Kommentar Zur Kaderplanung
FC Bayern gibt bei Josip Stanisic und Benjamin Pavard konfuses Bild ab
- Aktualisiert: 25.08.2023
- 11:18 Uhr
- Tim Brack
Josip Stanisic ist weg, Benjamin Pavard will weg: Der FC Bayern macht sich eine weitere Baustelle auf - und trägt damit zu einem konfusen Bild in diesem Transfersommer bei. Ein Kommentar.
Man kann Hasan Salihamidzic in seiner Zeit als Sportvorstand des FC Bayern manches vorwerfen. Dass er keinen Platz in seinem großen Herzen für Verteidiger gehabt hätte, gehört nicht dazu.
Vielleicht schenkte er den Zweikämpfern sogar zu viel Liebe, denn für die Verpflichtung von Lucas Hernandez (80 Millionen Euro), Dayot Upamecano (42,5) und Matthijs de Ligt (67) saß das Geld deutlich lockerer als für andere (dringlichere) Planstellen - etwa für einen Mittelstürmer.
Im bayerischen Transferausschuss, wo sich renommierte Kader-Architekten wie Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge beraten, sind sie nun schwer damit beschäftigt, kleine und große Reparaturen an der Mannschaft durchzuführen, die ihnen Salihamidzic da zusammengezimmert hat.
Als hätten die Bauherren an der Säbener Straße nicht genug zu tun, machen sie nun aber noch eine unnötige Baustelle auf - und zwar auf der rechten Abwehrseite. Ein merkwürdiges Vorgehen.
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Jüngst wurde das Eigengewächs Josip Stanisic für ein Lehrjahr nach Leverkusen entsendet. Dort soll der 23-jährige Rechtsverteidiger weiter reifen, und vor allem mehr spielen.
Bislang hat Stanisic in seiner Fußballervita erst einen prominenten Eintrag: Als er dabei half, den Pariser Wunderstürmer Kylian Mbappe aus der Champions League zu werfen. Im Achtelfinal-Rückspiel der vergangenen Saison zeigte Stanisic zumindest punktuell, wozu er in der Lage ist.
Ein Leihgeschäft ist daher ein durchaus nachvollziehbarer Schachzug, wäre da nicht Benjamin Pavard.
FC Bayern München: Benjamin Pavard will weg - und das schon lange
Der Franzose ist international deutlich beschlagener als Stanisic: Weltmeister, Champions-League-Sieger, Traumtorschütze (WM 2018). Aber eben auch ganz offensichtlich albtraumhaft unzufrieden in München.
Pavard will als Innenverteidiger auflaufen, das kann er in München aber nicht, deswegen will er am liebsten weglaufen. Möglichst ins Land der Verteidiger, nach Italien, zu Inter Mailand. Das flüstert jedenfalls der italienische Mercato in der Lautstärke eines Marktschreiers.
Die Motive und Entscheidungen des FC Bayern in der Rechtsverteidiger-Causa sind dabei in mehrfacher Hinsicht merkwürdig. Warum gibt der Klub ein talentiertes Eigengewächs wie Stanisic ab, wenn doch ein unzufriedener Pavard sogar noch eine Ablöse bringen würde in seinem letzten Vertragsjahr?
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FC Bayern München: Pavard zu behalten, wäre ein Risiko
Will man Pavard zusätzlich loswerden? dann müsste der Klub im laufenden Betrieb einen neuen Rechtsverteidiger besorgen. Historisch gesehen tun sich die Münchner auf dieser Position seit den Zeiten von Philipp Lahm so schwer wie die CSU mit dem Umweltschutz.
Oder soll Pavard doch bleiben? Der 27-Jährige ist gefühlt schon seit seiner Ankunft in München unglücklich – und trägt seine Laune auch gerne mal vor sich her - so wie am verganenen Sonntag beim Feundschaftskick gegen die eigenen Fans. Es wäre ein Risiko für die Stimmung in der Mannschaft, so jemanden ein weiteres Jahr zu behalten. Obwohl die Entscheidung aus sportlichen Aspekten verständlich wäre.
Bayern München auf der Suche nach einem Rechtsverteidiger: Das sind die potenziellen Kandidaten
Der ganze Vorgang trägt dazu bei, dass die Kaderplanung des FC Bayern einmal mehr ziemlich konfus wirkt in diesem Transfersommer: Für Harry Kane wird das Konto geplündert, obwohl der 30-Jährige nur noch einen Einjahresvertrag hatte; Sven Ulreich wird plötzlich doch die Vertretung von Manuel Neuer zugetraut, als sei der Torhüter nicht schon sieben Jahre lang im Verein angestellt; Trainer Thomas Tuchel hört nicht auf, einen defensiven Sechser zu fordern und nebenher Leon Goretzka zu demontieren.
Immerhin muss sich Salihamidzic nicht vorwerfen lassen, dass er kein ordentliches Abwehrfundament gegossen hätte. Er lotste einst Pavard (für 35 Millionen Euro) nach München, genauso wie Noussair Mazraoui (ablösefrei). Zumindest der Marokkaner ist fest eingeplant – Stand jetzt.