Behäbig, ideenlos und ohne Biss - der FC Bayern München blamiert sich gegen Werder Bremen, und es ist nicht die erste schlechte Leistung in dieser Saison. In dieser Verfassung ist die Titelverteidigung in der Bundesliga in akuter Gefahr. Ein Kommentar.
Eine gute Trainingswoche im warmen Portugal endete für den FC Bayern München mit einer kalten Dusche:
Die unerwartete 0:1-Pleite gegen Werder Bremen ist ein herber Rückschlag im Fernduell um die Meisterschaft gegen Spitzenreiter Bayer Leverkusen, das vor dem Münchner Nachholspiel am Mittwoch gegen Union Berlin bereits sieben Punkte Vorsprung auf den Serienmeister hat.
Dass das auch noch gegen "Lieblingsgegner" Werder geschah, gegen den der FCB zuletzt vor mehr als 15 Jahren zu Hause verloren hat (September 2008), passte ins Bild. Denn die Bayern wurden an diesem Nachmittag in der Allianz Arena nie ihrer klaren Favoritenrolle gerecht.
Im Gegenteil: Während der Außenseiter mutig und engagiert auftrat und deshalb durch Mitchell Weisers Treffer nicht mal unverdient gewann, zeigten die blassen Bayern genau das Gegenteil.
"Ich habe keinen Hunger, absoluten Siegeswillen, Verbissenheit und den Biss, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen, gesehen. Erst in den letzten 20 Minuten haben wir das gezeigt, das ist natürlich viel zu wenig", traf Thomas Tuchel mit seiner Analyse den Nagel auf den Kopf.
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Thomas Tuchel nicht zum ersten Mal ratlos
Gleichwohl wirkt der Trainer nicht zum ersten Mal seit dem Dienstantritt beim Rekordmeister vor rund zehn Monaten ratlos und hatte keine Erklärung für die regelmäßigen Formschwankungen seiner Startruppe.
Wenn man es hart formulieren will, kann man zu dem Schluss kommen, dass Tuchel die Mannschaft nicht im Griff hat.
Zeit genug hat er mittlerweile gehabt, auch die anhaltenden Personalprobleme können im Vergleich zu einem deutlich schwächer besetzten Gegner wie Werder Bremen kein Argument sein.
Vielmehr scheint offensichtlich irgendetwas grundsätzlich nicht zu stimmen, wenn die Bayern-Profis angesichts des Rückstands auf Leverkusen auch in der Rückrunde noch beinahe wie in einem Freundschaftsspiel agieren und sich alleine auf ihre theoretisch vorhandene Klasse verlassen, diese aber nicht abrufen.
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FC Bayern München vs. Werder Bremen: Die Noten der Stars des Rekordmeisters
FC Bayern München vs. Werder Bremen: Die Noten der Bayern-Stars Herber Rückschlag für den FC Bayern: Der Meister verlor überraschend zu Hause gegen Werder Bremen mit 0:1 (0:0) und hat bei einem Spiel weniger weiter sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen. Die Einzelkritik und die Noten für das Team von Trainer Thomas Tuchel.
Manuel Neuer Der Bayern-Kapitän hat mehr zu tun als er vermutlich erwartet hatte. Sicher gegen den frei stehenden Stage (8.) und dann mit einer Glanzparade bei Weisers abgefälschtem Schuss in den Winkel (24.). Beim 0:1 durch Mitchell Weiser (59.) chancenlos. ran-Note:3
Konrad Laimer Der Österreicher hat sich mangels Alternativen rechts hinten festgespielt, hat bei Bremer Gegenstößen aber wie die gesamte Hintermannschaft Probleme. Rückt nach Kimmichs Auswechslung ins Mittelfeld, wo er mehr Dampf macht. Hat den meisten Ballbesitz bei Bayern. ran-Note: 3
Dayot Upamecano Ordentliche Leistung des Franzosen, der bester Defensivakteur der Bayern ist. Putzt dank seiner Schnelligkeit gleich mehrfach hinten aus und scheitert vorne nur knapp an Werder-Keeper Zetterer (29.). ran-Note: 3
Matthijs de Ligt Versucht, die Bayern-Abwehr zu ordnen, was bei Werders Kontern aber nicht immer gelingt. Zu weit aufgerückt bei Njinmahs Tor, das aber wegen vorherigen Fouls zurückgenommen wird (25.). Lässt sich in der zweiten Hälfte etwas tiefer fallen. ran-Note: 4
Alphonso Davies Erneut enttäuschende Vorstellung. Wenig Impulse nach vorne, zu viele Abspielfehler, auch defensiv mit Problemen. Lässt sich von Weiser vor dem 0:1 (59.) austanzen. Wird nach 65 Minuten zu spät ausgewechselt. ran-Note: 5
Joshua Kimmich Versucht weitgehend, den Raum vor der Viererkette abzusichern, was ihm aber nicht immer gelingt. Immer wenn Werder das Spiel schnell macht, kommt die FCB-Defensive ins Schwimmen. Vernichtendes Signal, dass Tuchel ihn schon nach 65 Minuten bei einem Rückstand vom Platz holt. ran-Note: 5
Raphael Guerreiro Der Portugiese erhält wie beim 3:0 gegen Hoffenheim erneut den Vorzug vor Leon Goretzka und agiert wieder sehr offensiv. Findet aber nicht ins Spiel, kaum gelungene Aktionen und viele Ballverluste. ran-Note: 4
Kingsley Coman Nach guter Trainingswoche darf der Rechtsaußen anstelle von Thomas Müller in der Startelf ran und braucht etwas Anlaufzeit. Dann mit einigen guten Aktionen, aber wenig zwingend. ran-Note: 4
Jamal Musiala Wieder der Dreh- und Angelpunkt im Münchner Angriffsspiel. Immer anspielbar, scheitert an Zetterer (22.). Nach der Pause nicht mehr ganz so auffällig. ran-Note: 3
Leroy Sane Macht auf links von Beginn an Tempo, ist viel in Bewegung und hat auch die besten Schusschancen in der ersten (7., 18.) sowie der zweiten Halbzeit (78., 83.). Findet aber immer wieder in Zetterer seinen Meister oder zielt knapp vorbei. ran-Note: 3
Harry Kane Der Engländer kommt gegen die massive Bremer Deckung zunächst im Strafraum nicht zur Geltung, weshalb er sich immer wieder zurückfallen lässt. Kommt erst in der 50. Minute zu seiner ersten Chance, als er von der Strafraumgrenze übers Tor schießt. Verpasst per Kopf den Ausgleich (72.), weil er den Ball nicht mehr drücken kann. ran-Note: 5
Leon Goretzka Der Nationalspieler schmort 65 Minuten auf der Bank, ehe er für Guerrero in die Partie kommt. Gibt direkt Vollgas, gewinnt alle seine Zweikämpfe und legt auf Kane ab, der aber verpasst. Sein Kopfball geht knapp übers Tor (90.). ran-Note: 3
Thomas Müller Der Routinier wird ebenfalls nach 65 Minuten für Kimmich eingewechselt, agiert allerdings wesentlich offensiver. Hat aber keine entscheidende Szene mehr. ran-Note: 3
Mathys Tel Der Youngster ist der dritte Wechsel in der 65. Minute. Er ersetzt Davies, spielt aber links vorne angesichts des Rückstands eher als zweite Spitze. Wie immer sehr engagiert, aber mit Pech: Scheitert kurz vor Schluss per Kopf an Zetterer und dem Pfosten (87.), kurz danach rauscht sein Schuss knapp vorbei, noch knapper ist es in der Nachspielzeit. ran-Note: 3
Eric Maxim Choupo-Moting Der Kameruner kommt nach 84 Minuten als dritte Spitze für Coman, kann aber auch nicht mehr für die Wende sorgen. Immerhin liefert er eine schöne Flanke auf Tel. ran-Note: Ohne Bewertung
Wobei das laut allen Beteiligten nur im Spiel passiert, nicht aber in den angeblich hochklassigen Einheiten unter der Woche. Es sei derzeit das größte Problem, diese Leistungen auf den Platz zu bekommen, sagte Joshua Kimmich am ran-Mikrofon.
Die Bayern nur noch Trainings-Weltmeister? Eine erschreckende Erkenntnis.
Eine Partie wie gegen Bremen kann natürlich immer mal passieren, jede Serie reißt irgendwann und es war auch erst die zweite Saisonniederlage in der Liga.
FC Bayern: Der Trend macht Sorgen
Dennoch muss der Trend Sorgen machen, denn Tuchel hat es bis heute nicht geschafft, die auch aus seiner Sicht offenbar unerklärlichen Formschwankungen zu beenden.
Auch wenn die Bayern statistisch gesehen besser dastehen als in den ersten Wochen unter dem damals neuen Trainer, gibt es immer wieder massive Rückschläge wie beim 0:3 im Supercup gegen Leipzig, beim 1:2 im Pokal in Saarbrücken oder beim 1:5 in Frankfurt. Zumal es auch in einigen anderen Spielen knapper war als es das Ergebnis am Ende aussagte.
Es ist also keineswegs ausgemacht, dass die Rückrunde besser wird als die im vergangenen Jahr, bei der die strauchelnden Münchner um ein Haar erstmals seit 2012 die Meisterschaft verspielt hätten.
Im Moment macht Leverkusen jedenfalls einen deutlich konstanteren und auch siegeshungrigeren Eindruck.