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FC Bayern und Thomas Müller: Mit dem Umgang mit der Legende schadet sich der Verein - ein Kommentar
- Aktualisiert: 02.04.2025
- 11:25 Uhr
- Tobias Wiltschek
Dass nun schon seit Tagen öffentlich über die Zukunft der Klub-Legende diskutiert und spekuliert wird, wirft kein gutes Licht auf die Bayern.
Zunächst einmal gute Besserung an Max Eberl. Die Gesundheit ist auch im zuweilen gnadenlosen Business Profi-Fußball das Wichtigste.
Der Sportvorstand des FC Bayern München soll sich die Zeit nehmen, die er braucht, um sich vollständig zu erholen.
Dass der wichtigste Personalentscheider der Münchner aber ausgerechnet jetzt wegen einer schweren Erkältung ausfällt, macht die Situation beim FC Bayern nicht einfacher.
Denn der deutsche Rekordmeister wird zu Beginn der entscheidenden Phase dieser Saison nicht nur von einer lange nicht mehr dagewesen Verletztenmisere auf die Probe gestellt.
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Er muss in diesen Tagen auch die öffentliche Aufregung über den Umgang mit Thomas Müller und dessen Zukunft moderieren – und gibt dabei ein desaströses Bild ab.
Dass die Bayern offensichtlich die Kontrolle über dieses so sensible Thema mittlerweile verloren haben, liegt bei weitem nicht nur, aber eben doch zum Teil auch an Eberl.
Das Wichtigste in Kürze
Der hatte noch im Januar sinngemäß behauptet, Müller könne selbst und ohne lange Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung entscheiden. Man brauche sich nur in die Augen zu schauen, um zu wissen, ob und wie es weitergehe.
Zu Eberls Ehrenrettung sei festgehalten, dass eine Verlängerung mit der Klub-Ikone zum Zeitpunkt seiner Äußerungen noch nicht die absolute Priorität genossen hat. Da standen nachvollziehbarer Weise andere Personalien im Vordergrund: Jamal Musiala, Joshua Kimmich, Alphonso Davies, Manuel Neuer.
Die Bayern holt die Personalie Müller wieder ein
Nun aber, nachdem mit sämtlichen genannten Spielern verlängert wurde, holt die Bayern die Personalie Müller wieder ein. Und es stellt sich heraus, dass eine Entscheidung so einfach, wie es Eberl damals prophezeit hatte, dann eben doch nicht ist.
Da hilft es auch wenig, dass auch "Radio Müller" derzeit nicht sendet. Der Ur-Bayer, der schon seit 25 Jahren für die Münchner spielt und mit ihnen zweimal die Champions League gewann, hatte bekanntlich noch in der Winter-Transferperiode über seine eigene Zukunft gewitzelt: "Ich könnte ja noch bis Ende Januar verkauft werden."
Das Lachen scheint aber nun selbst dem ewigen Gaudi-Burschen einstweilen vergangen zu sein. Wie man hört, soll Müller mit einem weiteren Jahr bei den Bayern liebäugeln und sei dementsprechend grantig gewesen, als er lesen musste, dass ihn der Verein nach dieser Saison wohl doch lieber von der Gehaltsliste der Profis entfernen möchte.
Klub-Patron Uli Hoeneß hatte das zwar schon angedeutet, als er ausgerechnet bei der Premiere von Müllers "Amazon"-Doku "Einer wie keiner" dem Protagonisten dazu geraten hatte, seine großartige Karriere nicht auf der Ersatzbank zu beenden.
Dass nun aber in den Medien Berichte über eine offenbar finale Entscheidung des Aufsichtsrates um Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gegen Müller auftauchen, hat dann doch noch eine andere Dimension.
Nicht nur, dass in diesem Fall Interna nach draußen gelangen konnten, wirft kein gutes Licht auf den Verein. Darüber hinaus wird zumindest der Eindruck erweckt, dass Vorstand und Aufsichtsrat nicht mit einer Stimme sprechen.
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Müllers sportlichen Wert muss man hinterfragen
Dass man den sportlichen Wert eines 35-Jährigen für die nächste Saison hinterfragen kann, der schon jetzt nur noch selten von Beginn an spielt, ist selbstverständlich legitim. Man muss ihn sogar hinterfragen.
Zumal er mit geschätzten 17 Millionen Euro im Jahr zu den Besserverdienern beim FC Bayern gehört und die finanzielle Situation auch aufgrund der jüngsten Vertragsverlängerungen angespannt sein soll. Angeblich sogar so sehr, dass nur die garantierten Einnahmen von 30 Millionen Dollar bei der Klub-WM den Bundesliga-Krösus vor einer negativen Jahresbilanz bewahrt.
Sollte Müller tatsächlich noch eine weitere Saison bei den Bayern dranhängen wollen, müsste er angesichts seiner schwindenden Einsatzzeiten und seines geringeren sportlichen Werts selbstredend auf Geld verzichten.
Ein Selbstläufer aber ist die Verlängerung nicht. Dafür gibt es im vielstimmigen Chor der Alphatiere zu viele unterschiedliche Ansichten. Das an sich ist nicht das Problem.
Zum Problem wird es dann, wenn die Causa in der Öffentlichkeit eine Eigendynamik bekommt, die nicht mehr aufzuhalten ist. Im Fall Müller befinden sich die Bayern gerade mittendrin.