Bundesliga
FC Bayern München: Härtefälle im Check! Wie geht es weiter bei Goretzka, Tel und Co.?
- Aktualisiert: 13.11.2024
- 15:10 Uhr
- Justin Kraft
Im Kader des FC Bayern München gab es im ersten Drittel der Saison einige Streit- und Härtefälle. Wie schlagen sich die Spieler, die teils schon abgeschrieben wurden oder es schlicht schwer beim FCB haben bisher?
Dass es in einem derart hochkarätig besetzten Kader wie dem des FC Bayern auch mal Härtefälle gibt, ist wenig überraschend. Dennoch ist es interessant zu beobachten, wie sich diese Fälle im Verlauf einer Saison entwickeln.
So galt Serge Gnabry beispielsweise lange als Verkaufskandidat der Münchner, entschied sich aber zu bleiben. Auf der anderen Seite kam Joao Palhinha als einer der teuersten Neuzugänge der Klubgeschichte. Hinter Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlovic schien er aber keine Chance zu haben.
Und dann sind da noch Spieler wie Leon Goretzka oder Mathys Tel, die es von Beginn an schwer haben, auf Spielzeit zu kommen. ran macht den großen Check: Wie steht es um diese und weitere Härtefälle im Kader des FC Bayern – und wie sieht ihre Perspektive aus?
Leon Goretzka: Die Vorzeichen waren und sind klar
Bei Leon Goretzka war von Beginn an klar, dass er eigentlich kein echter Härtefall ist. Denn die Situation war eindeutig: Der FC Bayern erklärte intern, aber auch öffentlich sehr deutlich, dass er nicht mit dem Mittelfeldspieler plane. Zwar äußerte man das in Interviews eher subtil, zwischen den Zeilen aber doch recht klar.
Goretzka entschied sich dennoch für einen Verbleib. Neben seinem finanziell sehr gut dotierten Vertrag dürften auch simple private Beweggründe dazu geführt haben. Anzurechnen ist dem ehemaligen Nationalspieler, dass es um ihn bisher gar keine Unruhe gab. Unter Vincent Kompany absolvierte er bisher erst 216 Minuten.
Das Wichtigste in Kürze
Beim bis dato letzten Spiel gegen den FC St. Pauli feierte Goretzka sogar sein Startelfdebüt in dieser Saison. Und seine Leistung? Jenseits von gut und schlecht.
Weder wäre scharfe Kritik angebracht, noch hat er derart überzeugt, dass er fortan immer in der Startelf stehen müsste. Viel mehr war es einfach ein sehr normaler Auftritt, der nochmal unterstrichen hat, warum Kompany mit ihm als Spielertypen nicht viel anfangen kann.
Mit dem Ball ist sein Spiel zu behäbig und fehleranfällig, gegen den Ball kann er sich nicht ausreichend von der Konkurrenz abheben. Goretzkas Zeit in München nähert sich wohl dem Ende. Will er Spielzeit, wird er spätestens im kommenden Sommer wechseln müssen.
Für einen Blitz-Abschied im Winter hätte er wohl einige Optionen. So hatte Union-Sportdirektor Horst Held sogar zu Beginn der Woche gesagt, dass man sich einen Goretzka-Wechsel zu den "Eisernen" "sehr, sehr gut vorstellen" könne, weil Goretzka "jedem weiterhelfen" könne.
Auch der VfB Stuttgart soll durchaus Interesse haben. Knackpunk bei beiden angeblichen Avancen aber: Goretzkas Gehalt und dessen Willen, sich zumindest in der laufenden Spielzeit weiter beim Rekordmeister durchbeißen.
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Joao Palhinha: Auf dem Weg nach vorn
Goretzkas größter Konkurrent in Abwesenheit des verletzten Pavlovic ist Joao Palhinha. Auch beim Portugiesen wurde schnell klar, dass sein sehr spezifischer Spielertyp nicht optimal und auch nicht gegen jeden Gegner zu den Ideen von Kompany passt.
Palhinha aber blieb geduldig und nutzte seine überraschend kommende Chance in den vergangenen Wochen. Dass die Bayern mittlerweile in fünf Pflichtspielen in Serie zu Null gespielt haben, ist auch sein Verdienst. Palhinha macht derzeit, wofür ihn Thomas Tuchel einst holen wollte: Er grätscht, er ist bissig in den Zweikämpfen und er stabilisiert den Sechserraum.
Nur mit dem Ball ist eben sehr deutlich zu sehen, dass er seine Limitationen hat. Vielleicht tat sich der Rekordmeister auch deshalb zuletzt schwerer damit, tiefe Defensivreihen sinnvoll zu bespielen. Bis zur Rückkehr von Pavlovic hat Palhinha noch Zeit, an seiner Integration im Team zu arbeiten. Die Tendenz ist aber positiv. Insbesondere dann, wenn der FC Bayern die neu gewonnene Defensivstabilität halten und offensiv dennoch ausreichend gefährlich bleiben kann.
Serge Gnabry und Kingsley Coman: Verkaufskandidaten mit einer Mission
Als Härtefälle galten vor der Saison auch Serge Gnabry und Kingsley Coman. Ersterer galt ein halbes Jahr lang als klarer Verkaufskandidat, um dann wie Goretzka ein recht deutliches Statement in Richtung Verbleib zu setzen. Letzterer hätte den FCB noch kurz vor Ende der Transferperiode verlassen können – wollte allerdings nicht nach Saudi-Arabien wechseln.
Gnabry schien die Chance zu nutzen, die sich ihm dadurch geboten hat, dass er den kompletten Sommer mit dem Team trainieren konnte, während die meisten Konkurrenten bei internationalen Turnieren unterwegs waren.
In den ersten vier Bundesliga-Spielen erzielte der Rechtsfuß zwei Tore, bereitete zwei weitere vor. Anschließend tat Gnabry aber das, was er in der Vergangenheit zu oft tat: Abbauen. In den vergangenen Spielen saß er konsequenterweise häufig auf der Bank.
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Grund dafür war auch ein stärker werdender Coman. In der Bundesliga schoss er in den vergangenen vier Partien drei Tore und bereitete eines vor.
Besonders gegen Union Berlin war der Franzose spielentscheidend. Auch bei ihm ist die große Frage, ob er das konstant durchziehen kann. Konstanz wird bei beiden Spielern darüber entscheiden, ob sie wieder zum Härtefall werden oder nicht.
Eric Dier: Das Ende naht
Ein wirklicher Härtefall ist Eric Dier wohl nicht. Dennoch hat der Engländer unter Tuchel eine herausragende Rückrunde gespielt. Unter Kompany spielt er jedoch keine Rolle mehr. Bisher kommt er auf 141 Minuten in allen Wettbewerben.
Der Grund dürfte wohl sein, dass er für die hochstehende Abwehrkette des Belgiers zu wenig Tempo mitbringt. Sportlich ergibt es deshalb wenig Sinn, seinen 2025 auslaufenden Vertrag zu verlängern. Verschiedene Medien berichteten bereits, dass die Zeichen auf Abschied stehen – obwohl Dier in der Kabine sehr beliebt sein soll.
Ob er in dieser Saison noch viele Einsätze sammelt, hängt maßgeblich davon ab, ob die Bayern im Winter nochmal nachlegen und wie fit die Innenverteidiger im Kader bleiben.
Mathys Tel: Vom großen Gewinner zum großen Verlierer
Enttäuschend verlaufen ist diese Saison bisher für Mathys Tel. Der Franzose galt in der Vorbereitung als großer Gewinner unter Vincent Kompany. Sogar die Teilnahme an Olympia wurde ihm vom FC Bayern untersagt. Entsprechend groß war die Hoffnung, dass er endlich durchstartet.
Dazu kam es bisher nicht. Nur 224 Minuten stehen auf seinem Konto. Eine Torbeteiligung gelang ihm noch nicht. Neben der Suche nach seiner Rolle im System von Kompany, scheint auch die Konkurrenz in München schlicht zu stark zu sein.
Noch lassen sich die Münchner nicht in die Karten schauen. Eine Leihe schien zunächst in der vergangenen Saison für beide Seiten kein großes Thema zu sein. Doch auch wenn Tel erst 19 ist, ist seine Lage langsam ernst. Gerade in den kommenden zwei Jahren wird sich bei ihm vorentscheiden, in welche Richtung seine Karriere geht.
Eine klug gewählte Leihoption im Winter wäre womöglich eine wichtige Erfahrung für ihn. Genau das sollen nun sowohl die Bayern-Bosse als auch die Tel-Seite durchaus in ihren Gedankenspielen durchgehen. Interessenten soll es reichlich geben: Gladbach, Werder Bremen, der VfB Stuttgart und Nottingham Forest sollen laut "Sky" gewillt sein, Tel auf Leihbasis eine Chance auf mehr Spielzeit zu geben.
Wenn sich in der Offensive der Bayern nicht mehrere Spieler verletzen, wird es für Tel auch in den kommenden Wochen und Monaten schwer für ihn, viele Minuten zu sammeln.