Abschied vom Kaiser
Oliver Bierhoff über Franz Beckenbauer: "Gehört zur Top 10 in der Geschichte des Weltfußballs"
- Aktualisiert: 16.04.2024
- 09:51 Uhr
- Martin Volkmar
Oliver Bierhoff spricht bei ran über das Vermächtnis von Franz Beckenbauer, seine Bedeutung für den Weltfußball und die "andere Seite" des "Kaisers".
Auch für Oliver Bierhoff bedeutet der Tod von "Lichtgestalt" Franz Beckenbauer eine Zäsur.
"Franz‘ Bedeutung für den deutschen Fußball, den er über ein halbes Jahrhundert geprägt hat, ist herausragend. Als Spieler hat er mit seiner Interpretation des Liberos eine neue Rolle eingeführt und, was immer wichtig ist, sein Ausnahmekönnen auch mit vielen Titeln gekrönt", sagte der langjährige DFB-Sportchef, der sich bei ran erstmals öffentlich dazu äußerte.
Update vom 16. April 2024: Ein weiterer deutscher Weltmeister ist tot! Eintracht-Frankfurt-Legende Bernd Hölzenbein ist im Alter von 78 Jahren gestorben.
Daher sei Beckenbauer, der am 7. Januar mit 78 Jahren verstorben war, einer der größten Fußballer überhaupt.
"Er gehört für mich wie Pele, Maradona oder Zidane zu der Top 10 in der Geschichte des Weltfußballs", erklärte Bierhoff, der wie Beckenbauer Kapitän der deutschen Nationalmannschaft war:
"Sein Vermächtnis ist für mich vor allem die Verbindung von erfolgreichem sowie elegantem und attraktiven Fußball."
Das Wichtigste in Kürze
Bierhoff: Leider nie unter Beckenbauer gespielt
Dies gelte auch für dessen "extrem erfolgreiche Zeit" als Teamchef der DFB-Auswahl, die der "Kaiser" 1990 zum WM-Titel führte, ergänzte Bierhoff:
"Ich habe ihn beim DFB als U21-Nationalspieler kennengelernt, aber leider nie unter ihm gespielt, auch wenn ich damals Ende der 80er Jahre zusammen mit Marcel Witeczek immer wieder als Kandidat aus der jüngeren Generation genannt wurde."
Als Bierhoff im Jahrzehnt darauf das deutsche Team zum EM-Triumph 1996 schoss, wurde der Kontakt der beiden enger, und das blieb auch nach dessen Profi-Karriere so.
"Wir hatten immer einen unglaublich herzlichen, netten Austausch, so wie Franz halt war. Etwas enger dann, als ich zunächst internationaler Botschafter für die WM 2006 und ab 2004 Sportdirektor beim DFB war", erinnerte sich Bierhoff.
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"Da war der Franz fast jähzornig"
Allerdings habe er Beckenbauer auch anders kennengerlernt, erzählte der 55-Jährige, der bis nach der WM 2022 für den Verband tätig war:
"Ich weiß noch, als Jürgen Klinsmann beim Treffen der 32 Nationaltrainer vor der Heim-WM in Deutschland als einziger gefehlt hat, weil er in den USA geblieben ist. Da war Franz dann sehr klar und fast jähzornig, weil er als Organisator sauer war, dass ausgerechnet der eigene Bundestrainer nicht dabei war. Nicht ausfallend, aber sehr, sehr deutlich."
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Bierhoff über Beckenbauers Persönlichkeit
Insgesamt aber habe er "viele schöne Erinnerungen an Franz", so Bierhoff weiter:
"Er war eine beeindruckende, schillernde Persönlichkeit und ich glaube, jeder weiß zu schätzen, was er für den deutschen Fußball geleistet hat."
Beckenbauer war am Freitag im engsten Familienkreis in München beigesetzt worden. Am Wochenende gab es bei allen Bundesligaspielen eine Gedenkminute, am kommenden Freitag wird es eine große Trauerfeier in der Allianz Arena geben.