Teil 2 des Magath-Interviews
FC Bayern bei Feyenoord Rotterdam - Felix Magath: "Fand es komisch, dass Kimmich so infrage gestellt wurde"
- Aktualisiert: 22.01.2025
- 12:23 Uhr
- Philipp Kessler
Im zweiten Teil des großen Interviews mit ran spricht Felix Magath über den FC Bayern München und die Champions League. Außerdem äußert sich die Bundesliga-Legende über Manchester City und andere Anwärter auf die europäische Krone.
Von Philipp Kessler
Felix Magath hat sich im ersten Teil des ran-Interviews über den BVB und dessen kriselnden Trainer Nuri Sahin, die Aufstiegschancen des HSV sowie seine eigene berufliche Zukunft geäußert.
Im zweiten Teil des Interviews spricht der 71-Jährige über seinen Ex-Verein FC Bayern, das Champions-Leaue-Duell bei Feyenoord Rotterdam (21 Uhr im ran-Liveticker), dessen aktuellen Trainer Vincent Kompany und die vielen offenen Personalien.
ran: In der Bundesliga sind die Bayern in dieser Saison bisher souverän. Im DFB-Pokal wiederum war im Achtelfinale Endstation und auch in der Champions League müssen die Münchner noch um den direkten Einzug in die Runde der letzten 16 bangen. Herr Magath, wie stark sind die Bayern wirklich?
Felix Magath: Im Gegensatz zur letzten Saison haben sich die Bayern stabilisiert. Der Trainer ist neu. Vincent Kompany muss man auch Zeit geben, um etwas zu entwickeln. Bisher hat er es gut gemacht. Ich gehe davon aus, dass es für die Bayern reichen wird, um wieder Meister zu werden. Aber Leverkusen ist nicht zu unterschätzen, sie haben sich nach leichten Problemen zum Saisonbeginn wieder gefangen und spielen fast wieder auf dem Niveau wie in der Meistersaison. Bayern wird sich schon strecken müssen. Wie weit es in der Champions League geht, wird man sehen. Das ist schwer vorherzusagen.
Das Wichtigste in Kürze
ran: Im Sommer hat Kompany das Traineramt von Thomas Tuchel übernommen. Die Bayern haben den 38-jährigen Belgier von Premier-League-Absteiger Burnley geholt. Sind Sie überrascht, dass es bislang ganz gut läuft unter ihm?
Magath: Nein, das überrascht mich weniger. Für mich war es eigentlich logisch, dass der neue Trainer nach dem großen Durcheinander der letzten Saison viele Möglichkeiten bekommen wird. Weil die Spieler ja auch in der Pflicht sind, wieder bessere Leistungen zu zeigen. Ich war von Anfang an der Meinung, dass die Bayern diese Saison wieder ein Wörtchen um die Meisterschaft mitreden werden.
ran: In der Ligaphase der Champions League spielen die Bayern am Mittwoch gegen Feyenoord Rotterdam und am 29. Januar gegen Slovan Bratislava. Nach sechs Spieltagen stehen die Münchner aktuell nur auf Platz zehn. Die ersten Acht ziehen direkt ins Achtelfinale ein. Gelingt das dem FCB?
Magath: Von Beginn an hatte ich keinen Zweifel daran. Die Bayern werden sicher in die nächste Runde einziehen. Die harten Konkurrenten in der Champions League kommen erst. Die K.o.-Phase wird der Maßstab, um beurteilen zu können, wo sie wirklich stehen. In Deutschland sind die Bayern zwar wieder vorne. Aber in der Champions League gibt es stärkere Mannschaften. Man muss sehen, inwieweit die Bayern wieder international top sind.
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Bayern sollte bei den Verträgen schnellstmöglich für Klarheit sorgen
ran: Den VfL Wolfsburg haben Sie 2009 nicht nur als Trainer, sondern zeitgleich auch als Sportdirektor bzw. Geschäftsführer zum Meistertitel geführt. Aus Ihrer eigenen Erfahrung: Inwieweit können offene Vertragsfragen für Unruhe innerhalb einer Mannschaft sorgen? Bei den Bayern laufen im Sommer die Arbeitspapiere von Joshua Kimmich, Leroy Sané, Alphonso Davies, Manuel Neuer oder auch Thomas Müller aus.
Magath: Wenn man als Verein rechtzeitig mit Leistungsträgern verlängern will – so wie die Bayern nun mit Jamal Musiala, dessen Vertrag 2026 ausläuft –, hat das keine Auswirkungen. Aber bei auslaufenden Verträgen wird es schon schwieriger. Das könnte auch innerhalb der Mannschaft ein bisschen Unruhe bringen. Die Mitspieler haben ja auch eine Meinung zur Zukunft ihrer Kollegen. Ich denke, der FC Bayern sollte die offenen Vertragsfragen schnell klären.
ran: Sollten die Bayern mit Sané & Co. verlängern?
Magath: Das ist nicht meine Baustelle.
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ran: Joshua Kimmich hatte seit der Corona-Pandemie eine schwierige Situation. Mit der Ankunft von Kompany ist er plötzlich wieder unumstritten, auf seiner Lieblingsposition im Mittelfeld gesetzt und auch Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Wie sehen Sie seinen Leistungsaufschwung?
Magath: In den letzten ein bis eineinhalb Jahren hatte er einen kleinen Leistungsabschwung. Ich fand es komisch, dass er so infrage gestellt wurde. Joshua Kimmich hatte ja schon vorher bewiesen, dass er für den FC Bayern ein wichtiger Mann sein kann. Dann hat man ihn kritisiert. Leider wurde er intern ein bisschen alleine gelassen. Deswegen ist er in ein Tief gekommen. Das hat sich jetzt erledigt. Ich gehe davon aus, dass er auch über diese Saison hinaus beim FC Bayern spielen wird. Und das ist auch gut so.
ran: Der FC Bayern wird aller Voraussicht nach mit Torwart Manuel Neuer verlängern. Auch bei Thomas Müller ist dies möglich. Kritiker meinen, die beiden Ü30-Routiniers würden einen Umbruch auf Ihrer Position verhindern. Wie sehen Sie die Thematik?
Magath: Bei älteren Spielern, die eine große Karriere hinter sich haben, ist das eine schwierige Situation. Das müssen der Verein und die Spieler schlussendlich klären. Ich gehe davon aus, dass der FC Bayern eine Lösung finden wird, die nicht für Unruhe sorgt. Beide Spieler waren sehr wichtig in der Vergangenheit. Und so einer wie Müller, der ein Eigengewächs und ein echter Bayer ist, wird auch weiterhin eine große Rolle im Verein spielen. Eine Rolle, die sich nicht nur auf das Spielfeld beschränkt.
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Ausgang der Champions League laut Magath offen
ran: Kompany managt die Personalie Müller bisher sehr gut. Obwohl er kein Stammspieler mehr ist, kommt er regelmäßig auf seine Einsätze und muckt nicht auf. Beeindruckt Sie der junge Bayern-Trainer?
Magath: Ich bin nicht so schnell zu beeindrucken. (lacht) Dafür war ich zu lange in dem Geschäft und habe zu viel erlebt. Wie gesagt, ich habe es nicht anders erwartet. Aber der FC Bayern hat ja hohe Ansprüche. Abgerechnet wird dann, wenn wir gesehen haben, was in der Champions League möglich ist.
ran: Das Starensemble von Manchester City hatte zuletzt große Probleme in der Premier League. Zählt die Mannschaft von Pep Guardiola für Sie noch zu den Champions-League-Favoriten?
Magath: Es war völlig überraschend, dass sie so eine Serie von Nieten, die sie gezogen haben, hatten. Ich glaube, da muss irgendwas intern gewesen sein, so wie die verloren haben. Ich denke, dass Manchester City wieder in Tritt kommen wird. Sie werden genauso eine Rolle spielen in der Champions League wie Real Madrid oder der FC Barcelona. Ich zähle auch den FC Liverpool auf alle Fälle zu den Favoriten. Arsenal muss man ebenfalls auf dem Zettel haben.