Bayern vor Topspiel favorisiert
FC Bayern vs. Bayer Leverkusen: Findet das Topspiel wirklich auf Augenhöhe statt?
- Veröffentlicht: 24.09.2024
- 13:14 Uhr
- Dominik Hager
Auf den FC Bayern wartet am Samstagabend ein Spiel der Wahrheit. Nachdem sich die Münchner zuletzt in gewaltiger Torlaune präsentiert haben, steht mit Bayer 04 Leverkusen der erste echte Härtetest auf dem Programm. Doch hat die Werkself gegen die rasante Bayern-Offensive überhaupt eine Chance? Immerhin bereitet die im Vorjahr noch so starke Defensive derzeit Sorgen.
Selten schien die Ausgangslage vor der Bundesliga-Saison derart offen gewesen zu sein, wie vor der aktuellen Spielzeit. Sehen die Experten normalerweise nahezu einstimmig den FC Bayern in der Favoritenrolle, gab es diesmal auch ganz andere Stimmen zu hören. Selbst Didi Hamann und Uli Hoeneß waren sich bei einer Sache zur Abwechslung mal ganz einig: Bayer Leverkusen ist Titelfavorit!
Angesichts der sagenhaften Saison 2023/24 der Werkself und den großen Problemen beim FC Bayern kamen derartige Statements nicht überraschend. Nach nur vier absolvierten Spieltagen zeigt sich vor dem Topspiel am Samstag (ab 18:30 Uhr live im Ticker bei ran) allerdings schon wieder ein ganz anderes Bild. Konträr zu einigen konträren Vermutungen ist der Saisonstart der Bayern unter Vincent Kompany hervorragend ausgefallen.
Nachdem die ersten Partien gegen Wolfsburg und Freiburg sowie im Pokal gegen Ulm noch ein wenig wacklig waren, lief der Bayern-Motor dann so richtig warm.
Die Konsequenz: Bayern schoss Holstein Kiel (6:1), Dinamo Zagreb (9:2) und Werder Bremen (5:0) regelrecht ab und erzielte innerhalb von acht Tagen unfassbare 20 Tore. Sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League befinden sich die entfesselten Münchner an der Tabellenspitze.
Kompany bringt die Bayern auf Trab: Offensive wie verwandelt
Tatsächlich erinnern die Kompany-Bayern kaum noch an die Vorgänger-Version unter Thomas Tuchel. Der Belgier setzt auf einen gepflegten Offensiv-Fußball und ein aggressives Pressing, welches den gegnerischen Teams die Luft zum Atmen nimmt. Die neue Spielphilosophie setzen die Spieler mit einer Leidenschaft und Laufbereitschaft um, die man in den letzten zwei, drei Jahren selten gesehen hat. Nicht umsonst schilderte Werder-Geschäftsführer Clemens Fritz, dass die Bayern von heute ihn wieder an die Zeiten unter Pep Guardiola erinnern.
Das Wichtigste zur Bundesliga
Beim FC Bayern scheinen die Mosaikteilchen wieder perfekt zusammenzupassen. Dies gilt vor allem für die Offensive, wo Harry Kane und Jamal Musiala anders als in der vergangenen Rückrunde in einer absoluten Top-Verfassung sind und pure Weltklasse verkörpern. Mit Neuzugang Michael Olise und dem im Vorjahr praktisch dauerverletzten Gnabry sind zwei weitere Offensiv-Waffen dazugekommen.
Insbesondere Olise ist enorm am Aufschwung beteiligt, weil er neben seinen Scorer-Qualitäten auch ein herausragender Techniker und Passspieler ist. Angesichts dessen, dass Kompany auch im zentralen Mittelfeld mit Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlovic auf die fußballerisch stärksten Akteure baut, ist wieder ein deutlich strukturierteres Spiel und ein feinerer Kombinationsfußball möglich.
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Überraschende Wende: Plötzlich wackelt die Leverkusener Defensive
Trotz der begeisternden Offensiv-Performances stellen sich viele aber die Frage, ob die Münchner auch gegen Top-Gegner in der Erfolgsspur bleiben. "Ist das Duo Kimmich & Pavlovic defensiv stark genug?" und "Bekommen Upamecano & Kim den Laden hinten dicht?" sind oft geäußerte Sorgen. Denkt man an die zwei Gegentore nach der Pause gegen Zagreb, sind Zweifel erlaubt, jedoch ließen die Münchner wenige Tage später gegen Bremen nicht einen Torschuss zu.
Tatsächlich ist es weniger Vincent Kompany, der sich Sorgen um die Defensive machen muss, sondern vielmehr Xabi Alonso. Stehen die Bayern aktuell bei drei Gegentoren nach vier Bundesliga-Spielen, hat die Werkself ganze neun Buden kassiert.
Dabei kann man noch nicht mal behaupten, dass Leverkusen gegen sonderlich offensivstarke Teams ran musste. Beispiele gefällig? Die offensiv kriselnden Leipziger haben drei ihrer vier Saisontore beim 3:2-Erfolg gegen die Werkself erzielt. Gladbach erzielte immerhin zwei von fünf Saisontoren gegen Leverkusen, Wolfsburg drei von acht. Lediglich der starken Offensive war es zu verdanken, dass die Duelle mit 3:2 und 4:3 in letzter Minute gewonnen werden konnten.
Nun wartet mit dem FC Bayern jedoch ein Gegner, der mit 16 Treffern erfolgreicher war als Gladbach, Leipzig und Hoffenheim (also drei von vier Bayer-Gegnern) zusammen.
Tah und Tapsoba noch nicht in Topform
Doch worin liegen eigentlich die aktuellen Probleme von Bayer 04? Anzusetzen wäre hierbei unter anderem bei Jonathan Tah, der noch lange nicht auf dem Top-Niveau der Vorsaison performt. Auch beim Länderspiel gegen die Niederlande machte der Innenverteidiger den Eindruck, als wäre er körperlich noch nicht voll da. Inwiefern das über den ganzen Sommer andauernde Wechsel-Theater mit dem FC Bayern hierbei eine Rolle spielt, kann nur spekuliert werden.
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Fairerweise sei aber auch zu sagen, dass nicht nur Tah, sondern auch Nebenmann Edmond Tapsoba zu ungewohnten Fehlern neigt. Der 25-Jährige hat in der laufenden Saison nur 50 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen und verzeichnet rund doppelt so viele Ballverluste wie in der Vorsaison. Zudem fehlte mit Exequiel Palacios in den ersten Wochen ein defensiv enorm starker Mittelfeldspieler. Mit 68,8 Prozent gewonnenen Zweikämpfern war der Argentinier in dieser Statistik der drittbeste Bundesliga-Spieler der Vorsaison und der einzige Mittelfeld-Akteur in den Top 15.
Unterschiede sind zudem im Tor auszumachen. Schlussmann Lukas Hradecky war mit 80 Prozent gehaltenen Bällen in der Vorsaison der Top-Mann und befindet sich mit knapp 69 Prozent nun im unteren Mittelfeld.
Leverkusen benötigt in der Defensive mehr Fokus
All das darf nach vier Spieltagen noch nicht überdramatisiert werden, jedoch wirkt die Leverkusener Defensive derzeit weniger fokussiert als über weite Strecken der Vorsaison. Man könnte fast meinen, dass die Werkself gegen den Ball in einen leichten Schlendrian geraten ist. Ein Strudel, in denen Teams nach großen Erfolgen gerne mal hineingeraten. Selbst der FC Bayern kann davon ein Lied singen.
"Nach oben zu kommen ist schwer, oben zu bleiben noch viel mehr", lautet hier eben das Prinzip. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Xabi Alonso die Zügel schon gestrafft und die Aufarbeitung der Defensivprobleme längst begonnen hat. Folgerichtig wird die Werkself beim Top-Spiel in München mit ziemlicher Sicherheit defensiv deutlich konzentrierter zu Werke gehen als noch gegen Wolfsburg, wo mit dem Eigentor von Nord Mukiele auch das Pech eine Rolle gespielt hat.
Dies ändert aber nichts daran, dass die Favoritenrolle vermeintlich relativ klar verteilt ist. Die Bayern wirken derzeit unglaublich stark und stellen mit ihrer Offensiv-Power eine echte Bedrohung für das noch nicht ganz so gefestigte Bayer 04 dar. Dies macht einen Bayern-Sieg wahrscheinlich. Trotz allem könnte auch Leverkusen in der Lage sein, Münchner Probleme aufzudecken, die zuletzt gar nicht groß in Erscheinung getreten sind. Es ist und bleibt eben trotz der etwas ungleichen Voraussetzungen das Top-Spiel der Bundesliga.