünschen würde, aber das dürfte Markus Krösche herzlich egal sein.
Denn er ist aktuell der wahrscheinlich entspannteste Mann in Frankfurt.